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Mittwoch, 26. März 2025

# 088 TRT - Transformation-Roundtable am 10.3.2024

Protokoll: TRT - TransformationRoundTable am 10.3.2024 von 17:00 bis 18:30 Uhr im kreALTiv-Labor, Brandenburger Str. 9, Magdeburg.

 Gesprächsführung/Protokoll: Herbert Karl von Beesten (HKvB)

  • 10 Personen stellten sich gegenseitig vor, mit ihren Interessen und Ideen. Die sind vielseitig und in einer Art Brainstorming kamen folgende Ideen/Anregungen zusammen:
    • Energie sparen / Warum wird die Tangente beleuchtet? /PV-Anlagen
    • Campingplatz mitten in der Stadt oder auf der Elb-Insel
    • Infragestellung/Veränderungen des Konsums, was können wir uns noch leisten?  (Graswurzelbewegung, Nachhaltigkeit, Steinzeit 2.0)
    • Kreislaufwirtschaft
    • Wandel in der Industrie. Was passiert mit dem Intel-Gelände. Welche Firmen passen?
    • Attraktivere Innenstadträume – Transformation von der Einkaufscity zu anderen Schwerpunkten?
    • Ulrichplatz-Bebauung

  • Beim nächsten Treffen am 7.4.25 um 17 Uhr in der Stadtbibliothek (HKvB klärt Raum) werden die Erkenntnisse ausgetauscht. HKvB wird etwas zum Thema „Promenadologie“ und den Gedanken dazu von Lucius Burckhardt erzählen Lucius Burckhardt – Wikipedia.

  • Unsere Gruppe hat die Möglichkeit, sich innerhalb des Vortrages von HKvB am 4.4.2025 ab 17:30 anlässlich der „Nacht der Bibliothek“ in der Bibliothek sich der Öffentlichkeit vorzustellen. Felix und Max wollen dabei sein.

Mittwoch, 12. März 2025

# 087 Transformationen am Magdeburger Stammtisch - im März 2025

Ein Stammtisch in Magdeburg im Winter 2021: In einem Magdeburger Kulturzentrum kann sich wieder eine kleine, engagierte Runde von Menschen treffen, auch, um über die lokale Politik zu diskutieren. Die Stimmung ist gedrückt. Die Corona-Wirren stecken noch in den Knochen, gescheitert ist die Bewerbung zur Kulturhauptstadt Europas. Die Inflation steigt. Einige am Tisch müssen am nächsten Morgen wieder sehr früh raus, damit sie als Pendler noch rechtzeitig vor den Staus Wolfsburg erreichen können. Andere fragen nach den Verdienstmöglichkeiten der Pendler und bedauern, dass solch lukrative Jobs in Magdeburg leider rar sind. Woher soll das Geld kommen für den viel teurer gewordenen Tunnel in der Innenstadt? Seit fast 10 Jahren wird daran gebaut, die Fertigstellung steht noch in den Sternen. Es geht nicht voran. Magdeburg eben. Wo bleibt der Optimismus, wo die Zuversicht?

Der Stammtisch im Sommer 2022: Intel will eine riesige Chip-Fabrik in Magdeburg bauen! Hoffnung! Bei einigen Euphorie. Es passiert etwas, Veränderungen stehen an, gut bezahlte Arbeitsplätze sind möglich. Magdeburg kann es doch. Silicon-Hill am Eulenberg. 400, 600, 1.000 Hektar Industriegebiet. 3.000, 10.000, 15.000 Arbeitsplätze. 10, 20, 30 Milliarden Investition, Rückenwind aus Berlin: Endlich ein ostdeutscher Leuchtturm von internationalem Format. Autobahnring, Ausbau der Nahverkehrsinfrastruktur, ICE-Züge im Hauptbahnhof. Der Tunnel ist fast fertig. Der FCM ist aufgestiegen. The sky is the limit! Aber auch Zweifel, Bedenken: Haben wir genug Wasser, was passiert mit den guten Bördeböden, Mieten und Immobilienpreise werden steigen. Woher die Energie? Stehen so viele Arbeitskräfte überhaupt zur Verfügung? Trotzdem Optimismus und Zuversicht!

Der Stammtisch im Frühjahr 2025: Intel kommt doch nicht. Enttäuschung am Tisch, bei einigen eher Aufatmen. Das beinahe inflationär zu nennende Anwachsen der Stimmen für Rechte, die Haushaltsprobleme in Stadt und Land und die damit verbundenen Auswirkungen auf die Kulturszene werden diskutiert. Dann der Anschlag auf den Weihnachtsmarkt. Schlimm. Wird die Sanierung der Stadthalle rechtzeitig bis 2027 abgeschlossen sein? Und zu welchen Kosten? Einige am Tisch müssen am nächsten Morgen wieder sehr früh raus, damit sie als Pendler noch vor den Staus Braunschweig erreichen können. Anderen reichen zwei Bier, mehr kann man sich bei den Preisen und den Magdeburger Verdienstmöglichkeiten nicht leisten, mäkeln die anderen. Die Stimmung: Magdeburg kann es nicht. Die Mieten und Nebenkosten sind gestiegen, trotzdem. Von den 500 Milliarden werden wir hier bestimmt wenig sehen, wenn überhaupt, heißt es. Es geht nicht voran! Wo bleibt der Optimismus, wo die Zuversicht?              

Konstruktiv in die post-intel Ära:
Der Nukleus des „anderen“ Round Table

Oder anders: Der Stammtisch im Frühjahr 2025: Intel wird wohl nicht mehr kommen. Angeregt von Thema „Transformation … –und was jetzt?“ kommen Magdeburger und Magdeburgerinnen zusammen, um sich gegen die depressive Stimmung, zu der leider auch der Anschlag auf dem Weihnachts- markt beigetragen hat, zu stellen. Transformation geht weiter, jetzt erst recht. Aber wie? Die großen Entscheidungen in dieser Richtung werden von der Politik und Verwaltung geprägt. Aber auch im Kleinen kann etwas passieren, in ihrer Stadt will sich die Bürger- und Bürgerinnenrunde engagieren und einmischen. Welche Chancen bieten sich nun auf dem Intel-Gelände? Aber die Gruppe entschließt sich, erstmal klein anzufangen, konzentriert sich auf die wichtigen Transformationsthemen „Energie und Wasser“ und wird sich das im Magdeburger Stadtteil „Altstadt“ genau ansehen. Wo ist Potenzial für Photovoltaik? Welche Ansätze gibt es dort nach dem Prinzip der Schwammstadt? Die Gruppe macht sich auf den Weg. Ein nächstes Treffen ist vereinbart und wird die ersten Erkenntnisse bringen. Es geht was.


Sonntag, 2. März 2025

# 086 Intel, Tesla oder TSMC - Wasser oder Arbeitsplätze? Neue Theaterproduktion in Magdeburg regt brisante Debatte an. Die "Volksstimme" berichtet:

 

Ich konnte leider nicht selbst die Vorstellung besuchen, deswegen hier der Bericht der Volksstimme.de –  abgerufen 2.3.2025 

https://www.volksstimme.de/lokal/magdeburg/wasser-oder-arbeitsplatze-neue-theaterproduktion-in-magdeburg-regt-brisante-debatte-an-3997169


(Von Konstantin Kraft Aktualisiert:  11.02.2025, 07:24)

Der Bürgermeister (vorne) sieht sich nicht nur gegenüber dem Stadtrat (hinten) in Erklärungsnot. Die Fabrik braucht immer mehr Wasser, daür leiden die Menschen unter Durst. Foto: Gia Huy Dinh

Die neue Stückentwicklung „Und sie träumten von der Sonne“ der Gruppe „bühnenfrei“ aus Magdeburg beleuchtet die Schattenseiten großer Industrieansiedlungen. Intel wird zwar nicht direkt genannt, aber zwischen den Zeilen scheint vieles durch – bis zum bitteren Abgesang.

Magdeburg - Neu-Olvenstedt. Am Anfang ist die Euphorie. „Ey, sie kommen“, schallt es in Freudenschreien von der Bühne herab. Dazu erklingt das Lied „Love is in the air“ (Liebe ist in der Luft).

Statt „Ey, sie kommen“ könnte es auch „Chip, Chip, hurra“ heißen. Aber in der neuen Produktion „Und sie träumten von der Sonne“ der freien Theatergruppe „bühnenfrei“, die am Wochenende ihre Premiere im Familien- und Jugendzentrum (FaJu) in Neu-Olvenstedt gefeiert hat, bleibt dieser Bezug abstrakt.

Es ist nie direkt von Intel oder Tesla die Rede, die sich ansiedeln wollen, sondern von der „Fabrik“.

Allerdings kann vieles, was von dem mitreißend spielenden Laienensemble dargestellt wird, als eine Allusion auf Ansiedlungsprozesse großer Industrieunternehmen im ostdeutschen Raum gesehen werden.

Und – so viel sei schon vorweggenommen – von der Ekstase der ersten Szene wird am Ende nichts mehr übrig sein. Aus dem Traum von der Sonne wird ein Albtraum vom fehlenden Wasser.

Symbol für Strukturwandel

Schauplatz der fiktiven Handlung, die von der Theatergruppe komplett selbst entwickelt wurde, ist die Kleinstadt Bad-Neustadt. Wo genau diese liegt, bleibt offen.

Man erfährt jedoch, dass Potsdam und Berlin nicht allzu weit entfernt sind, weil die jüngste Tochter des Bürgermeisters mehrfach vergeblich versucht, dorthin zu flüchten. Das Bühnenbild – eine Bushaltestelle – wirkt da symbolhaft. Hier sind alle abfahrbereit, aber keiner kommt wirklich weg.

Der besagte Bürgermeister – „Demokrat und Familienvater“ – heißt Bernd Schlother und wird von Stefan Kolata verkörpert. „Hinter uns liegen Jahre der Stagnation“, sagt er in seinem Einstiegsmonolog.

Die Fabrik, die nun kommen soll, verspricht Wohlstand und Tausende Arbeitsplätze. Strukturwandel für die Stadt. „Das ganze Land spricht über uns.“ Und auch die Bürger sind in Jubelstimmung. Die Bäckerin, vorher fast pleite, verkauft jetzt „süße Törtchen in Laptop-Form“.

Doch die Fabrik ist nicht einfach da und betriebsbereit. Sie braucht eine Baugenehmigung – das geht dank der kooperativen Behörden im Schnellverfahren – und sie braucht finanzielle Unterstützung. Konkret braucht sie Subventionen, die wiederum aus Steuergeldern stammen.

Hier ist dann auch Bad-Neustadt gefragt. Bei einer Sitzung des Stadtrats wird unter anderem eine Erhöhung der Hundesteuer sowie der Parkgebühren – außer vor dem Rathaus – beschlossen. Die Mehreinnahmen aus dem Geldbeutel der Bürger sollen die Fabrik bei ihrem Aufbau unterstützen.

Erste Zweifel werden laut. Frank Wilke (gespielt von Yona Dehoop) – parteiloser Stadtrat und langjähriger Freund des Bürgermeisters – meldet sich zu Wort und mahnt vor den wahren Kosten, die mit der Ansiedlung einhergehen. Er bleibt dabei noch im Ungefähren und wird vom Bürgermeister mit „Wir schaffen das“ zurechtgewiesen.

Es wird heiß in der Stadt

Wenig später erfährt das Publikum, was es mit den Andeutungen von Wilke auf sich hat. „Es geht um unser Wasser“, sagt der promovierte Biologe. Er hat gerade ein Buch über eine Flussmuschel im heimischen Gewässer veröffentlicht. Nun soll ein Gutachten über die „Fabrik und ihre Folgen“ erscheinen.

Was genau dieses zum Inhalt haben könnte, wird nicht gleich gesagt. Aber es wird gezeigt. Nach der Pause ist es heiß in Bad-Neustadt. 38 Grad. Die Einwohner ächzen unter den Temperaturen und unter dem Wassermangel.

Die private Entnahme musste gedrosselt werden, um die Abläufe in der Fabrik nicht zu gefährden. Maria Schlother (gespielt von Martha König), die Frau des Bürgermeisters, versucht, ihre geliebten Rosen zu retten. „Alles verdorrt, jeden Tag ein bisschen mehr.“ Schließlich muss sie resignieren. „Alles verendet, alles tot, tot.“

Für die Schüler fällt der Unterricht aus. Hitzefrei. Ein allgemeiner Durst breitet sich in der Bevölkerung aus. Es fühlt sich an, als hätte man Sand geschluckt. Eine Flasche Trinkwasser wird für 7 Euro verkauft.

Auftritt des Transparenzbeauftragten Smith der Fabrik, gespielt von Leon Junghans. Er fordert noch mehr Wasser, um die Produktion aufrecht zu halten. Der Bürgermeister stimmt zu. Es dürfe jetzt – so kurz vor dem Start – nicht alles den Bach runter gehen. Die Ansiedlung der Fabrik ist sein politisches Lebensprojekt. „Schlimmer ist, wenn es gar keinen Bach mehr gibt“, kontert Wilke.

Bei der Eröffnungsfeier kommt es zur Konfrontation – statt auf der Bühne geschieht dies mitten im Publikum. Das Gutachten zur Fabrik und ihren Folgen liegt inzwischen vor.

„Bad-Neustadt wird austrocknen“, klagt der Wissenschaftler. Doch das will keiner hören. Die Bürger schimpfen Wilke als „Verräter“ und treiben ihn fort. Die Fabrik hat Priorität. „Wir brauchen jetzt Kundschaft, jetzt Arbeit, jetzt Hoffnung“, heißt es.

Abend bleibt in Erinnerung

Also bleibt die Fabrik, doch der Durst der Bevölkerung wird immer schlimmer. Eine neue Filteranlage soll helfen, die das Wasser aus der Produktion neu aufbereitet. Der Bürgermeister trinkt davon und übergibt sich.

Dazu stimmt er einen bitterbösen Abgesang an, der nachhallt. Es ist eine Abwandlung vom „Lied der Partei“ aus DDR-Zeiten. Er singt: „Die Fabrik, die Fabrik, die hat immer recht.“ Was nutzen Tausende Arbeitsplätze, wenn die Bevölkerung dafür Durst leiden muss?

Das neue Stück „Und sie träumten von der Sonne“ von der Theatergruppe „bühnenfrei“ (Regie hat die Leiterin Angela Mund geführt) zeigt die Schattenseite von technologischen Großansiedlungen.

Das Thema könnte kaum aktueller sein, gerade für Magdeburg. Bei aller politischen Brisanz wartet der Abend aber zugleich mit grotesk-komischen Szenen auf.

Für Zwischenapplaus sorgte etwa die Pantomime einer „Brandmauer“ oder der Tanz der Wirtschaftsbeigeordneten Liebeknecht (gespielt von Anja Kreft) mit dem Transparenzbeauftragten der Fabrik.

Auch dank der immensen Spiellaune des ehrenamtlichen Ensembles bleibt dieser Theaterabend lange in Erinnerung.

Donnerstag, 15. August 2024

# 064 Industrie- und Willkommenskultur – Passt das zusammen? Lesung mit Gespräch am 2.9.2024

Herbert Karl von Beesten nimmt sich mit mehreren Fachleuten dieses Mal das Thema Willkommenskultur vor.

Am Montag, dem 2. September, ab 17 Uhr, findet die nächste Lesung mit Gespräch in der Stadtbibliothek statt.

Hilft auch die Kultur, um von Herzen „Willkommen!“ zu sagen?

(Update 23.8.2024)

Die Tradition, dass Herbert Karl von Beesten am ersten Montag eines Monats in der Magdeburger Stadtbibliothek am Breiten Weg aktuelle Auszüge aus seinem Intel-Industriekultur-Blog vorträgt und mit dem Publikum bespricht, wird nun nach der Sommerpause fortgesetzt. Online-Bloggen ist das eine, persönlicher Vortrag, Gespräche und Diskussion sind das andere. Deswegen ergänzen sich der Blog und die Bibliotheksveranstaltungen ideal. Diesmal steht die Willkommenskultur im Fokus – und wie man diese weiter verbessern kann. Potenzielle ausländische Intel-Beschäftigte mit ihren Familien sollten den Start als Magdeburger und Magdeburgerinnen als möglichst angenehm und einfach erleben. Welche Erfahrungen gibt es bislang, auf denen man aufbauen könnte?



Von links nach rechts:  Herbert Karl von Beesten, seit über 20 Jahre in Magdeburg, betreibt den Blog „Transformation im Zuge der Intel-Ansiedlung“. (Foto Anne König) Ali Sidikou Mamane, gebürtig aus Niger,  fühlt sich schon lange mit der Elbe verbunden und spricht über seine Magdeburger Erfahrungen und Koch-Kultur-Vision. (Foto Herbert Beesten) Dr. Alejandro Fernandez Calderon, gebürtiger Kubaner und in Deutschland eingebürgert. Arbeitet in einem internationalen Logistikkonzern mit Kollegen aus über 50 Nationen zusammen, auch als Betriebsrat. (Foto privat) Ansgar Hörsting, lebt seit Mai 2024 in Magdeburg. Durch 25 Jahre internationale Arbeit mit „Willkommen“, „Kultur“ und „Willkommenskultur“ und auch deren Grenzen vertraut. Pastor der Freien Evangelischen Gemeinde in Magdeburg. (Foto Artur Wiebe)

Fachkräfte sind knapp, und neben dem Gehalt spielen mittlerweile viele weiche Faktoren, sogenannte Soft facts, für die zuziehenden Menschen eine wichtige Rolle. Wie freundlich ist die Aufnahme? Kommt man mit der Bürokratie zurecht? Gibt es Unterschiede: je nach Herkunftsland? Wie groß sind die Sprachbarrieren, etwa gegenüber Vermietern und Geschäftsleuten? Welche Rolle spielt das Kulturangebot selbst? Gibt es neue Ansätze und Ideen der Beteiligten zur Magdeburger Willkommenskultur? Das sind nur einige Fragen, die an dem Tag besprochen werden sollen.

Es verspricht, spannend zu werden, weil gleich mehrere Gesprächspartner aus ihren Perspektiven und von ihren Erfahrungen berichten. Gesprächspartner hat Herbert Karl von Beesten unter anderen zu Gast:

  • Ali Sidikou Mamane, gebürtig aus Niger, seit Anfang der 2000er Jahre in Deutschland, gelernter Restaurantfachmann, Gastronom und studierter Sozialarbeiter.
  • Dr. Alejandro Fernandez Calderon, gebürtige Kubaner und in Deutschland eingebürgert. Autor des Buches „Salsa und Latino-Musik in Magdeburg?! Die verborgene Geschichte einer deutschen Stadt." Arbeitet in einem internationalen Logistikkonzern mit Kollegen aus über 50 Nationen zusammen, auch als Betriebsrat. (Foto privat)

  • Ansgar Hörsting, Pastor der Freien Evangelischen Gemeinde Magdeburgs, selbst Neu-Magdeburger. Er kann er auf 25 Jahre internationale Arbeit mit Willkommenskultur zurückblicken und weiß von deren Möglichkeiten und Grenzen.

Der Blog „Aufwärtskompatibel – Transformation und Industriekultur“ ist unter https://herbert-karl-von-beesten-intel-blog.blogspot.com/ seit Januar 2023 zu erreichen. Er enthält mehr als sechzig Beträge. Dort wird das Thema der Transformation durch die Intel-Ansiedlung manchmal satirisch, hauptsächlich nüchtern und sachlich, mitunter literarisch – also aus den unterschiedlichsten Perspektiven – beleuchtet.

Der Eintritt zu der Veranstaltung ist frei, da der Blog und die Veranstaltung freundlicherweise vom Kulturbüro der Stadt Magdeburg, der WOBAU, der Stiftung Kloster Unser Lieben Frauen und dem Lions Club Kaiser Otto I. unterstützt wird. Dank auch an den Gastgeber, die Stadtbibliothek Magdeburg.


Samstag, 3. August 2024

# 061 Der volatile Chip-Markt - Aktuell auch in Magdeburg

Kippt die Intel-Ansiedlung?, fragte Joachim Hofer  gestern im „Handelsblatt" nach der Verkündung eines drastischen Intel-Sparkurses durch CEO Pat Gelsinger. Das löste auch bei anderen Zeitungen und Medien ähnliche Schlagzeilen aus.



Eigentlich gehe ich hier im Blog nicht auf akute Meldungen ein, sondern begleite die Transformation durch die Intel-Ansiedlung in Magdeburg, und zwar unaufgeregt, mit Distanz.

Da ich aber gestern und heute nach meiner Einschätzung gefragt wurde: Kommt Intel noch oder nicht?, möchte ich an dieser Stelle daran erinnern, dass der Chip-Markt schon immer sehr volatil gewesen ist. Das heißt, schnell von himmelhoch jauchzend in dunkle Depressionstäler stößt und umgekehrt. Darauf habe ich auch in meinen bisherigen Beiträgen immer mal wieder hingewiesen. Außerdem habe ich am Ende meines Beitrages Aufwärtskompatibel? Neue Industriekultur in Magdeburg durch Intel?: # 058 Intel in Magdeburg - Chance oder Challenge? Eine Podiumsdiskussion (herbert-karl-von-beesten-intel-blog.blogspot.com) schon darüber „nachgedacht", dass eine endgültige Entscheidung seitens Intel auch noch aus anderen Gründen erst später fallen könnte.

Also: Gelassen bleiben und abwarten. Zumindest ist eine weitere Verschiebung des Projektes nun im Bereich des Möglichen. Das bringt etwas Zeit für die noch ungeklärten Regelungen zum Thema Boden, Abwasser und Wasser. Sollte es mit Intel nichts werden, so hat Magdeburg eine große, gut vorbereitete Fläche für andere Ansiedlungen. 

Und wie sieht es auf der Baustelle aus? Gestern habe ich beim Überflug viele Bilder gemacht und werde in einem meiner nächsten Beiträge einiges davon präsentieren.

Montag, 22. Juli 2024

# 058 Intel in Magdeburg - Chance oder Challenge? Eine Podiumsdiskussion

Wollen wir oder wollen wir nicht? - Eine Podiumsdiskussion

Am Dienstag, dem 9. Juli 2024, wurde diese Frage von einer Studentin und einem Studenten der Hochschule Magdeburg-Stendal in der gleichnamigen Veranstaltung an die Podiumsgäste gestellt. Die beiden Studierenden des Master-Studiengangs Journalismus versuchten, die vier Antwortgeber auf der Bühne in die Zange zu nehmen, von links und rechts.

Dort saßen, wie auf den Bildern zu sehen,

  • Jan Schumann, Korrespondent der Mitteldeutschen Zeitung,
  • Susanne Wiedemeyer, DGB-Landesleiterin Sachsen-Anhalt,
  • Mathias Grabow, Sozialkombinat Ost,
  • Dr. Jürgen Ude, Staatssekretär für Strukturwandel und Großansiedlungen in der Staatskanzlei des Landes Sachsen-Anhalt.

Der Saal war mit etwa 80 - 90 Personen bis auf den letzten Platz besetzt. Etwa die Hälfte des Publikums bestand aus jungen Menschen, wahrscheinlich Studierenden der Hochschule. Ich entdeckte auch ältere Teilnehmer und Teilnehmerinnen, die ich schon bei ähnlichen Veranstaltungen gesehen hatte. Neben Privatleuten auch Vertreter der (Wohnungs-)Wirtschaft, der Politik und der Hochschulen. Ich konnte noch in der letzten Reihe neben einem jungen Mann einen Sitzplatz ergattern.

Ein „Kreuzverhör“ wurde es auf der Bühne nicht. Eine Gruppe von Studierenden um die beiden Moderatoren hatte die Veranstaltung im Rahmen eines Seminars vorbereitet und die naheliegenden Fragen zusammengestellt. Anfangs etwas holprig, aber dann lockerer und spontaner werdend, nahm die Veranstaltung ihren Lauf. Viel sachlich Neues zur Intel-Ansiedlung war für mich nicht zu erfahren. Für den einen oder die andere mag aber auch Neues dabei gewesen sein.

Falsch war die Aussage der Moderatorin, dass die Chips zwei Nanometer groß wären. Dieses Maß betrifft die kleinsten Strukturen in den zukünftig in Magdeburg zu produzierenden Chips. Die Chips selbst sind „nackt“ und unverpackt einige Hundert Quadratmillimeter „groß“. Mehrere Quadratzentimeter groß in einem Chip-Gehäuse mit Anschlüssen, nachdem sie anschließend in Polen „verpackt“ worden sind.

Als richtig empfand ich die Besetzung des Podiums – nicht als so typisch wie bei vielen anderen Intel-Veranstaltungen. So wurden verschiedene Perspektiven auf das Projekt möglich. Intensiv wurden die Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt diskutiert– speziell auch die Lage auf „Nebenschauplätzen“ des Fachkräftemangels, etwa in Schulen und Kitas. Dazu passte auch die Forderung nach „ordentlichen“ Tarifabschlüssen und angemessener Bezahlung, nicht nur für die Intel-Beschäftigten.

Auf dem Podium: Visionen, Befürchtungen, Fragen, Trost, Hoffnungen, Zweifel, Antworten und Widersprüche - in Stichworten

  • Schon wahrzunehmende Preissteigerungen im Wohnungs- und Immobilienmarkt.
  • Zu langsamer Ausbau der Nahverkehrs-Infrastruktur und überregionalen Verkehrsanbindungen, inklusive einer witzig gemeinten ICE-Anspielung.
  • Das Problem Arbeitsplätze kontra Fachkräftemangel kann man lösen. Aber wie?
  • Kommen die kleinen und mittelständischen Unternehmen „unter die Räder“?
  • Kann die Stadtplanung das Tempo mithalten?
  • Die neue Mobilitätsstudie mit Blick in die Zukunft soll am 19. September von der zuständigen Ministerin vorgestellt werden.
  • Die Frage nach den tatsächlichen Inhalten der bislang geheim gehaltenen Verträge mit Intel wurde nicht beantwortet.
  • Zieht Intel das in der jetzigen, unsicheren Marktsituation durch?
  • Könnten durch höhere Steuereinnahmen auch mehr Sozialleistungen ermöglicht werden? 
  • Das Gehaltsniveau steigt, Ostdeutschland ist nicht mehr abgehängt.
  • Willkommenskultur hat noch Luft nach oben.
  • Durch mehr Englischkenntnisse in der Bevölkerung ist auch mehr Öffnung möglich.
  • Intel soll bei Wasserverbrauch und Kommunikation kein Tesla 2.0 werden.
  • Blick nach Leipzig zeigt, was dort mit den Ansiedlungen von DHL, BMW und Porsche gelungen ist.
  • Bevölkerungszuwachs und Ausbau der Hochschul- und Institutslandschaft.
  • Das sind Probleme, die nicht an der Intel-Ansiedlung festgemacht werden dürfen, denn die gelten für ganz Deutschland.
  • Gefahr einer Zweiklassen-Ausländer-Gesellschaft.

Verständnisschwierigkeiten: Im Gespräch mit dem jungen Mann neben mir erfahre ich, dass er Ausländer ist und Maschinenbau an der Hochschule Magdeburg-Stendal studiert. In der Hochschule wurde viel Reklame für die Veranstaltung gemacht. Er findet das Thema sehr interessant. Aber die Tonqualität der Lautsprecheranlage ist schlecht, auf der Bühne wird obendrein oft undeutlich und sowieso zu schnell gesprochen. Obwohl mein Nachbar gut Deutsch spricht, kann er kaum folgen und ist etwas verärgert. Ich selbst kann auch nur mit Mühe folgen.   

Was sagt das Publikum?

Zum Ende der Veranstaltung wurde auch dem Publikum die Gelegenheit gegeben, Fragen an das Podium zu stellen. Dabei stand, wie zu erwarten, das Thema Wasser, Boden und Energie im Mittelpunkt. Der Staatssekretär verwies auf das Konzept – als wäre das alles schon endgültig – wie über die Elbe, den Mittellandkanal und die Ohre der nötige Nachschub für das zusätzlich beanspruchte Grundwasser in der Colbitz-Letzlinger Heide und somit für das Magdeburger Wasserwerk gewährleistet werden kann.

Ich erinnere mich an die Verhandlung der Einwände zur Teilgenehmigung der Intel-Ansiedlung vom 29. Mai 2024 in der Johanniskirche. Da wurde das vom Staatssekretär vorgestellte Wasserkonzept als noch nicht ausgereift diskutiert und bedurfte noch weiterer Untersuchungen und Genehmigungen. Eine der offenen Fragen war auch die noch nicht einschätzbare Beeinflussung des Feuchtgebietes und Biosphärenreservates Drömling. Siehe dazu auch- Aufwärtskompatibel? Neue Industriekultur in Magdeburg durch Intel?: # 055 Ja und Amen? Die Anhörung. (herbert-karl-von-beesten-intel-blog.blogspot.com)

Als die kritischen Stimmen sich mehrten und mit Applaus bedacht wurden, stellte der Staatssekretär die ultimative Frage, die etwa so klang: Wollen wir Intel oder wollen wir Intel nicht? Er versuchte, so einen Konsens im und mit dem Publikum herbeizuführen.

Konsens oder Konsent?

Dass man mit einem „Brechstangen-Konsens“ nicht immer gut fährt, war bereits Andrew Grove, einem der Intel-Gründer, bewusst. Er propagierte, als einer der ersten in der Wirtschaft, das Prinzip des Konsents. Es bedeutet, dass zwar eine Konsensentscheidung angestrebt werden soll, wenn es aber schwerwiegende Einwände gibt, darf man sich nicht einfach darüber hinwegsetzen. Wie man einen „Konsent“ in der Wirtschaft managt, hat Andrew Grove schon in den 70er-Jahren mit dem Prinzip „Disagree and commit”, also: „Nicht einverstanden sein und sich trotzdem verpflichten“ beschrieben. Das wurde und wird gewiss bei Intel gelebt, es gehört also gewissermaßen zur DNA von Intel. (Infos zum „Konsent“ findet man auch unter: https://digitaleneuordnung.de/blog/konsent/ )

Mit dem Konsent hat man in der Wirtschaft gute Erfahrungen gemacht, man findet ihn auch in der „Agilen Methode“ in der Software-Branche. Warum sollte das Prinzip nicht auch für die Politik bei der Durchsetzung der Intel-Ansiedlung gelten? Bei einem „erzwungenen“ Konsens – also entweder oder! Vogel, friss oder stirb! – besteht die Gefahr, dass die Politik früher oder später doch von den schwerwiegenden Einwänden eingeholt wird, obwohl man offiziell alle Genehmigungen durchgepaukt hat.

Andrew Grove hat noch andere verblüffende Überlegungen angestellt. Dazu ein Gastbeitrag hier im Blog: https://herbert-karl-von-beesten-intel-blog.blogspot.com/2023/12/25-ein-gastbeitrag-von-dr-franz-will.html

Am Ende

Der Student neben mir verabschiedete sich Mein Nachbar verabschiedete sich kurz vor Ende der Veranstaltung plötzlich mit einem bedauernden Kopfschütteln und deutete an, dass er wohl nicht viel verstanden habe. Schade, ich wollte ihn nach der Veranstaltung noch fragen, ob er sich vorstellen könnte, nach seinem Studium in Magdeburg eine Arbeit bei Intel oder den Zulieferern aufzunehmen. Diese Chance war dahin.

Die finale Frage: Chance oder Challenge? Die wurde abwechselnd  von der Moderatorin und dem Moderator an die vier auf der Bühne gestellt. Sie sollten sich für das eine oder andere entscheiden. Das Ergebnis: 3:1 für die Chance!

Mein Vorschlag: Die zukünftige Chance für Magdeburg durch die Intel-Ansiedlung ist auch zugleich eine große Challenge, also eine riesige Herausforderung. Das „oder“ sollte durch ein „und“ ersetzt werden: „Chance UND Herausforderung?“ So hätte die Antwort auf der Bühne 4:4 heißen können.

Weitere Herausforderungen:

Beim Verlassen des Forums Gestaltung fotografierte ich noch die Kleinbusse der gerade abrückenden Polizei auf der Brandenburger Straße. Wir hatten wohl Polizeischutz. Da sind meine Gedanken schon weiter bei der regionalen, deutschen und weltweiten Politik. Es ist derzeit vieles in Bewegung, was auch das Intel-Projekt betreffen kann. So wurde ich in den letzten Tagen von einem ausländischen Journalisten gefragt, ob ich nach den Europawahlen ein zunehmendes Zittern in Intel-Kreisen spüre, und zwar wegen der Möglichkeit einer AfD-Regierung in Sachsen-Anhalt. Um kompetent antworten zu können, bin ich zu weit von den „Intel-Kreisen“ entfernt, war meine Antwort. Ich glaube auch, dass man ein mögliches „Zittern“ unter der Decke halten würde.

Fakt ist, dass das endgültige „Go“ noch an viele Voraussetzungen gebunden ist. Nicht nur an die Freigabe der deutschen Subventionen in Brüssel, sondern auch von weiteren Genehmigungen zu den Themen Wasser, Boden sowie für den eigentlichen Betrieb der Intel-Gesamtanlage.

Als Unsicherheitsfaktor kommt ein weiterer Aspekt dazu: Die Pläne des US-Präsidentschaftskandidaten Donald Trump zu neuen Einfuhrzöllen, Steuererleichterungen für Unternehmen, zur Taiwan-Politik sowie seine extreme „America first“-Ideologie. So kann ich mir vorstellen, dass Intel die Landtagswahlen im Herbst abwartet sowie die Präsidentschaftswahlen im November, dann möglicherweise die Ansiedlung in Magdeburg noch einmal durchrechnet, um dann mit der Methode „Disagree and commit” zu entscheiden.

Dazu titelt das „Handelsblatt“ in Newsletter vom 18.7.24: „Down dank Donald: Trump-Äußerung lässt Chip-Kurse einbrechen.“ Siehe auch den Artikel: ASML, Nvidia, TSMC, AMD: Aktienkurse der Chiphersteller brechen ein (handelsblatt.com). Allerdings kommt die Intel-Aktie dabei gegen den Trend gut weg, weil Intel eigene Chipfabriken auch in den USA hat. Zu positive Intel-Einschätzungen verhindern dagegen Probleme im Alltagsgeschäft mit Intel-Prozessoren https://www.ntg24.de/Intel-Totalausfall-18072024-AGD-Aktien

Wie wird wohl die Kritik und die Auswertung der Seminargruppe aussehen, die die Veranstaltung vorbereitet und durchgeführt hat? Ob sie meiner Einschätzung folgen?

Noch zwei interessante Podcast-Links:

Wasser und Intel: https://www.deutschlandfunk.de/130-liter-4-6-wie-intel-mit-wasser-versorgt-werden-soll-dlf-7340224b-100.html

PFAS (auch bei der Halbleiterproduktion verwendet) PFAS im Rhein - Wie Chemikalien Wasser für immer verschmutzen (deutschlandfunk.de)

Mittwoch, 5. Juni 2024

# 055 Ja und Amen? Die Anhörung.

Beobachtungen beim: Öffentlichen Erörterungstermin der Einwendungen zum Genehmigungsverfahren für die erste Teilgenehmigung zur Intel-Ansiedlung am 29. Mai 2024 in Magdeburg.

So kompakt und nominal klang das in der Magdeburger Johannis-Kirche. Über die Veranstaltung haben im Nachgang viele regionale, überregionale sowie ausländische Medien, wie Volksstimme, MDR, Radio SAW, FAZ, dpa, Deutschlandfunk, Tagesschau, wallstreet ONLINE, Kronenzeitung etc,. berichtet. Widerhall fand sie auch in den online-Nachrichten der Börsen- und Finanzwelt. Das Narrativ von der „Schwarzerde“ macht seitdem bei LinkedIn-Usern die Runde. In den Artikeln und Berichten sind die fachlichen Details und die Vielfalt überschaubar, weil sie sich inhaltlich zumeist auf die gleiche dpa-Meldung beziehen. Für diejenigen, die sich schon länger und intensiver mit dem Thema beschäftigt haben oder aufmerksame Leser und Leserinnen dieses Blogs sind, gab es grundsätzlich und inhaltlich in der Veranstaltung nicht viel Neues. Einige Details während der Erörterungen waren allerdings interessante Ergänzungen. Ich möchte die atmosphärische Stimmung, das Setting und die aus meiner Sicht wichtigsten Punkte hier in den Mittelpunkt stellen. Wegen der Vielzahl der Personen verzichte ich auf die Nennung von Namen.

„Gottes Wort mit uns in Ewigkeit“ steht in goldenen Lettern am Denkmalsockel der Statue eines übergroßen Martin Luther. Die Johannis-Kirche im Rücken, in der Rechten die Bibel, die Linke auf dem Herzen, schaut er mit festem Blick auf das auf Rathaus gegenüber.

Der sonnige Maivormittag macht mir die Fahrrad-Anfahrt möglich, vorbei an dem Martin-Luther-Denkmal zu den noch reichlich vorhandenen freien Plätzen an den Fahrrad-Anlehnungsbügeln. Ich bin wohl schon im zu erwarteten Bürokraten-Sprech-Modus.

Halb zehn, noch Zeit, mich umzuschauen und mit mir bekannten Menschen der Presse, der Stadtverwaltung, von Intel, auch mit einigen Einwendern und Einwenderinnen (wie sie hier genannt werden) ins Gespräch zu kommen. Doch zuerst einen Platz im Zuschauerraum sichern. Allerdings verwehren mir zwei stämmige Security-Herren den Zutritt: Zuschauer, also keine Verfahrensbeteiligte (wie ihre Bezeichnung hier lautet) erhalten erst kurz vor dem offiziellen Beginn Einlass.

Abwarten, was passiert. So schaue ich mich weiter um, entdecke weiteres Sicherheitspersonal. Eine Frau von der Pressestelle des Landesverwaltungsamtes trägt die Pressevertreter in eine Liste ein. Sie spricht mich auch an und trägt meine Kontaktdaten und die Webseite ein. Sie möchte im Nachhinein gern lesen, erklärt sie, was wir so schreiben. Auf dem der Kirche schräg gegenüberliegenden Parkplatz, fast diskret von einer hohen Hecke verdeckt, ein Kleinbus der Polizei.

Das Landesverwaltungsamt will wohl auf Nummer sicher gehen. Erwartet man Störungen oder sind das mittlerweile leider übliche Sicherheitsvorkehrungen? Oder befürchtet man ‒ die Ereignisse bei Tesla in Grünheide im Hinterkopf ‒ ein Umschwenken von Teilen der Bevölkerung, weg von der bisherigen insgesamt eher braven Pro-Intel-Stimmung?

Reformation früher / Transformation heute? In einigen Wochen jährt sich zum fünfhundertsten Mal das spontane und flächendeckende Umschwenken fast der gesamten Magdeburger Bevölkerung und Kirchen vom katholischen zum evangelischen Glauben. In dieser St.-Johannis-Kirche hat Martin Luther am 24. Juni 1524 Klartext gepredigt. Der Beginn der Magdeburger Reformation. Steht am gleichen Platz hier heute ein wichtiger Schritt zur Transformation der Magdeburger Stadtgesellschaft bevor?

Mittlerweile lehnen sich viele Fahrräder an. Lässt das auf den Charakter der Zuschauer schließen? Aber ein Ansturm wie vor 500 Jahren – damals fasste das Kirchenschiff nicht die Zuhörer – ist hier nicht zu erkennen.

Einlass: Taschen und Rucksäcke müssen an der Garderobe abgeben werden, heißt es kurz vor zehn. Und: Bitte beachten Sie das Fotografier- und Filmverbot während der Veranstaltung. Etwas eingeschüchtert bin ich schon. Die hier präsentierten Fotos entstanden selbstverständlich legal vor und nach der Veranstaltung oder in der Pause.

Anspannung liegt in der Luft. Keiner weiß genau, wie das hier ausgehen wird. Zwischen entspannt-harmonisch und hektisch-kontrovers scheint alles möglich zu sein. Wer ist da? Ist jemand „auf Krawall gebürstet“?

Aus Gesprächen schnappe ich auf: Die Räumlichkeiten sind heute bis 21 Uhr reserviert, und wenn das nicht reicht, soll es morgen weitergehen. Gut, dass ich vorsorglich etwas zu trinken und Butterbrote eingepackt habe. Noch schnell zur Toilette im Kellergeschoss des modernen Kirchen-Anbaus im Bauhausstil. Dort erinnern die Reste einer Gruft an Otto von Guericke, den Innovator und Politiker des 17. Jahrhunderts, neben Kaiser Otto I. auch ein früher Influencer der „Otto-Stadt“ Magdeburg.

Das Setting und die Regie. Was sagt mir das gewählte „Setting“ des Veranstalters in der entweihten Kirche, die nach ihrer vierten Zerstörung im letzten Weltkrieg im Jahr 1999 auferstand aus einer Ruine als weltliches Veranstaltungs- und Konferenzzentrum?

Im erhöhten, ehemaligen Altarraum, zentral an einem Tisch, die schwarz-weißen Kirchenfenster im Rücken, drei „Hohepriester“ des Landesverwaltungsamtes. In der Mitte die Moderatorin und Leiterin, die souverän in die Veranstaltung einführt und noch ein beachtliches Textpensum absolvieren wird. Die beiden Herren links und rechts schweigen und werden nach meiner Beobachtung auch im Verlauf der offiziellen Veranstaltung kein Wort sagen. Alle stellen sich persönlich vor, nur die beiden lassen sich von der Moderatorin präsentieren. Sind sie „Back-ups“ oder Aufpasser?

Rechts, vom Zuschauerraum aus gesehen, auf gleicher Höhe, schräg aufgestellt eine Tischfront, dahinter noch zwei weitere Tischreihen mit insgesamt ca. 20 Vertretern der „Antragsstellerin“, also mit Personen von Intel oder mit von Intel beauftragten Personen. In der ersten Reihe links ein Rechtsanwalt, der sich als eloquenter Wortführer der Intel-Interessen herausstellen wird. Daneben in der ersten Reihe weitere Berater und Beraterinnen von Intel für spezielle Fachfragen. In der zweiten und dritten Reihe sind auch einige nur Englisch sprechende Mitarbeiter von Intel, die über Kopfhörer eine Simultanübersetzung hören können. Von der zweiten und dritten Intel-Reihe wird man im Verlauf der Veranstaltung nichts öffentlich hören, außer von der Geschäftsführerin der „Intel Magdeburg GmbH“, die auch in der hinteren Reihe ihren Platz hat. Sie eröffnet den Vortragsreigen zu Beginn mit einem „Goodwill speech“ als atmosphärischer Lockerungsübung, unterstützt durch repräsentative und gestylte PowerPoint-Folien auf dem Großbildschirm, der wie von unsichtbaren dünnen Fäden über dem Intel-Team in der Schwebe gehalten wird. Wir sind gekommen, um zu bleiben und wollen eine gute Nachbarschaft. Das ist der Kern ihrer Botschaft.

Links im Altarraum ‒ oder nennen wir ihn doch lieber Bühne? ‒ auch eine schräg aufgestellte Tischfassade und eine zweite Reihe dahinter, mit ca. 15 Plätzen für die Vertreter und Vertreterinnen der Unternehmen, die für die Infrastruktur des Projektes verantwortlich sind: SWM (Stadtwerke Magdeburg), HTP (High-Tech-Park-Sachsen-Anhalt), TWM (Trinkwasserversorgung Magdeburg), Gelsenwasser (Abwasserreinigung) und Stiftung Kulturlandschaft Sachsen-Anhalt.

Die drei, mit cremefarbenen Tischhussen repräsentativ ausgestatteten Tischfronten, präsentieren sich pompös und öffnen sich zum drei Stufen niedrigeren Zuschauerraum. Dort vorn zwei nackte Tischreihen (also ohne Hussen) für insgesamt ca. 30 Einwender und Einwenderinnen mit Blickrichtung auf die erhöhte Bühne. Nicht alle Plätze sind dort besetzt. Dahinter im ehemaligen Kirchenschiff die Stuhlreihen für die „Passagiere“, die bei den öffentlichen Erörterungen mitgenommen werden möchten. Rederecht haben sie nicht, wird von der Moderatorin klargestellt. Jeder der Plätze an den Tischen, oben wie unten, ist mit einem Mikrofon ausgestattet. Wie überhaupt alles Technische gut ausgestattet und im Ablauf gut organisiert ist.

Publikum. Ich habe den Eindruck, dass mehr Menschen an den Tischen auf und vor der Bühne sitzen als auf den Einzelsitzen im Zuschauerraum. Aber die Reihen füllen sich nach und nach weiter mit vielleicht 100 bis 120 Personen. Hier und da entdecke ich Kommunal- und Landespolitiker und Politikerinnen. Vor mir verfolgen die Wirtschaftsbeigeordnete und der Baubeigeordnete der Stadt Magdeburg interessiert die Vorträge von den Zuschauerrängen aus. Gefühlt bleiben ca. 200 Stühle im Zuschauerraum leer. Warum ist das Interesse nicht größer? Sollte für die Magdeburger und Magdeburgerinnen schon alles in trockenen Tüchern sein? Die Einwender und Einwenderinnen bekamen keine Extra-Einladung, da der heutige Termin mehrfach öffentlich in der Zeitung und im Amtsblatt ausgewiesen war. Andererseits ist ein Tagestermin, aus dem auch zwei Tage werden könnten, für die arbeitenden Menschen schwierig einzurichten. Ich freue mich über meine „privilegierte“ Situation, die mir die Teilnahme ermöglicht.

Wasser. Gleich zu Beginn geht es um die Wasserversorgung. Woher kommen die ca. sieben Millionen Kubikmeter Wasser pro Jahr? Die Intel-Vertreter können sich bezüglich der Wasserversorgungsproblematik formal zurücklehnen, da die Stadt Magdeburg in den Verhandlungen die Versorgung mit geeignetem (Trink)Wasser vertraglich garantiert hat. Der Rechtsanwalt und Intel-Redeführer weist auch darauf hin, dass deshalb die Frage, woher das Wasser kommt, nicht Gegenstand dieses Genehmigungsverfahrens ist. Das Verfahren ist im Übrigen (nur) eine Teilgenehmigung für den Bau der Anlage. Später (2025, 2030?) wird noch eine weitere (Teil)Genehmigung für den Betrieb der Anlage notwendig werden. Trotzdem wird von einem Vertreter der Gemeinde Burgstall – nördlich von Magdeburg gelegen – eine weitere extreme Absenkung des Grundwassers sehr befürchtet. Es wird in den Diskussionen deutlich, dass das in einem Video https://youtu.be/GssEFGhRjjk?si=-_xKEhiRputtsclS auf der Homepage der Stadt Magdeburg vorgestellte Konzept (kurz: Wasser aus der Elbe über den Mittellandkanal in die Ohre zur weiteren Versickerung als Grundwasser für das Wasserwerk in Colbitz leiten) noch nicht mit realen Planungen und Konzepten unterlegt ist, es somit fraglich ist, ob es auch funktioniert und in einem anderen Verfahren genehmigt werden muss.

Vom „pro Elbe e.V.“ wird gefordert, dass eine Wasserentnahme aus der Elbe nur beim Wasserstand oberhalb des mittleren Pegels erfolgen dürfe. Dass die Erhöhung der Fördermengen für die Versorgung von Intel dem Niveau um 1990 entspricht und die derzeitige geplante Entnahmemenge selbst bei niedrigem Elbpegel nur ca. 1% des Durchflusses entspricht, ist für die Einwenderin nicht überzeugend. Auch wenn die TWM auf ausreichende Wasserrechte aus „alten DDR-Zeiten“ verweist. Der Aspekt des seitdem fortgeschrittenen Klimawandels und die weiteren Wasserentnahmen durch neue Industrieanlagen entlang der Elbe bedeutet für die Einwender eine ungünstige Perspektive für die Elbe und Grundwasser. Die Wasserprobleme werden nicht kleiner. Aber, wie gesagt, strenggenommen ist das Thema „Wasser“ gar nicht Gegenstand dieses hier verhandelten Genehmigungsverfahren.

Abwasser. Ich bin nicht sicher, ob ich den Hinweis des Rechtsanwaltes und Intel-Redeführers richtig verstanden habe, dass auch das Thema Abwasser nicht Gegenstand der beantragten Genehmigung sei. Die Stadt Magdeburg oder die HTP-Sachsen-Anhalt bzw. die von ihr beauftragte Gelsenwasser-AG hat die Aufgabe, das Problem zu lösen, möglicherweise mit einem anderen Genehmigungsverfahren.

Übrigens: „Das ist nicht Gegenstand dieses Genehmigungsverfahrens!“ und „Das Thema ist bislang hinreichend erörtert und ich beziehe mich auf die bisherigen Stellungnahmen in diesem Verfahren!“, sind die vom Intel-Wortführer an diesem Tag gebetsmühlenartig gebrauchten Sätze. Aber dafür hatte er bei der Einführung schon um Nachsicht und Verständnis gebeten, weil formal-juristisch notwendig.

Trotzdem stellt einer der Einwender die Frage, ob die Vertreterin der Fa. Gelsenwasser, die auf die Trinkwasser-Qualität am Abfluss der zukünftigen Kläranlage hinwies, das Wasser auch selbst trinken würde. Darauf antwortet sie nicht. Es wird aber deutlich, dass das „Trink-Abwasser“ nicht die ausreichende Qualität haben wird, um es wieder dem Prozess der Reinstwasser-Aufbereitung für die Chip-Produktion zuzuführen. Schade, das wäre ein wünschenswertes Wasser-Abwasser-Wasser-Kreislauf gewesen. Die Frage der „pro Elbe e.V.“-Vertreterin nach PFAS, den so genannten Ewigkeitschemikalien im Abwasser, wird wie andere Fragen und Hinweise vom Landesverwaltungsamt im Rahmen der Genehmigungsprozedur zu Protokoll genommen und im weiteren Verfahren von der Genehmigungsbehörde bewertet.

Nun geht es in eine 30-minütige Mittagspause. Danach sind weniger Zuschauer zu sehen und auch einige Plätze bei den Einwendern nicht mehr besetzt. Die Mittagssonne lässt die vor einigen Jahren neu gestalteten Kirchenfenster im südlichen Seitenschiff der Johanniskirche intensiv und farbig aufflammen.

Boden. Ein ausführlich behandelter Diskussionspunkt ist der Bodenschutz. Die Vertreter vom BUND und von einer Vereinigung zum Bodenschutz tragen ihre Bedenken engagiert und fachkundig vor, sodass ich den sich entwickelnden Fachgesprächen zwischen Einwendern und Vertretern des HTPs sowie der Stiftung Kulturlandschaft kaum folgen kann. Aber es ist trotz unterschiedlicher Einschätzungen ein sachlicher und respektvoller Umgang, wie es anfangs und auch zwischenzeitlich von den Personen auf der Bühne gewünscht wurde. Beim Bodenabtrag gibt es anscheinend eine Aufgaben- und Verantwortungsteilung zwischen der HTP und Intel, sodass beide für eine Lösung in der Pflicht stehen. Es wird – ähnlich wie bei der Wasserfrage - deutlich, dass das bisher in den Genehmigungsunterlagen dargestellte sehr pauschale und einfache Konzept nicht greift und grundsätzliche Konzepte und Verfahren noch erarbeitet werden müssen.

Mich überrascht, dass in der ersten Ausbaustufe (mit zwei Chip-Fabs), entgegen vielen Befürchtungen nur ca. 15% der Fläche versiegelt werden sollen. Wie das bei insgesamt acht Chip-Fabs aussehen wird, ist nicht Gegenstand dieses Genehmigungsverfahrens. Ich bin erstaunt, wie komplex auch das Thema „Boden“ ist und wie viele Vorschriften und Gesetze beachtet werden müssen, bevor der Boden transformiert werden darf. Die Vertreter der HTP teilen mit, dass aktuell für über eine Million Kubikmeter Boden Abnehmer in Aussicht stehen.

Da am heutigen Tag in der „Volksstimme“ berichtet wird, dass der Baustart um ein weiteres Jahr, jetzt auf 2025 verschoben wird, ergibt sich auch hier Möglichkeit, dass die Konzepte und Planungen für die Entfernung der Schwarzerde nicht mehr mit der heißen Nadel gestrickt werden müssen.

Naturschutz. Intensiv wird die Diskussion noch einmal beim Arten- und Naturschutz, als es um die gefährdeten Feldhamster- und Feldlerchenpopulationen geht. Ich habe die Gelegenheit, auch zu diesem Thema einiges Neue zu lernen, auch die Wichtigkeit zu erkennen, und warum dieses Thema nicht belächelt werden darf. In einem FAZ-Artikel wird zwei Tage später unseriös getitelt werden, als ob versucht würde, mit acht Feldhamstern eine 30-Milliarden Investition zu verhindern. Im Gegenteil: Bei den Einwendern war von so einer Forderung überhaupt nicht die Rede.

Abschluss. Es ist nicht einmal 16 Uhr und alle Punkte sind schon abgehandelt. Die Versammlung löst sich nach vorsichtigem Beifall und Klopfen auf. Hier und da entstehen Grüppchen, die diskutieren. Einige Medienvertreter machen noch Filmaufnahmen, interviewen Vertreterinnen von Intel als auch Einwender. Es macht sich eine entspannte Erleichterung, ein Aufatmen bei fast allen Beteiligten breit, wie das abschließende, entlassende und entlastende Amen in der Kirche.

Eine Einwenderin ist nicht zufrieden und sagt mir, dass sie sehr genau in das Protokoll schauen und verfolgen wird, inwieweit ihre Einwendungen in dem weiteren Prozess Niederschlag finden werden. Also ist möglicherweise die letzte Messe noch nicht gesungen.

Mein Resümee. Ich habe schon öffentlichen Erörterungen zu städtischen Bebauungsplänen beigewohnt, bei denen es wesentlich lauter, hektischer und kontroverser zuging. Ich hätte es aber passender gefunden, wenn man eine Anordnung gefunden hätte, bei der auch die Einwender auf Augenhöhe gemeinsam mit den anderen Gruppen auf der Bühne positioniert gewesen wären. Das umso mehr, weil auch die Einwender so genannte Verfahrensbeteiligte sind, die Gruppe der „Infrastruktur“ formal nicht, wenn ich das richtig verstanden habe.

In dem gesetzten Veranstaltungsrahmen wurde themenbezogen vorstrukturiert, die Leitung der Veranstaltung war trotzdem flexibel und offen. Es wurde immer wieder nach Wortmeldungen von den Einwendern gefragt. Fast alle Einwender und Einwenderinnen gaben zu Protokoll, dass sie dem Projekt prinzipiell positiv gegenüberstehen und nicht das Ziel haben, es zu verhindern. Das trug insgesamt zur kooperativen Stimmung bei. Die Einwender und Einwenderinnen sollten weiterhin mit ihren Argumenten ernstgenommen werden, denn sie erwarten ein Überdenken von vielen bislang noch nicht ausgegorenen Details des Vorhabens. Auch seitens der beteiligten Planer wurde deutlich, dass durch die zeitliche Verschiebung des Baustartes die zusätzliche Zeit genutzt werden muss, die Wasser- und Boden-Konzepte zu konkretisieren. Letztlich wird es darauf ankommen, was die Genehmigungsbehörde, also das Landesverwaltungsamt Sachsen-Anhalt, der Antragsstellerin mit ins „Gebetbuch“ schreibt.

Da es sich bei dem Antrag um eine Teilgenehmigung handelt, werden weitere Genehmigungsverfahren im Kontext der Intel-Ansiedlung folgen. Hat aber der erste große Genehmigungsschritt erstmal den Segen, wird ein „Zurück“ immer schwieriger. Ist der „Point of no return“ schon erreicht? War das hier im Kirchenschiff die Kiellegung des großen Dampfers „Intel-Ansiedlung“ oder schon der Stapellauf?

Man wird abwarten müssen, ob die Einwände gegen das Genehmigungsverfahren letztlich zur Zufriedenheit der Einwender Eingang in die Umsetzung finden oder ob hier Anlässe für spätere gerichtliche Klärungen einen Ausgangspunkt haben. Ob die weitere Verzögerung des Baustartes ausschließlich an der noch ausstehenden „Formalie“ der Subventionsgenehmigung durch die EU liegt, wird sich erst bei tatsächlichem Baubeginn zeigen.  

Thema verfehlt? War das hier auch teilweise auch so? Ich bleibe verwirrt zurück, weil ich nach den   Aussagen der Veranstaltungsleiterin und des Intel-Vertreters nicht sicher bin, ob und welche der vorgebrachten Einwendungen überhaupt für die Teilgenehmigung relevant sind. Vielleicht beichtet mir der eine oder die andere, was tatsächlich relevant für das Verfahren war. Schließlich leben wir hier doch nicht in Kafkas Welten, auch wenn Kafka-Jahr ist.

Mein Fahrrad finde ich allein zwischen den Anlehnungsbügeln wieder und ich werfe beim Wegfahren noch einmal einen Blick auf die Luther-Statue. „Gottes Wort mit uns in Ewigkeit“, lese ich noch einmal. Besser ewig das Wort Gottes im Ohr als Ewigkeitschemikalien im Wasser, tröste ich mich.