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Buckauer Lametta |
Seit einem
Jahr betreibe ich den Blog „Aufwärtskompatibel? Neue Industriekultur in
Magdeburg!" Der Blog sei etwas unorthodox, meinten einige Leser. Wegen der
technisch ungewohnten Umsetzung als Web-Seite mit PDF-Dokumenten? Oder war es
wegen der unterschiedlichen Formen und Inhalte?
Die technische Umsetzung in einen „klassischen“
Blog, der aufgeräumter, strukturierter ist und übliche praktische Blog-Funktionen
aufweist, habe ich nun zum Jahresende umgesetzt, er ist unter dem Link https://herbert-karl-von-beesten-intel-blog.blogspot.com/ ab sofort
zu erreichen. Parallel werde ich den Blog aber auch auf der Webseite http://herbertbeesten.de/Magdeburger-Industriekultur-Transformation.htm
für diejenigen fortführen, die Bedenken gegen Google-basierte Anwendungen
haben. Inhaltlich soll es so abwechslungsreich wie bislang bleiben. Neben eher
journalistisch geprägten Beiträgen reizt es mich weiter, verschiedene literarische
Genres, wie Storytelling, Parabel, Satire etc. zu bedienen und das Blog-Thema aus
den unterschiedlichsten Perspektiven zu beleuchten. Mal laut und penetrant,
dann zurückhaltend abwägend. Humor, Ironie und Fantasie, gepaart mit technisch-sachlichen
Hintergründen, sollen weiterhin das Profil prägen. Das hört sich doch gut an,
oder? Der mündige Leser oder die gleichfalls mündige Leserin wird entscheiden
können, was ernsthaft gemeint, was Vision ist oder was meiner Fantasie entspringt.
Die Ausgangsfrage - Die Wunschlisten
Aufwärtskompatibel bedeutet zum
Beispiel in der IT-Branche, dass bei der Weiterentwicklung von Software das
Programm auch noch mit alten Daten und Projekten funktioniert und zugleich neue
Funktionen und Möglichkeiten bereithält. Kennen Sie das Gefühl, wenn es nach
einem Update plötzlich nicht so ist? Dieses Gefühl sollte die Magdeburger nach
der Intel-Ansiedlung möglichst nicht beschleichen.
Rückwärts- oder Abwärtskompatibilität
gibt es zwar auch, allerdings scheint aus meiner Sicht die anstehende Vorwärtsentwicklung
in Magdeburg unumkehrbar zu sein, wenn man der in Magdeburg stark vertretenden Intel-Protagonisten-Fraktion
glaubt. Ich werde weiter beobachten, was da wie passiert und zu antizipieren
versuchen, wohin die Reise der Magdeburger gehen kann. Neben den Chip-Fabs
stehen zum Beispiel Sport-, Sozial- und Kultursponsoring durch Intel auf der Magdeburger
Wunschliste, wie auch innerstädtische ÖPNV-Verbesserungen bis zum Autobahnring
um Magdeburg samt weiterer Elb-Querung.
Ahnungen im bisherigen Blog 2023
Ich bin kein Prophet. Aber durch meine
Nähe zum Thema keimt schon etwas früher die eine oder andere Vorahnung auf. So
war schon im März-Blog nachzulesen, dass die Einrichtung eines weiteren
Wasserwerkes an der Elbe wahrscheinlich ist. Im August wurde schon fiktiv auf
den Einstieg von Intel beim FCM zurückgeblickt. Mit der „Intel-Mania“ im April
satirisch-fiktional aufgedeckt, dass sich möglicherweise eine Undercover-Intel-Lobby-Group
gebildet hat. Im September gab es so Nützliches wie einen kleinen Crash-Kurs über
Halbleitertechnik im Uni-Reinraum. Meine Mahnung, dass man sich auch mit der
Technik selbst auseinandersetzten muss, wenn man mitreden will, war hoffentlich
nicht zu oberlehrerhaft. Die literarischen Storys über den Temponauten Kalle im
Januar und den Schwermaschinenbau-Ingenieur Hermann zeigten im August, wie es um
die Aufwärtskompatibilität der älteren Generation steht.
Meine Mai-Idee, das Resümee meiner
Teilnahme an Versammlungen zum Thema Intel in Oschersleben und Wanzleben in Form
einer gestörten Funkverbindung darzustellen, sehe ich im Nachhinein als Prophezeiung
der schwieriger werdenden Kommunikation der beteiligten Gemeinden mit
Magdeburg, die später im November/Dezember offen zutage trat.
Über den Tellerrand
Bei einem so großen internationalen
Projekt – hier soll immerhin eine Gesamtsumme investiert werden, die größer ist
als alle 33 Magdeburger Stadthaushalte zusammen seit der Wiedervereinigung – war
es mir wichtig, mich auch überregional umzuschauen. So konnte ich im Februar
über meine Münchener Chip-Visite aus dem Dunstkreis der Intel-Deutschland Zentrale
berichten, im Juli beschreiben, was den amerikanischen Journalisten Sam Gurwitt
an dem Intel-Thema interessiert. Wie schauen andere auf Magdeburg? Inwieweit
ist das mit der notwendigen Willkommenskultur kompatibel? Wie das gelingen könnte,
zeigte ich im Juni mit „Wie man einem Amerikaner das deutsche
Kleingartenvereinswesen erklärt“.
In den Medien: Frohe Nachrichten, Hiobsbotschaften
und die Intel-Aktie
Das Auf und Ab des Intel-Themas in den
Schlagzeilen der Magdeburger „Volksstimme“ wurde mit Beispielen monatlich festgehalten
und festgehalten und machte offenkundig, dass nicht nur „bad news“, sondern
auch gute Nachrichten zur Intel-Ansiedlung als „good news“ dienen können, die
Rückenwind für Magdeburg und die Region versprechen.
Blickt man über den lokalen medialen Horizont
hinaus, gibt es auch Gegenwind: Im „Handelsblatt“ schlägt am 22.12.2023 ein Leser
bei der Frage nach Sparmaßnahmen für den Bundeshaushalt die Halbierung der
Intel-Subvention vor (Link: Debatte:
Diese Sparmaßnahmen würde die Handelsblatt-Leserschaft favorisieren). Ähnlich wird am gleichen Tag als
Kommentar im Deutschlandfunk der fehlende soziale Ausgleich bei der CO₂-Rückvergütung
bemängelt, weil mit den Ersparnissen nun 10 Milliarden Euro für Intel mitfinanziert
werden müssen (Link: Kommentar
zum Klimageld - Ampel scheut die Auseinandersetzung (deutschlandfunk.de).
Als Lektüre zum technologisch-wirtschaftlichen
Komplex sind besonders die Artikel von Joachim Hofer vom „Handelsblatt“ zu
empfehlen, den ich bei seinen Recherchen in Magdeburg kennenlernen konnte.
Einen guten Überblick bietet zum Beispiel sein Artikel vom 14.12.2023, in dem
die aktuelle weltweite Position von Intel in dem technologischen Marktsegment
beschrieben wird. (Link: Halbleiter:
Intel will mit neuem Chip zu AMD und Nvidia aufschließen (handelsblatt.com).
Sucht man in der „Süddeutschen Zeitung“
Artikel zu „Intel“, gibt es im Zeitraum vom 1.12. bis 23.12.2023 allein vierzehn
Artikel, in denen es auch um die Ansiedlung in Magdeburg geht. Das hat – auf
den Umfang bezogen – fast schon „Volksstimme“-Niveau. In den Artikeln gibt es andere
Perspektiven. Es lohnt auch ein Blick auf den Intel-Börsenzettel: Ein
Jahresplus in 2023 von über 80% – allerdings von einem niedrigen Niveau aus – bestätigt
die für den Halbleitermarkt typische-hohe Volatilität, zugleich aber auch die
derzeitigen Erwartungen von Investoren. Mit einer Marktkapitalisierung (Wert
aller Aktien nach aktuellem Kurs) von über 200 Milliarden Euro zählt Intel
weltweit zu den Top-50 Unternehmen.
Verantwortung
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Quelle: Wallstreet Journal |
Die Intel-Ansiedlung in Magdeburg mit
den damit verbundenen Subventionen bedeutet, dass viele Magdeburger und Sachsen-Anhalter,
auch zukünftige, zahlreiche Vorteile haben werden. Viele Menschen in
Deutschland und Europa beneiden uns darum, und wenn wir ehrlich sind, hätten
wir andere Regionen auch beneidet, wären wir zweiter Sieger geworden.
Denken wir daran, dass das Geld durch
die neuerlichen Sparbeschlüsse der Regierung nun an anderen neuralgischen
Stellen fehlt und einige der ausgewiesenen Volkswirtschaftler die Sinnhaftigkeit der
Intel-Subventionen kritisch sehen.
Daraus folgt die Verantwortung, dass das
Projekt für die Region tatsächlich langfristig Nutzen bringen muss, dass wir es
aufmerksam begleiten und uns um Ausgewogenheit bemühen müssen, sowohl aus
wirtschaftlicher, ökologischer und sozialer Sicht. Wir dürfen es also nicht
„vermasseln“! Mit „Wir“ meine ich die politisch Verantwortlichen, engagierte
Gruppen, Interessenvertreter, Einzelpersonen und natürlich auch mich selbst. Auch
wenn viele von uns keinen direkten Einfluss auf Entscheidungen haben, sollten man
mit Selbstvertrauen in jedem Teil der Stadtgesellschaft die Mitverantwortung begreifen.
Es ist ein riesiges, komplexes und anspruchsvolles Projekt, wo es nicht nur einfacher
Lösungen bedarf. Mischen wir uns ein! Es wird trotzdem Momente geben, da
Vertrauen für die direkt beteiligten Entscheider und Entscheiderinnen
aufzubringen sein wird. Das wird nur dann funktionieren, wenn Transparenz bezüglich
der Hintergründe und Entscheidungen herrschen wird.
Was steht in 2024 an?
Wie man aus vertraulichen, gut unterrichtet
genannten Kreisen hört, soll neulich eine LKW-Ladung Akten für die Genehmigung
und Förderung der Intel-Ansiedlung bei der zuständigen Behörde, dem
Landesverwaltungsamt in Halle, abgeladen worden sein. Ich hoffe, dass die
Papierform nur eine formale Voraussetzung ist und dass parallel einige Terabyte
Daten das Einscannen der Akten überflüssig machen. Es darf erwartet werden,
dass die Unterlagen zügig durch einen komfortablen Onlinezugang öffentlich
gemacht werden. Der bislang übliche Zeitraum für so eine Genehmigung betrug zwei
Jahre plus x. Wenn wir noch 2024 den Baustart erleben möchten, muss der vielzitierte
„Deutschland-Turbo“ eingeschaltet werden. Ich vermute, dass viele genehmigungsrelevante
Dinge schon vorab zwischen den Genehmigungsbehörden, der Politik und Intel geklärt
worden sind oder noch werden, um zeitraubende Regelschleifen zu minimieren. Das
ist auch okay so. Das Projekt kommt also 2024 in die konkrete Phase, in der die
Karten auf dem Tisch liegen und so vielen Spekulationen der Boden entzogen wird:
Endlich wird greifbar, wie hoch der Wasser- und Energiebedarf ist, wie viel
Bördeboden tatsächlich transformiert und wie groß die versiegelte Fläche sein wird.
Und: Welche Stoffe und chemischen Substanzen werden in der Produktion
eingesetzt und wie ist die Qualität des Abwassers? Es sind engagierte Bürger
und Bürgerinnen als auch Fachleute und Institutionen aufgerufen, sich
unabhängig die vorliegenden Pläne und deren Umsetzung anzusehen. Mit einigen dieser
Fachleute werde ich sprechen und deren Schlussfolgerungen in den Blog aufnehmen.
Ich werde an Versammlungen teilnehmen und meinen Blog dafür als Echoraum anbieten.
Daneben interessiert mich weiter das gesellschaftliche,
kulturelle und soziale Umfeld, wie der Arbeits- und Wohnungsmarkt. Auch: Wie
wird das Thema künstlerisch reflektiert? Außer im Kabarett habe ich bislang
nichts gehört. Wie geht es mit dem Intel-Sponsorship weiter? Intel wird dadurch
sicher viele SCM- und FCM-Fans auf seine Seite ziehen.
Vielleicht kann mein Blog dazu beitragen,
die Magdeburger Chip-Kompetenz weiterzuentwickeln, ohne dass es zu ernst oder staubtrocken
zugeht. Ich freue mich, wenn es wieder Gastbeiträge gäbe, wie etwa den vom
Münchener Dr. Franz Will im September 2023 mit der schönen Überschrift: „Nur
die Paranoiden überleben“.
Lesungen aus dem Blog und Diskussion
Die Tradition, möglichst jeden ersten
Montag im Monat um 17 Uhr eine öffentliche Lesung und Diskussion zum aktuellen Blog
in der Stadtbibliothek Magdeburg anzubieten, soll fortgeführt werden. Es ist
geplant, neben mir als Autor jeweils einen Fachmenschen zu einem Thema einzuladen.
Die nächsten Termine: 5.2.2024, 4.3.2024, 6.5.2024 und 3.6.2024.
Der Kreis schließt sich
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Intel Mistel-Bogen in Magdeburg |
Im Januar-Blog 2023 berichtete ich von
meinen archäologischen Fundstücken, gemacht in einer Buckauer Industriebrache aus
der Zeit der ersten großen Magdeburger Transformation zur „Stadt des
Schwermaschinenbaus“. Es handelte sich um verrostete Metallspäne von
Drehbänken, mit denen ich als „Buckauer Lametta“ meinen Weihnachtsbaum Ende Dezember
2023 geschmückt habe. Am gleichen Tag entdeckte ich beim Gang durch das nasse
Magdeburg an der Kreuzung Breiter Weg/Ernst-Reuter-Allee den weihnachtlichen Lichterglanz
eines Mistelbogens mit Intel-Logo und dem strahlenden Schriftzug „Happy to be
in Magdeburg“. Der Bogen ist geschlagen. Mistel, ein mythisches Gewächs, Zauberpflanze
und Glücksbringer. Bei „zu viel Mistel“ nicht so gut für den Wirtsbaum. Ein
gutes Omen für eine Beziehung ist, wenn man sich unter dem Mistelzweig küsst.
Es ist aber nicht einmal ein Gerücht, dass sich dort unter dem Mistelbogen
unsere Oberbürgermeisterin Simone Borris und der Intel-CEO Pat Gelsinger
geküsst haben sollen. Haben sie nicht! Aber so etwas wie eine Ehe gehen
Magdeburg und Intel trotzdem miteinander ein.
Danke
Zu guter
Letzt möchte ich mich noch bei den Förderern und Sponsoren dieses
Blog-Projektes
-
der Stiftung Unserer Lieben Frauen www.stiftung-kulf.de/,
-
dem Kulturbüro der Landeshauptstadt Magdeburg –
www.Magdeburg.de,
-
der WoBau Magdeburg - www.WoBau-Magdeburg.de,
-
und dem Lions Club Magdeburg - Kaiser Otto I. www.lions-Magdeburg.de
bedanken. Ganz herzlichen Dank auch an
Albrecht Franke aus Stendal für die gute Unterstützung und die vielen Hinweise,
die weit über die Aufgaben eines Lektors hinaus gingen.