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Donnerstag, 4. April 2024

# 048 Bad news are good news – Die Intel-Zahlen

„Rote Zahlen bei Intel – US-Chipriese weist Milliarden Verlust aus.“

So titelte die Magdeburger „Volksstimme“ am 4. April 2024 auf Seite 1.

Normalerweise reagiere ich hier im Blog nicht auf Tagesereignisse, sondern möchte losgelöst, vom Tagesgeschäft, gelassen, meine spezielle Betrachtungen durchführen. Allerdings bin ich als „vermeintlicher Intel-Experte“ von einigen Menschen angesprochen worden, die auch von ähnlichen Artikeln in der internationalen Finanzpresse aufgeschreckt wurden. Was hat das für Intel-Magdeburg zu bedeuten?  Spekulationen gehen um.

So spiele ich als Börsenlaie ein bisschen Fakten-Check:

  • Die genannten Zahlen beziehen sich auf operative Verluste aus den Jahren 2023 und früher in einem Teilbereich von Intel, dem sogenannten Foundry. Dabei handelt es sich nicht um die Fertigung von eigenen Intel-Chips (Produkten), sondern um die Produktion für andere Kunden als Dienstleistung.
  • In den Jahren bis 2023 hat Intel durch andere Leistungen diese Verluste immer mehr als ausgeglichen und insgesamt immer Gewinne in Milliardenhöhe ausgewiesen sowie ähnlich hohe Dividenden gezahlt.
  • Die Aufteilung nach Bereichen ist im Nachhinein aufgeschlüsselt worden, da in den nächsten Jahren der Foundry-Bereich ausgebaut und zu einem festen Standbein für Intel werden soll. So können auch Außenstehende (z. B. Aktionäre) transparent die Entwicklung dieses zukünftig wichtigeren Bereiches besser verfolgen und beurteilen.

Meine Einschätzung:

Intel wird, wie seit seiner Gründung auch voraussichtlich als Gesamtergebnis, insbesondere durch den KI-Trend mit eigenen Intel-Chips und Software, weiter schwarze Zahlen schreiben. Durch den Ausbau des bisherigen defizitären Foundry-Bereiches sollen ab 2028/2030 zusätzliche Gewinne erwirtschaftet werden. Es ist zu vermuten, dass daran möglicherweise Intel-Magdeburg einen besonderen Anteil haben könnte.

Links dazu:

Gewinn von Intel bis 2023 | Statista

Intel Prognose 2024 & Kursziel von Analysten (aktien.guide)

Thema „Intel-Aktie“ auch hier im Blog zu finden unter:

https://herbert-karl-von-beesten-intel-blog.blogspot.com/2023/12/25-ein-gastbeitrag-von-dr-franz-will.html

https://herbert-karl-von-beesten-intel-blog.blogspot.com/2024/02/039-intel-aktien-kaufen-oder-verkaufen.html

https://herbert-karl-von-beesten-intel-blog.blogspot.com/2023/12/034-die-bescherung-im-dezember-2023.html



Sonntag, 31. März 2024

# 047 - Bauernregeln und KI – Im Märzen der Chip-Bauer den Spatenstich einplant … zu Basilius?

Transformation – der erste Schritt wird sichtbar

„Wie man so hört“, sagt man, soll der erste Spatenstich auf dem Bördeacker für die Intel-Ansiedlung in einigen Monaten mit einem großen Event zelebriert werden. So steht auf diesem Stück Land der nächste, erstmals klar sichtbare Transformationsschritt bevor.

Magdeburg, „Stadt der Verwaltung und Wissenschaft“, erweitert sich auf dem Bördeacker zu einem großen Hightech-Produktionsstandort. So verdrängt dort künftig der KI-Protagonist Intel die heutige Agrarindustrie, wo bis vor siebzig, achtzig Jahren die Bauern in kleinteiliger Landwirtschaft noch nach Bauernregeln und dem Hundertjährigen-Kalender gelebt haben.

Symbolbild Spatenstich - Bild: Herbert Beesten und KI 

Bauernregeln und KI – geht das zusammen?

Die Bauernregeln für das Wetter, von dem die Landwirtschaft besonders abhängig war, basieren auf Beobachtungen über viele Generationen hinweg. Im März, dem Übergang vom Winter in die Vegetationsphase, in die Zeit des Säens, weisen erfahrungsgemäß bestimmte Wetterphänomene auf die Wetter- und Klimabedingungen bis in den Herbst, die Erntezeit, hin.

Für Wetterprognosen wird in Forschungsprojekten auch mit KI experimentiert. Beide, KI und die Bauernregeln, basieren auf vielen Informationen. In einem Fall auf jahrhundertlanger Beobachtung der bäuerlichen Landbevölkerung, im anderen auf Hunderten, vielleicht auch auf Tausenden Gigabyte Daten aus Wetter- und Klimamodellen. Das eine basiert auf neuronalen Netzen im menschlichen Gehirn, das andere auf künstlichen, mit Software nachempfundenen neuronalen Netzen.

Was liegt also näher, als mit Bauernregeln auf das bislang landwirtschaftlich, aber zukünftig von einem der weltweit größten KI-Protagonisten genutzte Areal zu schauen und auch Bauernregeln einem Transformationsprozess zu unterziehen?

Damit man früher die Wetterbeobachtung an bestimmten „Stichtagen“ nicht verpasste, wurden Namenstage – also Tage im kirchlichen Kalender, an denen bestimmte Heilige besonders verehrt wurden – als „Trigger“ verwendet. Man brachte die Namen der Heiligen oft in Reimform mit den Wetterereignissen zusammen. So konnte man sie sich besser einprägen.

 

März-Events und Weichenstellung

So habe ich meine Märzbeobachtungen in Sachen Intel, anders als in meinem Beitrag aus dem März 2023 (Aufwärtskompatibel? Neue Industriekultur in Magdeburg durch Intel?: # 008 Im Märzen der Bauer … ein Fließtext aus 2023 (herbert-karl-von-beesten-intel-blog.blogspot.com),  mit Bauernregeln zusammenzubringen versucht , um daraus eine Prognose für den weiteren Verlauf der Intel-Ansiedlung abzuleiten.

Am 13. März 2024 fand der „Zukunftstag BVMW“, also des Bundesverbandes Mittelständische Wirtschaft, in der Magdeburger Johannis-Kirche statt. Ein Bekannter, der daran teilgenommen hat, berichtete mir:

Bild: BVMW - LinkedIn-Seite

Es wurde diskutiert, inwieweit die mittelständische Wirtschaft in der Magdeburger Region vor allem bei der Fachkräftebeschaffung gegenüber Intel das Nachsehen haben könnte. Der Vorsitzende des BVMW, Christoph Ahlhaus, die Magdeburger Wirtschaftsbeigeordnete Sandra-Yvonne Stieger und der Direktor der Arbeitsagentur Magdeburg, Matthias Kaschte, zeigten Perspektiven auf, wie Fachkräftebeschaffung nebeneinander möglich sein kann, wobei sie auch unabhängig von der Intel-Ansiedlung schwieriger werden wird. Es wird ein stärkerer Wettbewerb um Fachkräfte entstehen, dem sich auch die mittelständische Wirtschaft stellen muss. Es wurde deutlich, dass Intel überregional und international Ausschau hält. Unter Bauern könnte man sagen: „Das Gras beim Nachbarn ist immer grüner.“

Vom 11. bis zum 15. März veranstaltete die Microtec Academy in der Handwerkskammer Magdeburg das Seminarprogramm „Einführung in die Fertigungs- und Prozesstechnologien der Halbleitertechnik“. Das war zugleich die Einstiegsveranstaltung der Uni Magdeburg in die überregionale und überbetriebliche Berufsbildungsakademie, speziell für die Mikro- und Nanotechnologien. Ich konnte am 14. März einen interessanten, auf Deutsch gehaltenen Vortrag, der Intel-Mitarbeiter Werner Ertle und Peter Baumgartner mit dem Titel „The world of semiconductor“ verfolgen. Die Überschrift hörte sich zwar allgemein an, es war aber keine Marketingveranstaltung, sondern es wurden realistisch (man war unter Fachleuten) viele Details erläutert, und man verwies auf die hohen Ansprüche, Möglichkeiten, aber auch Grenzen und Probleme der Halbleiterfertigung. Zum Teil auch mit Bezug auf die Pläne für Magdeburg. Natürlich wurde das Moore’sche Gesetz als „Chip-Bauer-Regel“ zitiert, aber Gordon Moore (noch) nicht in den Himmel gehoben.

In der Pause traf ich Giulia Bolognesi (Aufwärtskompatibel? Neue Industriekultur in Magdeburg durch Intel?: # 043 Giulia und Latte macchiato am Hassel, EDTA bei Intel (herbert-karl-von-beesten-intel-blog.blogspot.com) und auch Jörg Vierhaus (Aufwärtskompatibel? Neue Industriekultur in Magdeburg durch Intel?: # 026 Artikel über Partikel aus der Grauzone im September 2023 (herbert-karl-von-beesten-intel-blog.blogspot.com) wieder.

Beim Lunch am Stehtisch waren, neben Peter Baumgartner von Intel, ein weiterer Referent des Seminars, Gerfried Zwicker, vom Fraunhofer-Institut für Siliziumtechnologie in Itzehoe, sowie zwei junge Frauen aus süddeutschen Chip-Zulieferbetrieben meine Gesprächspartner. Meine spontane Frage an eine der jungen Damen, ob sie sich demnächst einen Job bei Intel in Magdeburg vorstellen könnte, beantwortet sie freiweg mit: „Auf jeden Fall!“ Gerfried Zwicker konnte ich mit der Vermittlung eines Kontaktes zu einer Human-Resources-Ansprechpartnerin bei Intel helfen, weil er einen taiwanesischen Doktoranden betreut, der einen Job in der Halbleiterindustrie sucht. Ich wies auch auf die aktuellen und sich in letzter Zeit häufenden Stellenanzeigen bei LinkedIn und XING hin, mit denen Intel Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen weltweit schon jetzt für den Standort Magdeburg gesucht werden. Die strategische Personalsuche für Magdeburg setzt bei Intel also schon frühzeitig ein.

Die Bauernregel am 15. März, am Ende der Veranstaltung: „Lukretia feucht, Kornsäcke leicht.“ Da das Wetter an diesem Tag sonnig und trocken war, müssten also perspektivisch die Säcke der Chip-Bauer schwer werden.

Am 22. April 2024 endet*) die öffentliche Auslege- und Einspruchsfrist zum Intel-Bauvorhaben „Errichtung einer Halbleiterfabrik“. Für den 21. März lautet die Bauernregel: „Soll das Korn gar üppig stehen, soll man es an St. Benedikt säen.“ Dann schauen wir doch mal, wie die Saat am 29. Mai 2024 bei der öffentlichen Verhandlung von Einsprüchen in der Magdeburger Johannis-Kirche aufgeht. Auch hier hilft eine Bauernregel: „Mai kühl und nass, füllt's dem Bauern Scheun und Fass.“ Ja, Wasser ist wichtig!

Eine Regel für den Chip-Bauer könnte heißen: „Sind der Einsprüche nicht zu viel, so ist dann Intel bald am Ziel.“

Am 25. März 2024 fand im Rahmen der Vortragsreihe „Wissenschaft im Rathaus" die Veranstaltung „Intel und die Magdeburger Hochschullandschaft“ statt.
Tino Grosche moderierte ein Gespräch mit der Rektorin der Hochschule Magdeburg-Stendal, Prof. Dr. Manuela Schwartz, und dem Rektor der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, Prof. Dr.-Ing. Jens Strackeljan. Die Veranstaltung war gut besucht, 80 bis 90 Personen, und wenn ich mich umschaute, war es eine bunte „Besuchermischung“. Es gab eine Menge Fragen aus dem Publikum. Es überraschte nicht, dass der Rektor und die Rektorin die Ansiedlung insgesamt positiv sehen und davon ausgehen, dass alles glatt läuft. Die Rekrutierung von qualifiziertem Personal wird als die größte Herausforderung gesehen, die die Hochschulen nicht allein bewältigen können. Meine Frage, wie die notwendige Transformationsfähigkeit der Magdeburger gesehen wird, wurde von der Rektorin sinngemäß so beantwortet: Das könnte in zwei Phasen geschehen. Einmal durch Toleranz und Verständnis bei der unmittelbar anstehenden Errichtung der Fabriken mit Baustellen und Verkehr sowie Angebote an das internationale Baustellenpersonal. Zum anderen, in der zweiten Phase, wenn die Fabrik steht, mit der notwendigen Entwicklung einer internationalen Willkommenskultur. Zugleich wurde klar, dass die Hochschulen von Intel „nichts geschenkt bekommen“, dass also Gegenleistungen erwartet werden. Die Investition in die Ausbildung von Mikrotechnologen, z. B. für das Lehrpersonal, auch viele Millionen Euro für Gebäude mit einem großen Reinraum, muss wesentlich von der Uni, sprich aus den Landeskassen von Sachsen-Anhalt erbracht werden.

„Kann das Projekt noch scheitern?“, fragte eine ältere Dame aus dem Publikum. Wenn das geschähe, dann wäre Magdeburg als großer Industrieproduktionsstandort auf Jahrzehnte „verbrannt“. Von der Erwartung, dass Magdeburg einmal 300.000 Einwohner haben könnte, müsste man sich dann verabschieden, meinte der Rektor.  

Die Bauernregel für diesen hellen und klaren 25. März klingt für das Intel-Projekt hoffnungsvoll: „Mariä Verkündigung hell und klar, ist ein Segen fürs ganze Jahr.“ Also schließen wir uns den optimistischen Äußerungen der beiden Hochschulvertreter an, die sie am Anfang der Veranstaltung äußerten.


Welches Werkzeug ist das richtige für den ersten Spatenstich?

Der erste Spatenstich für die Intel-Ansiedlung sollte natürlich stilvoll, dem Bördeacker angemessen, mit einem Rübenspaten oder. einem Rübenheber vollzogen werden. Das ist ein spezielles Werkzeug, mit dem früher die Bauern in der Börde die Zuckerrüben einzeln aus dem Boden heben konnte. Diese Werkzeuge gab es für Rechts-, Links- oder Beidfüßler, so dass sich die Politiker und Politikerinnen die richtigen Rübenspaten entsprechend ihren politischen Orientierungen aussuchen könnten.

Rübenspaten und Rübenheber - www.alltagskulturen.lvr.de 

Wann ist der richtige Zeitpunkt für den ersten Spatenstich?

Mit meiner Chip-Bauer-Regel nach vorn schauen: „Sind Magdeburg und Umland im April und Mai sich einig, wird der Weg zur Silicon-Börde nicht weit, nicht steinig.“

Nach den eingereichten, öffentlichen Unterlagen für die Teilgenehmigung soll ab dem 1. Juni der Bau beginnen, also ist im Juni der offizielle „Erste Spatenstich“ zu erwarten. Aber an welchem Tag? Welche Bauernregel sollte zur Anwendung kommen, um der Sache einen gesegneten Verlauf zu verschaffen?  

Die Lösung in zwei Schritten: Mittels KI sollte eine Wetterprognose für den Juni erstellt werden und in einem zweiten Schritt sollte das mit Bauernregeln korreliert werden.

Alte Bauernregeln für den Juni

·         13. Juni: „Wenn an St. Anton gut Wetter lacht, St. Peter viel Wasser macht."

·         15. Juni: „Hat St. Veit starken Regen, bringt er unermesslichen Segen.“

·         20. Juni: „Hat Margarete keinen Sonnenschein, dann kommt das Heu nie trocken ein.“

·         24. Juni: „Regnet es am Johannistag, regnet es noch 14 Tag."

·         29. Juni: „Peter und Paul hell und klar, bringt ein gutes Jahr.“

 

Ein guter Zeitpunkt wäre zwischen St. Anton und St. Veit, also der 14. Juni, der „Basilius-Tag“, weil sowohl bei lachender Sonne am 13. Juni als auch bei Regenwetter am 15. Juni die Auswirkungen in den Bauernregeln jeweils positiv beschrieben werden. Außerdem hat einer der voraussichtlichen Spatenstecher, Kanzler Olaf Scholz, am 14. Juni Geburtstag, Intel-CEO Pat Gelsinger, dessen zweiter Vorname Paul ist, der am 13. Juni gefeiert wird. Das alles könnte man mit „Reiner“ kombinieren, dem Namenstag unseres Ministerpräsidenten am 17. Juni.

St.Basilius - Bild: Wikipedia

Basilius (330 - 379) auch „der Königliche oder der Große“ genannt, ist ein wichtiger Heiliger und hat auch zu seiner Zeit Transformationsprozesse vorangetrieben (siehe auch Basilius der Große – Wikipedia). Damit ist er ein guter Patron für diesen Tag.

 

Neue Chip-Bauer-Regeln zum Basilius-Tag

Alles konzentriert sich auf die Zeit um den Basilius-Tag, also den 14. Juni. So möchte ich, damit alles gut läuft, für diesen Tag einige neue innovative Chip-Bauern-Regeln zur Auswahl stellen:

·         Regnet‘s auf Basilius, wird‘s für den Chip-Bauer ein Genuss.

·         Ist‘s Wetter auch beim Spatenstich rau, stört‘s nicht den Semiconductor-Bau.

·         Scheint zu Basilius die Sonne auf den Spaten, kann der Chip-Bauer durchstarten.

·         Bringt zu Basilius Olaf Millionius zum Pat-Paulinius,

Bördebezwinger Gelsinger, wird zum Chip-Fab-Bringer.

·         Der Landesvater Reiner, präsidial wie keiner

hält Reden, groß wie Basilius,

schippt Bördeboden, mit Genuss,

lässt sich loben, preisen, schlägt im Boden Schneisen.

·         Erster Spatenstich bei Strich-Regen? Werter Basilius, bring trotzdem Chip-Segen!

Vielleicht wird noch später im Hundertjährigen Intel-Kalender der Spatenstichtag nur rot angestrichen? Denn bis zu einem St.-Gelsinger-Day oder einen St.-Simone- oder gar einem St. Olaf-Tag – das ist ein weiter und harter Weg. Und wer will in Zeiten des Klimawandels schon wetterprognostische Regeln aufstellen?

Obwohl… wenn das von Pat Gelsinger formulierte Ziel, dass die Intel Corporation weltverändernde Technologien entwickelt, um das Leben aller Menschen auf dem Planeten zu verbessern, erreicht wird, dann wird er sich der Aufnahme in höhere Sphären wohl kaum entziehen können.

*) Am 6.4.24 korrigiert: Irrtümlich stand hier der 22. März 2024

Montag, 26. Februar 2024

# 043 Giulia und Latte macchiato am Hassel, EDTA bei Intel

Café „Square“ 

Treffpunkt 10:30 Uhr, Café „Square“ am Hassel ‒ im Schatten des Plättbolzens, in dem sich zurzeit die Magdeburger Intel-Dependance befindet ‒ für mich günstig fußläufig zu erreichen, ich wohne um die Ecke. „Fußläufig“, kommt mir in den Sinn, ist eigentlich „Verwaltungssprech“, aber darum soll es heute gerade nicht gehen, ich will doch möglichst locker wirken bei der Verabredung mit Giulia Bolognesi.

Mir fällt ein, dass ich kein Zeichen mit ihr vereinbart habe, an dem sie mich erkennen kann. Ich schaue mich vor dem und im Café um. An zwei Tischen jeweils zwei junge Frauen, die Studentinnen sein könnten. Eine schaut auf, die sich vorher auf Englisch mit ihrer Tischnachbarin ausgetauscht hat. Ich gehe hin und frage, ob wir verabredet seien. Sie ist irritiert. Ich versuche es mit Englisch. Sie schaut sich verunsichert um. Etwa nach Hilfe? Ich versuche, den Namen auszusprechen, den ich für einen spanischen oder italienischen halte. Meine Gesprächspartnerin hatte bei der Verabredung geschrieben, dass sie nicht so gut Deutsch spricht, aber nichts über ihre Nationalität. So versuche ich es mit der vermeintlich spanischen Variante: Giulia, am Anfang mit einer Art Rachenlaut, das klänge dann wie ein hartes Chulia [Xulia], was mir als Münsterländer besonders gut gelingt. Aber das löst bei beiden weiter Kopfschütteln, ja Abwehrgesten aus. Ob sie mich für einen alten CIS-Mann halten, der plump Annäherungen versucht? Ich bin überhaupt nicht locker. Ich verzichte auf weitere Kontaktversuche. Sie wird schon kommen, sage ich mir, immer wieder nach draußen schauend. Die junge Frau hinter der Selbstbedienungstheke, die mich nach meinen Wünschen fragt, vertröste ich: Gleich muss meine Verabredung hier sein.

 

Italienisch-Lektion in Magdeburg

Da tritt Giulia auch schon zur Tür herein. Ihr offener und suchender Blick trifft mich, sie lächelt, wir sprechen uns in Deutsch an, bestätigen durch einen Händedruck unser gegenseitiges Erkennen. Das hat schon mal geklappt. Sie hat sich wegen der Hassel-Baustelle etwas verspätet. Wir belegen mit unseren Taschen und Jacken einen Zweiertisch am Fenster und begeben uns zur Theke, um unsere Bestellungen aufzugeben: Für mich einen Chai-Latte, aber bitte aus der Dose mit dem grünen Etikett. Meine Gesprächspartnerin bestellt einen Latte macchiato. Das ist eine gute Gelegenheit, noch an der Theke, auf unsere Getränke wartend, ihre Nationalität zu klären: Giulia soll eher wie Julia ausgesprochen werden, also nicht das spanische Ch [X], erklärt sie. Sie ist Italienerin. Ihren Familiennamen Bolognesi soll ich wie „Bolognese“ bei Spaghetti aussprechen, also ohne „G“, aber am Ende mit „I“. Sie komme übrigens tatsächlich aus dem klassischen Bolognese-Land, aus der Nähe von Bologna zwischen Milano und Florenz.

Wie kommt man hier als Italienerin klar? Nun ja, ganz klassisch italienisch schmeckt der Magdeburger Latte macchiato nicht. Die Milch-Espresso-Milchschaum-Schichtung war nicht gelungen. Aber es gibt einige italienische Restaurants in Magdeburg, in einem jobbt sie zwei Tage die Woche als Kellnerin, die machen es richtig, weil sie eine Original-Espresso-Maschine haben. Sie erklärt mir das alles auf Deutsch, sie ist seit 4 Semestern hier. Ihr Deutsch ist besser als mein Englisch, stelle ich fest, als wir mit den Getränken unser Tischchen aufsuchen.

Unser Gespräch fließt. Ich frage, und sie antwortet ausführlich, aber ohne mäandernd abzuschweifen. Mir geht es um das Intel-Projekt. Unser Kontakt wurde von ihrer Professorin, Gilian Gerke, von der Hochschule Magdeburg-Stendal vermittelt, deren Wege sich mit meinen hin und wieder kreuzten. Zuletzt anlässlich des TASIMA-Kongresses im September, den Gilian Gerke hauptsächlich verantwortete (siehe Blogbeitrag aus dem Oktober 2023 - https://herbert-karl-von-beesten-intel-blog.blogspot.com/2023/12/28-oktober-2023-der-raum-die-o-tone-die.html).

Über Gerkes und die Posts von Intel-Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen bei LinkedIn wurde ich auf ein gemeinsames Projekt der Hochschule mit Intel aufmerksam, und Giulia Bolognesi war eine der Studierenden, die da dabei waren.

 

Feelings

Was mich dabei interessiert? Natürlich das Projekt selbst, aber auch das „Drumherum“, das Feeling, ihre Erfahrungen. Sie ist immer noch begeistert: Erzählt, wie es in München in der Intel-Deutschlandzentrale auf dem Campeon war (siehe auch meine Chip-Visite Besuch dort, Februar 2023 - https://herbert-karl-von-beesten-intel-blog.blogspot.com/2023/12/07-chip-visite-im-februar-2023.html ), sie schildert das Vorgehen bei der Abschlusspräsentation im Intel-Werk in Irland. Dabei kennt Giulia sich in der Welt aus, lässt sich nicht so schnell beeindrucken, sie kennt das coole Milano, hat ein Jahr in den Staaten gelebt, ist immer wieder im hippen Berlin. Die praktische Zusammenarbeit in einem weltweit agierenden Technologiekonzern von innen kennenzulernen und dort eingebunden zu sein, das sei schon etwas Besonderes. Die Intel-Leute würden fundiert und sehr planvoll vorgehen, wollen alle mitnehmen, Widersprüche gelten nicht als Eklat, weil man einer gemeinsamen Vision folgt.

 
Campeon Munich - Studierende, Professoren und Professorinnen der Magdeburger Hochschule - Foto Privat

EDTA

Welche Aufgabe hat Intel gestellt? Es sollte eine Lösung entwickelt werden, um die Chemikalie „EDTA“ (Ethylendiamintetraessigsäure), die nach der Chip-Produktion im Abwasser zu finden ist, entfernen zu können. Im Original: „Removal of EDTA from semiconductors wastewater“. Es wurden 5 Teams aus Studierenden im 4. Semester des Studiengangs „Sustainable Resources, Engineering and Management“, kurz StREaM (Nachhaltige Ressourcen, Ingenieurwesen und Management) gebildet, die ein Semester lang intensiv in einem Wettbewerb um die beste Lösung gerungen haben.

Warum alles in Englisch? Es ist ein internationaler Studiengang. Das heißt, dass alle Veranstaltungen in englischer Sprachs stattfinden. Giulia Bolognesi erzählt, dass in ihrer Studiengruppe 15 verschiedene Nationalitäten zu finden sind. Sie zählt die meisten auf, aus Europa, Asien, Afrika, Naher Osten, alles vertreten.

Gruppe der Hochschule Magdeburg-Stendal bei Intel in Dublin
Foto: Louis Deacy - Intel-Campus 
 


Warum hat sie gerade diesen Studiengang gewählt? Weil sie sich für die Umwelt engagieren möchte und sich für Anwendungen von „Grünen Technologien“ interessiert, sodass sie nach dem Erreichen des Bachelors viele Möglichkeiten haben möchte, was und wo sie arbeitet. Oder sie studiert weiter. Dieser Studiengang sei in dieser Kombination einzigartig, und in Deutschland gibt es nur an zwei, drei Hochschulen etwas Ähnliches, aber nichts Identisches. Deswegen kam nur Magdeburg infrage.

Zurück zur EDTA-Aufgabe. Auf welche Lösung kam ihre Gruppe? Es wurde intensiv recherchiert, sowohl in der technischen als auch in der rechtlichen Literatur. Wöchentlich mussten die Teams den beiden betreuenden Professoren, Frau Dr.-Ing. Gilian Gerke und Herrn Dr.-Ing. Benedikt Lamontain, die Zwischenergebnisse präsentieren. Es ergaben sich tatsächlich 5 verschiedene theoretische Ansätze für eine kleintechnische Lösung. Giulias Gruppe entwickelte eine Lösung mit einer Nano-Membran, einer speziellen, hauchdünnen Folie, die beim Vorbeiströmen von Abwasser EDTA zurückhält. Eines der Probleme war, die Folien wieder zu reinigen, damit sie länger effektiv funktionieren. Aber theoretisch wäre „nur“ eine neunundneunzigprozentige Reinigung bei diesem Lösungsansatz möglich. In Deutschland müsste die EDTA-Reinigung, anders als in anderen europäischen Ländern, einhundertprozentig sein.

 

Finish in Dublin


Prof. Dr. Manuela Schwartz (Rektorin), die Preisträger Robert Rehberg, Giulia Bolognesi und Milan-Lars Lorenzen (Studierende und Scholarships), Bernie Capraro (EU Talent Development Programme Manager, Intel) Foto: Ruth Callinan UCD-Campus









Und wie ging der Wettbewerb aus? Mit der Präsentation des Lösungsansatzes bei Intel in Irland war ihre Gruppe unter den drei besten. Drei Studierende – darunter auch Giulia – haben als Preis ein Stipendium von Intel erhalten. Das hilft ihr, neben einem weiteren Stipendium, finanziell über die Runden zu kommen. Dazu trägt auch ihr Job als Kellnerin in einem italienischen Restaurant bei. Ein günstiger Nebeneffekt: Sie kann aus ihrer „englischen Blase“ herauskommen und bei der Bedienung von Magdeburgern weiter Deutsch lernen.

Kann sie sich vorstellen, bei Intel zu arbeiten? Nach dem, was sie von Intel kennengelernt hat: Die Menschen, die Technologie, die langfristige Strategie und der Umgang mit- und untereinander: Ja, sie kann es sich gut vorstellen. Auch mit der Stadt Magdeburg freundet sie sich an.

 

Perspektive

Giulia Bolognesi wird ihren Bachelor wahrscheinlich Ende 2025 in der Tasche haben. Dann noch ein Masterstudium? Das Timing könnte für Intel-Magdeburg gut passen. Sie weiß, dass ihr in vielen Bereichen die Welt offensteht, als gut ausgebildeter Frau, international erfahren und engagiert. Vielleicht Teil der zukünftigen Magdeburger jungen Generation? Das erinnert mich an meine Hoffnungen, meinen Idealismus von einst. Der Nachwuchs ist am Zuge. Man sagt auch „capacity building“ dazu, nicht nur bei Intel. Wir brechen auf.

Beim Verlassen des Cafés treten wir auf den aufgerissenen Hassel-Square, Ende Februar weit entfernt von einem mediterranen Hassel-Piazza-Feeling. Ich zeige ihr, bevor wir uns trennen, noch den benachbarten Plättbolzen, den kleineren, provinziellen, aber drei Jahre älteren Bruder (oder die Schwester?) des New Yorker Flatiron-Buildings. Aber was die Magdeburger mit „Plättbolzen“ meinen, ihr das zu vermitteln, gelingt mir nicht.


Wieder allein unterwegs, fällt mir ein, dass ich nicht, wie sonst üblich, weder mein Aufnahmegerät noch meinen Fotoapparat benutzt habe. Ich wollte nicht gleich mit der Tür ins Haus fallen. Danach war unsere Unterhaltung so anregend, dass ich nicht mehr daran gedacht habe. Das intensive Gespräch habe ich aber in guter Erinnerung, wie man lesen kann, und an ein oder zwei Fotos komme ich vielleicht noch.

Sonntag, 18. Februar 2024

# 041 Bewegung im Genehmigungsvorgang ab 23. Februar 2024: Die Auslegungen!

"Linkfos" zur Intel-Ansiedlung: Ankündigung der Auslegungen ab dem 22. März 2024 im Rahmen des Zulassungsverfahren zur  

Errichtung und zum Betrieb einer Vielstoffanlage zur Oberflächenbehandlung für die Herstellung von Halbleitern - UVP


zu finden.

Eine ausführlichere Beschreibung, darüber, was an Unterlagen zu erwarten ist, ist über den Link 

unter dem Titel

„Halbleiterfabrik zur Herstellung von elektronischen Bauelementen einschließlich Tests auf Basis von Siliziumtechnologien unter Einsatz von Substraten“

zu sehen. 

Alle Unterlagen sind unter den Downloadlink 
 ab dem 23.2.2024 erreichbar. 

Bis zum 22.4.2024 *) können auch schriftliche Einwendungen zu den Unterlagen bei der Stadt Magdeburg, den Gemeinden Sülzetal und Wanzleben sowie dem Landesverwaltungsamt Sachsen-Anhalt abgegeben werden. Das ist auch per E-Mail möglich.

Für die öffentliche Erörterung kann man sich den Samstag, 29. Mai 2024 ab 10.00 Uhr in der Johanniskirche, Johannisbergstraße 1 in 39104 Magdeburg vormerken.

*) Am 5.4.2024 korrigiert: In der ersten Veröffentlichung war irrtümlich der 22.3.2024 angegeben. 

Sonntag, 4. Februar 2024

# 039 Intel-Aktien kaufen oder verkaufen? Kleiner Exkurs zur Intel-Aktie

In meinem Beitrag # 028 vom Oktober 2023 habe ich in dem Abschnitt "Chip, Chip Hurra" einen nicht ganz ernst gemeinten Vorschlag gemacht: Die Magdeburger und Magdeburgerinnen sollten sich über Aktien an der Intel Inc. beteiligen, um so auch Nutznießer einer positiven Unternehmensentwicklung zu werden. Deswegen wohl wurde ich neulich um meine Einschätzung der Intel-Aktien gebeten. Nun bin ich kein Börsenexperte, auch kein Intel-Shareholder, aber ich habe mich (aus zweiter Hand!) etwas schlau gemacht, woran ich Sie teilhaben lassen möchte.

 

Kleiner Exkurs zur Intel-Aktie

Eine Intel-Aktie kostet zurzeit 39,230 US$ oder 36,05 € (Abruf 2.2.2024 12:56 Uhr, Quelle www.onvista.de).

Quelle: Screenshot onvista.de 
Einsteigen? Vielleicht ‒ wenn man sich im Aktiengeschäft und in der Branche auskennt. Wenn nicht, sollte man sich lieber an seriöse Börsenfachleute halten.

Aktien der Halbleiterbranche sind volatil, das heißt, besonders in Bezug auf die Aktienkurse unbeständig und sprunghaft. Andererseits gehört die Intel-Aktie zu den so genannten „Blue-Chips“, weil Intel ein Unternehmen ist, das sich durch eine hohe Finanzkraft, gute Wachstumsperspektiven und regelmäßige Dividendenzahlungen auszeichnet. Ein Blick in die Vergangenheit ist interessant.


Was sagten Börsen-Insider 1997 zur Intel-Aktie?

Aus „Börse-Aktuell“ 12/27 vom 06.06.97 – 19.06.97:

Titelblatt Börse aktuell Juni 1997 

„Die Intel-Aktie stand Ende letzter Woche im Brennpunkt der Wall Street. Hintergrund: Das Unternehmen dämpfte die Ertragserwartungen der Analysten für das zweite Quartal des laufenden Jahres. Die Intel-Aktie brach zu Beginn des Handels regelrecht zusammen, verlor auf einen Schlag über 20 Dollar oder 14,5 Prozent. Zum Sitzungsende notierte die Aktie „nur“ noch mit 12 Dollar im Minus. Mehrere Analysten bekannter Brokerhäuser stuften die Aktie von „aggressiv kaufen“ auf „marktdurchschnittlich“ zurück. Die Meinungen über die Zukunft Intels klaffen weit auseinander. Die einen sagen, der neue „K6“-Chip von AMD kann der MMX-Pentium-Technologie Konkurrenz machen, die anderen sind der Meinung, AMD und Cyrix können die Intel-Marktstellung nur unwesentlich beeinflussen. Fazit: Aufgrund dieser hohen Dynamik wird die Intel-Aktie vorerst weiter ohne den vierten Diamanten auskommen müssen. Für mutige Investoren ist die Aktie jedoch nach wie vor ein spannendes Investment.“

 

Und heute: Was sagen Börsen-Insider zur Intel-Aktie?

Aus dem „Stuttgarter Aktienbrief“ 02/2024:

„Intel - Der Abgestufte – Ehemaliger mit Chancen

Ausschnitt "Stuttgarter Aktienbrief"
Februar 2024

Wie bitte? In einer ehemaligen Wachstumsaktie sehen wir gute Chancen auf eine starke Performance? Aber selbst verständlich! Schon bei der Abstufung des Chipkonzerns Intel von vier auf drei Diamanten vergangenen November schrieben wir im Aktienbrief: „Wir trauen dem Halbleiterhersteller die Wende auf jeden Fall zu.“ Bedeutet: Nur, weil wir die Aktie nicht mehr zum Kauf empfehlen, heißt das nicht, dass sie keine Chancen mehr hat. Kurzfristig ist eben alles möglich. Auch, dass eine Aktie wieder anzieht, nach dem wir sie abgestuft haben – ein Leser hat uns deswegen sogar schon mal als „Kontraindikator“ bezeichnet.

Damit keine Irritationen aufkommen: Natürlich bleiben wir bei unserer Meinung, das Intel nicht mehr als stabiles Ruhekissen für die Daueranlage geeignet ist. Aber in so einem kurzen Zeitraum von zwölf Monaten ist alles denkbar, auch, dass die Intel-Aktie weitersteigt. Denn der Konzern investiert derzeit durch den Bau neuer Werke kräftig in die Zukunft (und bekanntlich wird an der Börse die Zukunft gehandelt). Bereits dieses Jahr könnte ein Werk im Bundesstaat Arizona seinen Betrieb aufnehmen. Nicht erledigt ist damit jedoch das Problem, dass Intel derzeit technologisch den Konkurrenten AMD Nvidia und TSMC hinterherläuft. Und das Schlimmste, was passieren könnte, ist, dass die teuer hochgezogenen Chipfabriken nicht ausgelastet werden.“

Der „Stuttgarter Aktienbrief“ empfiehlt also, relativ sicherheitsorientiert, alte Marktführer mit Dividendenwachstum. Da ist das Risiko nicht so hoch wie bei unbekannten Newcomern mit unsicherer Perspektive. Allerdings sind auch die Gewinnchancen geringer. Die Aktien bekommen ein Rating von 1 bis 5 Diamanten. Nur 4 und 5 Diamanten-Aktien sollten gekauft werden. Intel pendelt oft zwischen 3 und 4 Diamanten.

Resümee

Mein kleiner Exkurs soll weder der Kauf noch den Verkauf von Intel-Aktien empfehlen. Die Intel-Aktie ist in den Anlegerdiskussionen schon lange ein Dauerbrenner, und wer sich für sie interessiert, findet im Netz viele Informationen, die auch „volatil“ sind.

Mittwoch, 31. Januar 2024

# 038 Lokale KI-Begegnungen in Magdeburg - Januar 2024

Kann Magdeburg KI?

Wie ich im Blog-Artikel „# 037… da kommt etwas in Bewegung - Januar 2024“ beschrieben habe, wird Magdeburg mit Intel bald einen der globalen Protagonisten der KI-Technologie in seinen Mauern beherbergen.

Das Thema KI ist in aller Munde, in fast allen Köpfen und in der „Magdeburger Volksstimme“ eines der wirtschaftlich-technischen Topthemen der letzten 12 Monate. Das fiel mir auf, weil ich seit Anfang 2023 jede E-Paper-Ausgabe der „Volksstimme“ nach „Intel“ scanne, ja 
durchsuche, und mir dabei auch Artikel, in denen das Wort „Intelligenz“ vorkam, als „Beifang“ ins Netz gingen. Häufig im Kontext mit KI. Interessant war dabei auch, dass „intelligent“, abgekürzt „intel.“, öfter in Kontaktanzeigen zu finden ist. Bei „Sie sucht Ihn“ in der Regel als Anforderung an „Ihn“ ‒ und bei „Er sucht Sie“ als männliche Selbstbeschreibung. Ja, wer ist nicht intelligent? Könnte man es mit natürlicher Intelligenz hinbekommen, dass ER und SIE zueinanderfinden?

KI-Texte und Formulierungen

Zurück zur künstlichen Intelligenz in Magdeburg. Sicher haben viele schon mit Chat GPT experimentiert, um Texte zu erstellen. Das mache ich auch. Allerdings bringt das für diesen Blog wenig bis nichts, außer einer einfachen Rechtschreibkorrektur und schematisch-klischeehaften Formulierungsvorschlägen. Da bevorzuge ich die Vorschläge meines „menschlichen“ Lektors. Für den Transformationsprozess im Rahmen der Intel-Ansiedlung unter Beachtung der Magdeburger Randbedingungen und der nationalen und internationalen Umstände liegt keine ausreichende Datenbasis vor. Vielleicht wird dieser Blog einst Teil einer solchen Datensammlung.

Die beiden Hochschulen in Magdeburg widmen sich mit neuen Berufungen dem Thema KI, oder sollte man „Artificial Intelligence“ sagen? In beiden steckt „Kunst“, und neben den technischen Hard- und Softwareaspekten, der Suche nach Datenbasen, Algorithmen und neuronalen Netzen gibt es, wie an den folgenden Beispielen gezeigt wird, in Magdeburg Kreise, die sich mit dem Thema KI in der „Kunst“ auseinandersetzen.

 

KI-Musikkunst

Im Oktober 2023 wurde in Magdeburg „felicitas - Festival der Künstlichen Intelligenz“ im Gesellschaftshaus veranstaltet (About (felicia-festival.ai), Aufruf: 28.1.24). Organisiert wurde es vom Fachgebiet „Mobile Dialogsysteme“ unter der Leitung von Junior-Professor Dr. Ingo Siegert von der Otto-von-Guericke-Universität und vom Magdeburger Musikverein e. V.  in Kooperation mit der Stadt Magdeburg. Das Besondere daran war, dass hier neben professionellen Musikerinnen, Technikern, Wissenschaftlerinnen, DJs und anderen Künstlern auch interessierte Magdeburger Bürger in Workshops mitmachen konnten, gemeinsam mit den heutigen Möglichkeiten der KI musikalisch experimentierten.

Ich konnte nur das Abschlusskonzert besuchen. Geboten wurde eine Mischung aus Gesang und elektronischer Musik, die in Echtzeit von einer KI-Instanz adaptiert, verändert und in die „natürliche“ Soundumgebung zurückgespielt wurde, ab und zu auch als „KI-Solo“. Die Musik erinnerte mich an die sphärische Musik der Gruppen „Tangerine Dream“ oder „Kraftwerk“ aus den frühen 1970er-Jahren. Die Unterscheidung, welche Musik von den Musikern „natürlich“ erzeugt wurde und welches als KI-Ergebnis beigemischt wurde, war wegen der Gleichzeitigkeit für mich nicht festzustellen. Das war bei der beeindruckenden Gesangsstimme von Franziska Baumann einfacher, weil hier, wie vorher angesagt, die durch KI veränderte Stimme ausschließlich aus den Lautsprechern in den Rückraum kam. Das war anregend für mich und zugleich die Herausforderung, nach dem Sinn dafür zu suchen. Vielleicht rätselte man mit dem Aufkommen der Moog-Synthesizer in den 1960er Jahren auf ähnliche Weise. Ist das Musik? Ist das Kunst?

Zu den Unterstützern und Sponsoren des Festivals zählte auch Intel. Es ist geplant, 2024 eine ähnliche Veranstaltung auf die Bühne zu bringen, um den Magdeburgern wieder künstlerische und wissenschaftliche Perspektiven auf die KI-Musik zu ermöglichen.

 

KI-Kollektiv

Das Fraunhofer Institut IFF im Magdeburger Wissenschaftshafen bietet KI-Interessierten aus allen Kreisen die Mitarbeit in einem KI-Kollektiv (https://www.ki-kollektiv.info/,Aufruf: 28.1.2024). Hier gibt es On- und Offline-Möglichkeiten für Interessierte aus allen Bereichen der Gesellschaft, die sich mit Hilfe der Fraunhofer Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen informieren und beraten lassen möchten. Es geht dabei nicht nur um Chat GPT oder Musik, sondern um mögliche neue KI-Anwendungsfälle im praktischen (Berufs-) Leben. Da die Gruppe offen für alle ist, konnte ich im Kollektiv den Horizont meiner natürlichen Intelligenz auf die künstliche erweitern. Die Kollektivgeister können so selbst die Möglichkeiten und Grenzen der KI ausmachen: Was ist nur Hype, was Gerede? Hat das praktischen Nutzen für mich? Wo lauern Gefahren?

Ich hätte Lust, eine kleine KI-Brigade zu gründen, die sich experimentell einem neuen Literaturgenre widmet. Vom „Creative Writing“ zu „Artificial Writing“? Vielleicht müsste man wie bei der „Augmented Virtual Reality“ auch den Begriff „Augmented Artificial Intelligence“ einführen. Aber wie ich gerade im Internet finde: AAI ist schon ein alter Hut. Kenneth Goldsmith muss sein Buch „Uncreative Writing“ (Verlag Matthes & Seitz Berlin, Deutsche Ausgabe 2017, englisches Original 2011) in einigen Passagen überarbeiten.

 

KI-Theater

gab es auch im Schauspielhaus an der Magdeburger Otto-von Guericke-Straße. Im Januar 2024 war die vorläufig letzte Aufführung von „Das Leben ist ein Traum“. Der Klassiker des spanischen Dramatikers Pedro Calderón, 1635 in Madrid uraufgeführt und seitdem in vielen Inszenierungen bis heute lebendig geblieben, verhandelt wichtige Menschheitsfragen: Was macht uns aus? Was ist der freie Wille? Was ist Schicksal?

Die Frage „Welche Rolle spielt heute dabei die KI?“, haben sich auch die Theatermacher und Macherinnen gestellt haben. Ich war sehr gespannt auf die Vorstellung und die Antworten.

Meine Befürchtung, den Klassiker als moralinsaures Stück präsentiert zu bekommen, mit naheliegenden Klischees und Metaphern, wurde zum Glück nicht bestätigt. Die gelungene, kurzweilige Mischung aus Ernst und Humor entlang der ursprünglichen  Stückstruktur wurde auch überregional sehr positiv bewertet (Das Leben ein Traum – Theater Magdeburg – Das neue Leitungsteam holt Calderóns Text mit KI und klugem Klamauk ins Hier und Jetzt (nachtkritik.de, Aufruf: 28.1.2024). Die Inszenierung von Clara Weyde (Regie), Bastian Lomsché (Stückfassung und Dramaturgie) und Clemens Leander (Kostüme) zeigte, wie das Thema KI die Gesellschaft berührt, und wie nicht. Zum Schluss beantwortet der „KI-Geist“ im Körper des Homunkulus die Fragen kurz und bündig: „Bleibt menschlich, macht Fehler!“

Nach der Vorstellung gab es eine Gesprächsrunde mit Publikumsbeteiligung. Auf dem Podium saßen Professor Ingo Siegert und Matthias Busch von der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg (vom oben beschriebenen Projekt „felicitas“) sowie Bastian Lomsché, der Dramaturg des Stückes, der übrigens auch bei den „felicitas-Beteiligten“ aufgeführt war. Für mich schloss sich der Kreis, als klar wurde, dass die KI-Experten der Uni auch beratend an der Theaterstückentwicklung beteiligt gewesen waren.

Da die beiden Wissenschaftler auf KI-Anwendungen von Tönen und Stimmen spezialisiert sind, wurden dazu Live-Demonstrationen durchgeführt: Ein Schauspieler und eine Schauspielerin spielten eine kurze Szene aus „Das Leben ist ein Traum“. Mittels KI-Laptop wurden ihre Stimmen gesampelt, verändert und wieder abgespielt, so dass zum Beispiel die Schauspielerstimme ins Englische automatisch übersetzt und zugleich mit der Stimme vom Mel Gibson wieder abgespielt wurde. Jemand aus dem Publikum merkte an, dass es nicht ganz fehlerfrei wäre, ein deutscher Akzent sei noch zu hören. No AI Buddy is perfect! Oder menschelt KI?

Es folgten noch spontan noch weitere Experimente mit den Stimmen einzelner Zuschauerinnen. Das Publikumsinteresse war groß und es ergaben sich noch interessante Diskussionen und Fragen. So zum Beispiel, ob Betrüger mit KI die Enkeltricks am Telefon noch perfekter gestalten könnten. Können sie noch nicht.


Mein Fazit zu den Blogbeiträgen # 037 und # 038: 

Intels AI-chips act global – MD denkt KI lokal