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Montag, 31. März 2025

# 090 Einladungen: „Intel – da war doch … und dann …?“ Herbert Karl von Beesten und der Transformationsstammtisch stellen sich vor.

Im Rahmen der Landesliteraturtage 2025 und zugleich anlässlich der Nacht der Bibliotheken am Freitag, 4. April 2025 in der Zentralbibliothek erfolgt um 17:30 Uhr zuerst der Blick zurück: „…  da war doch was …" ein Rückblick mit „Best-of-Artikeln“ aus dem Intel-Blog seit 2023 mit eher literarischen Texten (Parabel, Satire, Essay) … und dann … Vorstellung des neuen Transformationsstammtisches.

Früher oder später geht es auf dem Magdeburger Eulenberg mit einem großen oder mehreren kleinen Leuchtturmprojekten weiter. Bis dahin wird sich der TranformationRoundTable, wie der Stammtisch auch genannt wird, mit den Mühen der Ebene der Transformation beschäftigen. Was haben die Protagonisten dieser Runde vor? Wer kann noch mitmachen? Diese Fragen sollen beantwortet werden. 

Link zur Veranstaltung

Die Gruppe trifft sich zu ihrem 3. Treffen schon am Montag wieder, den 7. April 2025, ab 17:00 Uhr in der Stadtbibliothek Magdeburg, Breiter Weg 109 im Seminarraum 3. OG. Das ist eine offene Runde und neue Teilnehmer und Teilnehmerinnen sind gerne gesehen.

Sonntag, 2. März 2025

# 085 Einladung zur zweiten TRANSFORMATIONSRUNDE - 10. März 2025

Unser nächstes Treffen findet am Montag, dem 10. März 2025 um 17:00 Uhr im kreALTtiv-Labor in der Brandenburger Str. 9, Magdeburg, statt: Im  1.OG,  Raum 1.15 .

Max Heywood und Herbert Karl von Beesten freuen sich, dass die Runde sich wiedertrifft und vielleicht weitere Magdeburger und Magdeburgerinnen dazukommen. Wir wollen uns aus dem Magdeburger „Integrierten Stadtentwicklungskonzept (ISEK) 2030+“ (Link:) einen ersten Ansatzpunkt für unsere Arbeit vornehmen, um die heimische Transformation zu unterstützen. Wie wir das genau machen, besprechen und beschließen wir gemeinsam.

Erstes öffentliches Auftreten unserer Runde?
Wir haben die Möglichkeit, unsere Gruppe und deren Ideen in der „Nacht der Bibliotheken“ am Samstag, dem 4. April, 17:30 Uhr innerhalb der einstündigen Veranstaltung zu präsentieren:

Intel … da war doch was? Aber die Transformation geht weiter – ein „Best of“ aus dem Intelblog von Herbert Karl von Beesten der beiden letzten Jahre. Und der Blick nach vorn darf nicht fehlen: Der neue Transformations-Roundtable stellt sich vor.

Wie das aussehen kann, werden wir auch besprechen.

Bitte kontaktieren Sie Beesten@herbertbeesten.de oder max.heywood@magdeburg-international.de für weitere Informationen und um Ihr Interesse an einer Teilnahme zu bekunden. Die Teilnahme ohne Anmeldung ist auch möglich.




Freitag, 31. Januar 2025

# 083 Transformation durch Kultur - C the unseen im Januar 2025

C inside the opening – Notizen eines Magdeburgers von der Eröffnung der Europäischen Kulturhauptstadt Chemnitz

18. Januar 2025, mein Kollege Philipp Schmidt und ich am Hauptbahnhof Magdeburg, Gleis 7. Die Bahnhofsuhr zeigt 10.17 Uhr. Aber: Zwei, dann drei RE 13 Richtung Leipzig gestrichen. Ersatzlos. Mein Bahnoptimismus: „Statistisch gesehen sind zwei Drittel der Züge pünktlich …“ friert bei zwei Grad minus und Nebel allmählich ein. Gestrichene Züge fallen auch aus der Statistik. Logischer Schluss.

Mir fällt ein Gespräch mit einer Kollegin ein. Sie ist etwa so alt wie ich, und sie erinnerte sich an fahrende Züge. An einen Sonderzug gar. Nach Karl-Marx-Stadt im Mai 1967. Es war warm zum Pfingsttreffen der FDJ, es gab wohl noch den Optimismus des Aufbruchs, der Jugendlichkeit. Der Sonderzug bestand aus Güterwagen, trotzdem empfand man die Mitfahrt als Auszeichnung. Achtzigtausend oder neunzigtausend junge Menschen, atemlos gewissermaßen bei der Abenteuersuche. Es gab den „Oktober-Klub“ zu sehen, man sang mit, war fröhlich. „Ich war nicht mehr dort, seit Karl-Marx-Stadt wieder Chemnitz heißt“, schloss sie.

„C the unseen“ passt, denke ich. Aber kein Sonderzug nach Chemnitz, kein RE nach Leipzig, nur Nebel. Unplanmäßig sind wir in Halle, von dort mit der S-Bahn nach Leipzig, endlich den RE 6 Richtung Chemnitz erwischt. Im Vorbeifahren lerne ich mir bislang unbekannte Ortsnamen kennen: Großpösna, Otterwisch ... Reisen bildet. Ein gutes Omen: Blauer Himmel in Chemnitz, C sees the sun. Bunter Empfang. Menschen, Hinweisschilder, Alte, Junge, Programmflyer, Familien. Philipp zu seinem, ich erstmal zu meinem Hotel, Rucksack abwerfen.

Schwarzer Block? Demo vor meinem Hotel, junge Menschen aus der Antifa-Bewegung, Basswummern, Parolen gegen die Rechten. Am Telefon der Kollege: Die Braunen marschieren gerade vor seinem Hotel. Polizisten müssen sich an dem Katz-und-Maus-Spiel beteiligen. Bunter und größer: Die dritte Demo kommt mir entgegen: Alt, Jung, Familien, Lachen, Luftballons und bunte Fahnen, Kinderwagen, Lieder, Transparentaufschriften fordern Zusammenhalt.

Die Fröhlichkeit der Menschen in der Innenstadtstadt lässt die Demos vergessen. Volksfest mit Musik, auch Infostände, Bühnen, Tanz und Sport, Sanitäter, Nachmittags-Outdoor-Rave, Bier, Würstchen, Polizei, Döner, Straßenkünstler, Sportlerinnen auf Bühnen. Große Monitor-Wände, die die Eröffnungsfeier aus der Oper live übertragen. Davor geduldige Schlangen an den Bierbuden, die Menschen reden miteinander, haben wache Augen, manche lächeln. Wir behalten die gestylten Plaste-KUL-TUR-BECHER als Souvenir.

Wir sichern uns Stehplätze vor der großen Bühne. Noch fast zwei Stunden bis zur Show, die Sonne sinkt, es geht auf null Grad zu, der Platz füllt sich. Wie in sich ruhend das Karl-Marx-Monument, in C liebevoll „Nischel“ genannt, in dezentem grau-weißen-Licht, die überdimensionale Showtreppe steht ihm bis zum Hals, wie Schweiß von der Denkerstirn perlt ihm helle Taubenscheiße. Der Riesenkopf, der sich „Das Kapital“, ausdachte, wie eingefangen unter dem Halbrund des transparenten Bühnendachs. C „The Capital of Culture“. Es dämmert. Rechts und links der Bühne Batterien von Scheinwerfern, die Lichtfächer in den Dunst stanzen. Im Hintergrund dezente Elektro-Lounge-Musik. Warmhalten und die Logistik klären! Wo sind die Toiletten? Noch einen heißen Kinderpunsch, Glühwein, eine Bratwurst oder Falafel. Oder doch ein Bier? Es wird voller, enger. Mäntel und Jacken gehen auf Tuchfühlung.

„Wir müssen uns etwas einfallen lassen, uns warmhalten, vielleicht eine Aktion mit den Leuten um uns herum?“, versuche ich meinen Kollegen zum Mitmachen zu motivieren. „Es dauert noch eine halbe Stunde, bis es losgeht.“ „Du hast doch bestimmt schon eine Idee, oder?“, vermutet er. Der Ball ist wieder bei mir.  Hinter uns ist eine gut gelaunte Frauen-Clique in fast aufgekratzter und übermütiger Stimmung. Einiges habe ich von ihren Gesprächen mitbekommen, manches wegen ihrer sächsischen Aussprache nicht. Ich spreche sie an, ob sie mitmachen würden, die anderen zum gemeinsamen Aufwärmen zu bringen. „Jetzt gehts los! Jetzt gehts los!“, skandieren wir, klatschen im Takt mit. Leider steckt es andere nicht an, aber wir kommen ins Gespräch und "outen" uns als Magdeburger. "Wir wären auch gern Europas Kulturhauptstadt geworden, aber ihr habt das Rennen gemacht. Herzlichen Glückwunsch, wir wünschen euch ein schönes Jahr!" „O je, bei euch ist ja das Schreckliche passiert, schlimm.“ Die erste Reaktion. Ja, schlimm.

Es sind begeisterte Chemnitzerinnen, sie schwören auf europäische Verständigung. Ich lerne, dass zu Karl-Marx-Stadt-Zeiten die Abkürzung KMS sächsisch so vernuschelt wurde, dass „CMZ“ als vernischeltes „Chemnitz“ verstanden werden konnte, wenn man wollte. Aber die Frauen stehen zu ihrem Karl. Auch wenn seine Ideen vom Sozialismus inzwischen Patina angesetzt haben: Sie hatten etwas! Nur was daraus gemacht wurde ... Ich glaube, sie mögen ihren „Nischel“.

Wir erzählen von unseren Städten und finden Gemeinsamkeiten in Größe, Struktur, Geschichte. C und MD haben beide keinen regulären ICE-Anschluss. Das solidarisiert.

Es ist kurz vor 19 Uhr. Als Team C-MD starten wir einen zweiten Versuch: „Jetzt gehts los!“ Es steckt an, bricht aber plötzlich doch ab, denn die Hintergrundmusik stoppt, die Scheinwerfer bewegen sich, Weiß wird zu Blau, Rot, Grün und auch Farbumschläge rund um den „Nischel“. Geht’s los? Über uns laute Trompetenklänge, Laserstrahlen zeigen an, woher: Sie kommen vom Hochhaus links hinter uns und von dem hohen Gebäude rechts hinter uns. Trompetenklänge auch vor uns vom Dach des Plattenbaus hinter dem „Nischel“. Sie werden zum Trompeten-Laser-Zusammenspiel über unseren Köpfen. Töne und Laser wechseln sich ab, auch im Umlauf, immer schneller, immer mehr und dichter, alles überspannt uns wie ein Dach. Die Blicke nach oben, hin und her, man dreht und blickt sich an.

Break, Ruhe im Rund, die Scheinwerfer halten still. Eine Stimme. Woher? Vom „Nischel“! Bundespräsident Walter Steinmeier auf der obersten Stufe, winzig im Vergleich mit dem Steinkopf. Das Präsidentenhaupt unterhalb der Oberlippe des Monuments. Die Rede erfreulich knapp. Applaus. Abtritt. Auftritt der Moderatorin, frech, direkt: Anna Mateur, eloquent, rotzig. Passt. Januar-Klub straff durchgetaktet: Rap, Bandoneon-Tango-Orchester, Breakdance, Bosse und mehr. Mal rhythmisch, dann poppig, auch sentimental, vorsichtiges Mitwiegen der Menschen. Lightshow. Visualisierungen auf den Show-Stufen, Scheinwerfer rotieren, zucken, zeichnen Lichtfiguren in die Nacht. Das Monument in den verschiedensten Lichtstimmungen. War das gerade nicht der Kopf von Otto von Guericke anstatt Marxens Kopf? Kann nicht sein, „unseen Otto“! DJ Paul Kalkbrenner mit einem kurzen Set und einem kurzen Tschüss. Kommt noch was? Nein, kein Finale wie üblich, keine Abschiedsworte von Anna Mateur. Es ist ja
der Anfang für ein ganzes Jahr. Macht Sinn.

Nun wie vorher wieder die gediegene Lounge-Musik, der Marx-Kopf wieder in stabilen Grautönen, die Scheinwerfer wieder Richtung Himmel ausgerichtet. Soll C jetzt auch von oben gut sichtbar sein, denke ich. Die Menschen bleiben noch am Platz, müssen wohl wie wir dieses 60-Minuten-Power-Feuerwerk in den Köpfen abkühlen, sacken lassen. Es wird geredet, gelacht, die Ess- und Trinkbuden werden belagert. Wir verabschieden uns von der netten Frauengruppe, die weiterziehen will. „Kommt unbedingt wieder, es gibt so viele tolle Sachen in Chemnitz und Umgebung zu entdecken“, motivieren sie uns für ein Wiedersehen im „Unseen“.

Wir lassen uns im Gewühl treiben zwischen Techno auf dem Marktplatz, Rave in einem kleinen Park, zwischen Elektro auf Bühnen und den Gassen mit Straßenmusikern.

Zwischenmahlzeit, asiatisches Schnellrestaurant, Glückskeksbotschaften: „Dein Leben wird durch Eindrücke und Bekanntschaften bereichert“ und „Sie können Ihrem Traum begegnen“. Philipp und ich erkundigen uns nach Traum-Events oder Begegnungsmöglichkeiten in Clubs für die Nacht. Aber die sind überfüllt. In der „Open Oper“ gerade Ende des Swing-Konzerts, aber noch rappelvoll. Kein bekanntes Gesicht. Meine Euphorie nimmt ab. Die Beine schwer. Zurück ins Hotel.

Rückzüge und Rückblicke

Der Alltag holt uns am Sonntag mit Bahn-Resilienz-Roulette auf dem Rückweg ein. Verspätung fürchtend, nehme ich einen früheren und pünktlichen Zug nach L, um dort sicher den Anschluss nach MD zu erreichen. Im Abteil komme ich mit einem älteren Paar, das mit großen Koffern unterwegs ist, ins Gespräch. Ob sie auch bei der Eröffnung gewesen sind? „Klar, wir waren gestern auch dabei, das wollten wir nicht verpassen, wir haben unsere Kreuzfahrt ab Hamburg dafür extra später terminiert. „Und: Wie fanden Sie es?“ „Einfach toll, wir waren begeistert!“

Phillip nimmt in C den späteren, von uns ursprünglich geplanten Zug nach L, der auch pünktlich ist. Gemeinsam und pünktlich, positiv für die Verspätungsstatistik und meinen Bahn-Optimismus, geht es von L weiter nach MD.

Am Montagmorgen sehe ich auf der Titelseite der Magdeburger „Volksstimme“ ein Bild von der Bühne mit dem „Nischel“, darunter in gleicher Größe ein Bild von der Demonstration der rechtsextremistischen Gruppierung „Freie Sachsen“. Das ergibt ein falsches Gesamtbild.

Bad news bleiben schlechte Nachrichten, sie helfen nur bei der Pflege von Narrativen, wie etwa: „Der Osten ist mehrheitlich rechtsradikal.“ Hier wäre mehr Sorgfalt vonnöten gewesen. Schade.

Ich reihe meine Erfahrung mit der Stimmung in C in andere persönliche Erlebnisse ein: Etwa meinen Besuch der Olympischen Spiele 1972 in München und in Jahr 2000 auf der Expo in Hannover, mein Dabeisein, als R.E.M. auf dem Magdeburger Domplatz zum 1200. Stadtjubiläum spielten, mein Miterleben des Public-Viewing-Sommermärchens 2006, meine Reisen in die Kulturhauptstadtregion Ruhrgebiet 2010 und zur Expo in Mailand 2015. „Und zwischen 1972 und 2000 gab es kein wichtiges Erlebnis für dich?", würde Philipp mich fragen, da er doch in diesem Zeitraum in Magdeburg geboren wurde. Doch, doch, würde ich antworten, zum Beispiel, der Mauerfall 1989. Der gehört auch in die Reihe als Beginn einer Transformation, auch in die von C.

Chemnitz, wir sehen uns!

Video von unserem Besuch unter

https://youtu.be/T32dD2ZEw9k

 

Fotos von Herbert Karl von Beesten und Philipp Schmidt

Sonntag, 29. Dezember 2024

# 079 „Transformation in Magdeburg“ - Einladung - Offener Stammtisch/Round Table am 20.1.2025

Fortsetzung der Bibliotheksveranstaltungen zum Thema „Intel“ in einer Gruppe unter der Überschrift „Transformation in Magdeburg“

-      „Post-Intel-Blog“ – Transformation geht weiter

-      Transformationsmitgestaltende gesucht

-      Start am Montag, 20.1.2025, 17:00 Uhr

Nach den Feiertagen und dem Innehalten nach der furchtbaren Amokfahrt am Alten Markt nun die Frage an Magdeburg: Wie weiter? Die gilt auch für den Transformationsalltag. Wie auf der letzten Veranstaltung zum Thema „Transformation“ in der Magdeburger Stadtbibliothek angekündigt (Link zum Artikel), soll, auch wenn Intel (erst einmal) einen Rückzieher gemacht hat, sich eine eigenständige Gruppe mit dem Thema „Transformation“ konstruktiv auseinandersetzen. Die Gruppe ist offen für alle interessierte Menschen, die sich mit dem breitgefächerten Thema „Transformation in Magdeburg“ beschäftigen möchten. Auch Personen, die bisher regelmäßig an meinen Bibliotheksveranstaltungen teilgenommen haben sowie Leser und Leserinnen dieses Blogs sind herzlich eingeladen, sich als Transformationsbegleiter oder Transformationsmitgestalterinnen einzubringen.

Gemeinsam mit Max Heywood, einem glühenden Magdeburg-Optimisten, planen wir einen „Kick-off-Transformationsstammtisch“ (Arbeitstitel) am Montag, dem 20. Januar, um 17 Uhr in meinem kreALTiv-Labor in der Brandenburger Str. 9, Kultur- und Kreativwirtschaftszentrum, 1. OG, Raum 1.15.

Max und ich möchten für die gemeinsame Arbeit in der Gruppe folgende Ideen einbringen:

  • Bildung einer offenen Gruppe aus unterschiedlichen Kreisen,
  • regelmäßiger Blick auf Magdeburgs Zukunft mit Fragen, Vorschlägen, Ideen und Anregungen,
  • monatlicher Stammtisch und ca. alle drei Monate ein „öffentliches“ Format mit geladenen Gästen, 
  • die Bibliothek bietet uns einen „Stammplatz“ für die monatlichen Treffen und öffentlichen Veranstaltungen,
  • dieser Blog kann uns als Hinweisgeber für unsere öffentlichen Veranstaltungen dienen und bietet zugleich die Möglichkeit zur stringenten Zusammenfassung unserer Zusammenkünfte, denn es wird Diskussionen geben!

Max und ich sind sicher, dass die endgültige Organisation und die Inhalte sich gruppendynamisch ergeben. Transformation ist, wie in vielen der vorhandenen 78 Blogartikeln deutlich wurde, „ein weites Feld“ und betrifft längst nicht nur die ursprünglich geplante Intel-Ansiedlung.

Dazu gehören:

  • moderne Technologie im Kontext mit der Natur,
  • Entwicklungen in der lokalen Politik und Kultur,
  • Verwaltung versus Bürokratie,
  • demokratische Partizipation und Einmischung gegen den Rückzug ins Private,
  • Willkommenskultur,
  • künstliche Intelligenz contra natürliche Empathie usw.
  • Bist Du dabei? Sind Sie dabei?

Bist Du dabei? Sind Sie dabei?

Dann freuen wir uns auf Beteiligung und Mitmachen. Das Ziel des ersten Treffens ist, eine Gruppe zusammenzubringen, um weitere Details und die Perspektiven der Gruppe gemeinsam zu definieren. 

Damit wir etwas planen können, freuen wir uns über eine kurze Interessensbekundung oder Teilnehmerzusage in Vorfeld des Treffens am 20.1.2025 per Mail an Max Heywood (max.heywood@magdeburg-international.de) oder an Herbert Karl von Beesten (Beesten@HerberetBeesten.de).

Bis bald also – und transformiert euch!

Donnerstag, 12. Dezember 2024

# 076 Ausgemistelt - Hinterm Horizont nichts weiter? Magdeburger Transformation

Dort, wo in Magdeburg der Breite Weg die Ernst-Reuter-Allee kreuzt, steht auch Ende 2024 in der Advents- und Weihnachtszeit am Allee-Center ein Objekt der Lichterwelt. Es heißt in diesem Jahr in der offiziellen Liste (MD_Lichterwelt-Karte_2024.pdf) noch „Intel-Mistelzweig“.

Intel ausgemistelt?

Der Standort ist aber in dem dazugehörenden Lageplan nicht eingezeichnet. Ist man an der besagten Kreuzung, befindet sich dort doch die Lichtinstallation, allerdings ohne den Spruch der beiden letzten Jahre: „Happy to be in Magdeburg“, das krönende Intel-Logo darüber fehlt. Die Intel-Version ist aber noch als Foto auf der Startseite der Lichterwelt-Internetseite zu sehen. Virtuell ist der „Intel-Mistelzweig“ noch vorhanden, in der Realität ist erst einmal ausgemistelt. Symptomatisch für die aktuelle Situation?

Ich möchte kein Salz in noch frische Wunden streuen und die Vorweihnachtszeit nicht mit schlechter Stimmung vermiesen, denn geblieben ist der hoffnungsvolle, stilisierte Mistelzweig unterhalb der Spitze der sich kreuzenden Tannengrünbögen.

Missgeschick Intel-Mistel-Kiss verpasst

Um den Mistelzweig ranken sich viele Mythen, viele Bräuche sind damit verbunden. Hätte man sie ernster nehmen müssen? Hätten sich unsere Oberbürgermeisterin Simone Borris und der gerade ausgeschiedene Intel-CEO Pat Gelsinger sich in der Adventszeit 2022 unter diesem Mistelzweig geküsst … Wäre es vielleicht dann nicht zur Trennung (auf Zeit) gekommen?

Hätte Ministerpräsident Reiner Haseloff unter dem Mistelzweig am Allee-Center einen Bruderkuss mit Pat Gelsinger im Advent 2023 getauscht, wäre dann die schwebende Scheidung nicht aufs Tableau gekommen? Aber Bruderküsse führen nicht immer zum Zusammenbleiben, wie die Geschichte beweist. Erich Honecker und Leonid Breschnew schienen sich auch zu mögen und küssten sich, wie noch heute das ikonografische Graffiti an der Berliner Mauer zeigt. Was wäre passiert, wenn die beiden die Zärtlichkeiten unter einem Mistelzweig ausgetauscht hätten?

Mistel-Mythen und Sagen wagen

Die weißbeerige Mistel (botanisch Viscum album) ist auch weiterhin ein freundlicher Magdeburger Willkommensgruß. Sie wird seit dem 19. Jahrhundert als Weihnachtsschmuck verwendet und ist beispielsweise als Türdekoration sehr beliebt, auch wenn sie als Halbparasit ihrem Wirt Wasser und Nährstoffe entzieht. So bei Wikipedia nachzulesen.

Der Mistel werden geheime Kräfte zugesprochen. Die Pflanze soll Gesundheit, Fruchtbarkeit, Mut und Glück bewirken. Die Griechen der Antike sahen in ihr ein Mittel gegen Gift. Andere Völker, wie beispielsweise die Germanen, waren der Ansicht, dass sie die Menschen beschütze. Den Druiden diente sie als magische Beigabe und war auch für Miraculix in „Asterix und Obelix“ eine wichtige Zutat für den Zaubertrank.

Man tut also gut daran, die Misteltradition in Magdeburg fortzuführen. Wer weiß, von wem der zukünftige Intel-CEO, wenn er einmal nach Magdeburg kommen sollte, geküsst wird. Die Mistel ist das richtige Symbol für die Perspektive, die ich aufzeigen möchte. 

Manche Bilder brauchen Worte, manche nicht ...


Neulich stand ich an einem ungemütlichen, nasskalten Dezembertag an der schon fertiggestellten B-81-Abfahrt zur geplanten Intel-Ansiedlung. Die Abbiegespur aus Richtung Magdeburg wird nach nur wenigen Metern mit fünf kräftigen Betonpollern blockiert, als wäre dahinter ein Weihnachtsmarkt. Hundert Meter weiter endet der glänzende Bitumenpfad stumpf am Bördeacker, dem Feldhamster-Niemandsland, wo sich Fuchs und Hase in Kürze „Frohe Weihnachten“ und „Prosit Neujahr““ wünschen werden. 

Keine Märchen

Diese Straße wird früher oder später weitergebaut, da bin ich sicher. Vielleicht führt sie doch noch zur Intel-Chipfabrik? Zurzeit scheint es wahrscheinlicher zu sein, dass sie in einigen Jahren zu einem anderen Großunternehmen führt, oder ist die Abfahrt für breite Großkonzerne verpollert , so gibt es zwischen den Pfosten Lücken, durch die schmale Unternehmen schlüpfen könnten. Transformation wird auf jeden Fall stattfinden, sie lässt sich nicht aufhalten, so oder so. Durch die nun zusätzlich zur Verfügung stehende Zeit könnte sie heilsamer, ökonomischer und ökologischer werden, auch wenn bis dahin noch viel Wasser die Elbe hinunterfließen wird. Alles fließt, panta rhei. Auch die Zeit, in der die durch das „Projekt Intel“ geschlagenen Wunden im gegenseitigen Respekt geheilt werden könnten. Engagement in Sachen Transformationsbegleitung ist also weiter gefragt. Wenn man auf dem Foto des Straßenstumpfes ganz genau hinsieht, sind auf der Baumreihe am Horizont eine große Menge dieser kugelförmigen Mistelgebilde zu entdecken. Genug für viele Küsse, ausreichend für Zaubertränke. Von wegen: Am Horizont nichts weiter.


Blog geht weiter – Round Table zur Transformation

Auch dieser Blog geht weiter, wenn auch nicht mit der bisherigen Schlagzahl, Slow Motion ist angesagt. Ich fühle und zähle also weiter den Pulsschlag der Magdeburger Transformation.

Ich werde auch darüber berichten, wie sich aus dem harten Kern der Teilnehmer meiner Vorträge in der Stadtbibliothek ein Round-Table-Gesprächskreis aus Magdeburgern und Magdeburgerinnen entwickelt und was dort passiert. Einige Personen haben dafür Interesse gezeigt. Ein erster Termin für Januar 2025 ist in Vorbereitung und wird an dieser Stelle in Kürze veröffentlicht. Machen Sie, lieber Blogleser und liebe Blogleserin, auch mit? Dann bekunden Sie mir gerne unter beesten@HerbertBeesten.de Ihr Interesse.  Sie bekommen den Termin direkt zugesandt. Ich freue mich auf euer Kommen!

Mit meinem Lektor Albrecht Franke, der immer im Hintergrund für Blog-Qualitätskontrolle gesorgt hat, wünsche ich allen Followern angenehme Feiertage und einen guten Rutsch und neue Jahr, mit oder ohne Mistelzweig!

Mittwoch, 23. Oktober 2024

# 072 Nach dem Theater ist vor dem Theater - Lesung und Gespräch zum Intel-Blog

Post-Intel-Transformation: Machen Bürger und Bürgerinnen mit MUT weiter?

·      Angela Mund von der Theatergruppe „bühnenfrei“: „Und sie träumten von der Sonne"

Am Montag, dem 4. November 2024, findet in der Magdeburger Stadtbibliothek ab 17 Uhr wieder die Lese- und Gesprächsveranstaltung von Herbert Karl von Beesten (HKvB) statt. Diesmal ist als Gast die Theatermacherin Angela Mund dabei. Die Veranstaltung soll in dieser Form die letzte ihrer Art werden. Trotzdem könnten das Thema und die Veranstaltung in anderer Form weitergeführt werden. Allerdings wünscht sich HKvB, dass sich die bisherigen Interessenten, die Stamm-Zuschauerinnen und Mitdiskutanten als eigenständige Gruppe weiter organisieren und treffen. Dabei arbeitet HKvB gern als „normaler“ Teilnehmer weiter mit. Seinen seit Anfang 2023 initiierten Blog wird er weiterführen.


In der letzten Veranstaltung wurde deutlich, dass es trotz und unabhängig von der „Intel-Hängepartie“ positive Ansätze und Entwicklungen in und um Magdeburg gibt, die eine weitere Begleitung und Unterstützung des Transformationsprozesses sinnvoll machen, als „Magdeburg Unterstützergruppe für gelungene Transformation“, kurz MUT. Oder international klingend: „pi:PP" für „post intel: positive perspectives. Die endgültige Entscheidung der Namensgebung sollte bei der neuen Gruppe liegen.

Beim letzten Treffen wurde als bisherige positive Auswirkung schon festgestellt:

  • Eine überraschend schnelle Verwaltung in Stadt und Land bezüglich der Umsetzung und des Genehmigungsverfahrens.
  • Dass Entscheidungen getroffen wurden, ohne lange abzuwarten, ob auch alles funktioniert und zu 150 % abgesichert ist.
  • Die zunehmende Internationalität in der Stadt, z. B. auch durch englischsprachige Hinweise für internationale Stadtbesucher.
  • Die schon erfolgte Verbesserung des Nahverkehrs durch eine neue „Intel-S-Bahnlinie“ von Burg über Magdeburg nach Schönebeck.
  • Mehr Sensibilität für Umwelt (Wasser und Boden) und dass ein weiteres Wasserwerk geplant wird, um Magdeburgs Wasserversorgung auch ohne Intel resilienter zu machen.
  • Neue (Förder-)Chancen für den Mittelstand, der jetzt mehr im Fokus stehen wird.

Vielleicht ist der 4. November 2024 in der Stadtbibliothek der Anfang einer eigenständigen und selbststeuernden Gruppe, die MUT macht.

Als Fachfrau für die künstlerische Auseinandersetzung mit dem Thema „Transformation“ ist Angela Mund von der freien Theatergruppe „bühnenfrei“ aus Magdeburg anwesend. Diese Gruppe gibt es seit nunmehr 10 Jahren, regelmäßig führt sie abendfüllende Theaterstücke auf, meist Stückentwicklungen zu gesellschaftlich relevanten Themen. Man hat den Anspruch, humorvoll und grotesk, aber auch diskutierbar zu sein. Angela Mund ist Theaterpädagogin und Ausbilderin für Theaterpädagogik, sie hat die Gruppe zusammen mit engagierten Mitstreiterinnen gegründet. Die aktuelle Produktion heißt „Und sie träumten von der Sonne". Nur „zufällig und fiktiv“ geht es in dem Stück um die Ansiedlung eines großes Technologieunternehmens und die daraus folgenden Auswirkungen auf die Menschen und die Natur. Dass das Stück Intel nicht namentlich nennt, war weise Voraussicht der Autorin, denn es geht ums Prinzip. Und für Magdeburg bleibt das Thema so oder so auf der Tagesordnung. Wenn nicht Intel, dann wird früher oder später eine andere große Industrieansiedlung am Magdeburger Eulenberg wieder zum Träumen anregen.

Freitag, 13. September 2024

# 067 Pro-Intel-Demo in Magdeburg!

 

Es tut sich was : Intel muss kommen!

Aus gewöhnlich gut unterrichteten Kreisen der „Intel-Mania“ *) einer Magdeburger Vereinigung von Intel-Enthusiasten, die sich bislang aber nicht als Gruppe in der Öffentlichkeit zu erkennen gegeben hat – wurde mir ein Demonstrationsaufruf zugespielt. Ich habe mich nach gründlicher Abwägung entschlossen, ihn hier zu veröffentlichen. Da er an die breite Öffentlichkeit gerichtet ist, passt er gut in diesen Blog. Von dieser Vorveröffentlichung geht vielleicht auch ein gewisser moralischer Druck auf das im kalifornischen Santa Clara tagende Intel-Board aus. Es dürfte deutlich werden, dass Intel den Magdeburgern und Magdeburgerinnen nicht egal ist, dass sie proaktiv hinter Intel stehen, und nicht nur die Luft anhalten und alles über sich ergehen lassen.

*) Informationen zur „Intel-Mania“-Vereinigung finden Sie unter: https://herbert-karl-von-beesten-intel-blog.blogspot.com/2023/12/11-verwandeln-verbergen-gesundbeten.html

Interessant auch: INTEL - Nur die Paranoiden überleben https://herbert-karl-von-beesten-intel-blog.blogspot.com/2023/12/25-ein-gastbeitrag-von-dr-franz-will.html

Das mir zugespielte Flugblatt





















Der Aufruf als Text

intel-Mania-DEMONSTRATION

Magdeburg, Domplatz.

Montag, 7. Oktober 2024, 20 Uhr.

intel muss kommen!

Wir, die intel-Mania-Vereinigung, fordern, wie auch weite Kreise der Magdeburger Bevölkerung, die sofortige Realisierung der intel-Ansiedlung.

Wir verlangen von allen verantwortlichen Stellen in Stadt und Land außergewöhnliche Bemühungen, die Magdeburger intel-Ansiedlung trotz der temporären wirtschaftlichen Krise bei intel zu einem Erfolgsmodell zu machen. Die intel-Mania-Vereinigung, Vertreter aus Wirtschaft, Politik, Gewerkschaften, Wissenschaft und Kirchen fordern mit ihrer Teilnahme an der Demonstration den Bau der Chipfabriken in Magdeburg.

Die Ansiedlung ist für Magdeburg eine einmalige Transformationschance in eine neue Epoche. Sie darf nicht verspielt werden!!

Magdeburg braucht mehr Industrie und moderne Arbeitsplätze. Magdeburg braucht neue wirtschaftliche Impulse. Magdeburg soll wachsen, internationaler werden und erfolgreich im Wettbewerb mit anderen Städten als attraktive und lebenswerte Großstadt bestehen können.

Setzen auch Sie sich dafür ein. Tragen Sie sich in die Unterschriftenlisten ein. Kommen Sie zu der Demonstration. Wir sind sicher, dass auch die breite Masse der Magdeburger und Magdeburgerinnen das intel-Projekt ebenso unterstützt wie die Vertreter der intel-Mania, die auf dem Podium sprechen.

intel Wenn nicht hier, wo dann?

Ihr seid willkommen, um zu bleiben!

Das kleine „i“ von „intel“ ist das große i-Tüpfelchen für Magdeburg!

intel muss her, sonst wird es für Magdeburg schwer!

Letzte Ausfahrt für den Fortschritt: intel an der A14!

Magdeburgs natürliche Essenz: Chips für künstliche Intelligenz!

Magdeburg und Ostdeutschland brauchen intel!

Wir warten auf intel! Bis Weihnachten das endgültige „GO“!

 

Skandieren Sie mit uns: Hopp, hopp, hopp, Chips-Fabs jetzt ganz flott!

 

(Ein Vorbereitungstreffen zur Demo und eine Einweisung der Ordner finden am 7. Oktober 2024 um 17 Uhr in der Magdeburger Stadtbibliothek statt. Dort verantwortlicher Redner: HKvB)



Sonntag, 4. August 2024

# 062 Kulturtipp: Transformationssommertheater in Magdeburg im August 2024

Wer geht mit auf die Reise?

Im Magdeburger Wissenschaftshafen findet wieder ein besonderes Theaterevent statt. Vom Samstag, dem 24. August, bis Dienstag, den 27. August 2024, präsentiert das Theaterensemble „Das letzte Kleinod“ jeweils ab 18:00 Uhr das Stück „HOTEL EINHEIT“. Aufgeführt wird es im und am theatereigenen ozeanblauen Zug, mit dem die Theatertruppe in Deutschland unterwegs ist und wo es während der Tournee auch lebt. Das Publikum ist „aufgefordert“, mit dem Ensemble eine Eisenbahnfahrt in die Vergangenheit von DDR-Hotels anzutreten. Ich hatte die Gelegenheit, mit Juliane Lenssen und Sven Reese von „Das letzte Kleinod“ zu sprechen.

 

Worum geht es?

Hotels, z. B. Interhotels, waren in der DDR einer der wenigen Orte, in denen sich Menschen aus Ost und West begegnen konnten. Die Restaurants, Nachtbars und Zimmer boten den Gästen einen ungewohnten Luxus. Überwachung durch die Stasi war in den Hotels alltäglich. Ehemalige Mitglieder des Personals von Hotels in Eisenhüttenstadt und Frankfurt (Oder) steuerten als Zeitzeugen ihre Erinnerungen an den Hotelbetrieb für das dokumentarische Theaterstück. Die Aufführung wird in mehreren Eisenbahnwaggons gezeigt, die mit originalen Möbeln und Objekten aus der DDR ausgestattet sind. Infos zu dem Stück sind unter www.das-letzte-kleinod.de zu finden. 


Juliane Lenssen vom Eisenbahntheater
„Das letzte Kleinod“ stellt das neue
Stück "HOTEL EINHEIT" im
Wissenschaftshafen vor.
„Über den Zaun“ schauen?

Im letzten Sommer konnte ich die Theatertruppe mit dem Stück „Über den Zaun“ an gleicher Stelle erleben, ich erwarte auch in diesem Jahr eine beeindruckende Inszenierung. Ich gehe davon aus, dass Zuschauern, die zu jung für eigene Erinnerungen an die dargestellte Zeit sind, sich diese durch kluge und emotionale Inszenierung - wie üblich bei dieser Theatergruppe - erschließen wird. Aber auch ältere Menschen ohne „klassische DDR-Biografie" werden sich zurückversetzt fühlen - so erlebte ich es 2023.

Die Gruppe aus Schauspielern, Schauspielerinnen, Support- und Organisationspersonal ist bunt gemischt: aus Ost und West. Mit dem in Stendal geborenen Sven Reese, der 1999 und 2000 auch in den Magdeburger „Freien Kammerspielen“ als Schauspieler auf der Bühne stand, gibt es vielleicht für einige Zuschauer ein Wiedersehen.

 

Und was hat das mit der Intel-Ansiedlung zu tun?

In den nächsten drei, vier Jahren werden voraussichtlich ca. 7.000 Menschen aus Deutschland und dem Ausland Magdeburg zusätzlich bevölkern, um die Intel-Chip-Fabs aufzubauen. Viele davon werden in Hotels, Pensionen und Gästewohnungen „untergebracht“ sein. Die Magdeburger Hotelbranche und andere Beherbergungsstätten werden davon profitieren, sie stellen sich schon darauf ein. (Siehe auch meinen Blog-Beitrag über ein „spezielles Hotelerlebnis“ https://herbert-karl-von-beesten-intel-blog.blogspot.com/2023/12/11-verwandeln-verbergen-gesundbeten.html )

 

Was werden die vielen Gäste neben der Arbeit in Magdeburg machen? Wird sich daraus eine geschlossene Gesellschaft entwickeln, deren Integration die Magdeburger Bevölkerung nicht kümmert, weil sie ja doch wieder „weiterzieht“? Wie kann man für diese Gruppe nicht nur deutschsprachige Angebote im Bereich der Kultur, des Sportes und der Unterhaltung schaffen, die nicht an „Gastarbeiter-“ oder „Vertragsarbeiterzeiten erinnern? Welche Probleme, aber auch Chancen ergeben sich, mit denen wir als Magdeburger umgehen müssen?

 

 

Willkommenstrainingslager

Schauspieler Sven Reese vom Ensemble „Das letzte Kleinod“
spielt vor alten Eisenbahnwagen am Wissenschaftshafen
eine Szene aus dem Stück „Hotel Einheit“ 

Vielleicht ist diese „Bau-Zwischenphase“ so etwas wie eine „Willkommensübungswiese“ für Magdeburg mit Blick auf die erwarteten dauerhaften Zuzüge von Menschen mit ihren Familien, wenn die ersten Chips-Fabs und Zulieferbetriebe in Betrieb sind? Jetzt ist noch Zeit, die ersten Weichen für das Magdeburger „Hotel Einheit“ zu stellen.

 

Ausblick

Vielleicht wird in fünf oder zehn, oder aber auch erst in 30, 40 Jahren ein Theaterstück über die Veränderungen des Magdeburger Hotellebens im Zuge der Intel-Ansiedlung inszeniert. Einige von uns könnten dann bei Recherchen als „Zeitzeugen" fungieren und berichten, wie „es damals im Transformationszug nach Irgendwo“ war. 

Montag, 22. Juli 2024

# 058 Intel in Magdeburg - Chance oder Challenge? Eine Podiumsdiskussion

Wollen wir oder wollen wir nicht? - Eine Podiumsdiskussion

Am Dienstag, dem 9. Juli 2024, wurde diese Frage von einer Studentin und einem Studenten der Hochschule Magdeburg-Stendal in der gleichnamigen Veranstaltung an die Podiumsgäste gestellt. Die beiden Studierenden des Master-Studiengangs Journalismus versuchten, die vier Antwortgeber auf der Bühne in die Zange zu nehmen, von links und rechts.

Dort saßen, wie auf den Bildern zu sehen,

  • Jan Schumann, Korrespondent der Mitteldeutschen Zeitung,
  • Susanne Wiedemeyer, DGB-Landesleiterin Sachsen-Anhalt,
  • Mathias Grabow, Sozialkombinat Ost,
  • Dr. Jürgen Ude, Staatssekretär für Strukturwandel und Großansiedlungen in der Staatskanzlei des Landes Sachsen-Anhalt.

Der Saal war mit etwa 80 - 90 Personen bis auf den letzten Platz besetzt. Etwa die Hälfte des Publikums bestand aus jungen Menschen, wahrscheinlich Studierenden der Hochschule. Ich entdeckte auch ältere Teilnehmer und Teilnehmerinnen, die ich schon bei ähnlichen Veranstaltungen gesehen hatte. Neben Privatleuten auch Vertreter der (Wohnungs-)Wirtschaft, der Politik und der Hochschulen. Ich konnte noch in der letzten Reihe neben einem jungen Mann einen Sitzplatz ergattern.

Ein „Kreuzverhör“ wurde es auf der Bühne nicht. Eine Gruppe von Studierenden um die beiden Moderatoren hatte die Veranstaltung im Rahmen eines Seminars vorbereitet und die naheliegenden Fragen zusammengestellt. Anfangs etwas holprig, aber dann lockerer und spontaner werdend, nahm die Veranstaltung ihren Lauf. Viel sachlich Neues zur Intel-Ansiedlung war für mich nicht zu erfahren. Für den einen oder die andere mag aber auch Neues dabei gewesen sein.

Falsch war die Aussage der Moderatorin, dass die Chips zwei Nanometer groß wären. Dieses Maß betrifft die kleinsten Strukturen in den zukünftig in Magdeburg zu produzierenden Chips. Die Chips selbst sind „nackt“ und unverpackt einige Hundert Quadratmillimeter „groß“. Mehrere Quadratzentimeter groß in einem Chip-Gehäuse mit Anschlüssen, nachdem sie anschließend in Polen „verpackt“ worden sind.

Als richtig empfand ich die Besetzung des Podiums – nicht als so typisch wie bei vielen anderen Intel-Veranstaltungen. So wurden verschiedene Perspektiven auf das Projekt möglich. Intensiv wurden die Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt diskutiert– speziell auch die Lage auf „Nebenschauplätzen“ des Fachkräftemangels, etwa in Schulen und Kitas. Dazu passte auch die Forderung nach „ordentlichen“ Tarifabschlüssen und angemessener Bezahlung, nicht nur für die Intel-Beschäftigten.

Auf dem Podium: Visionen, Befürchtungen, Fragen, Trost, Hoffnungen, Zweifel, Antworten und Widersprüche - in Stichworten

  • Schon wahrzunehmende Preissteigerungen im Wohnungs- und Immobilienmarkt.
  • Zu langsamer Ausbau der Nahverkehrs-Infrastruktur und überregionalen Verkehrsanbindungen, inklusive einer witzig gemeinten ICE-Anspielung.
  • Das Problem Arbeitsplätze kontra Fachkräftemangel kann man lösen. Aber wie?
  • Kommen die kleinen und mittelständischen Unternehmen „unter die Räder“?
  • Kann die Stadtplanung das Tempo mithalten?
  • Die neue Mobilitätsstudie mit Blick in die Zukunft soll am 19. September von der zuständigen Ministerin vorgestellt werden.
  • Die Frage nach den tatsächlichen Inhalten der bislang geheim gehaltenen Verträge mit Intel wurde nicht beantwortet.
  • Zieht Intel das in der jetzigen, unsicheren Marktsituation durch?
  • Könnten durch höhere Steuereinnahmen auch mehr Sozialleistungen ermöglicht werden? 
  • Das Gehaltsniveau steigt, Ostdeutschland ist nicht mehr abgehängt.
  • Willkommenskultur hat noch Luft nach oben.
  • Durch mehr Englischkenntnisse in der Bevölkerung ist auch mehr Öffnung möglich.
  • Intel soll bei Wasserverbrauch und Kommunikation kein Tesla 2.0 werden.
  • Blick nach Leipzig zeigt, was dort mit den Ansiedlungen von DHL, BMW und Porsche gelungen ist.
  • Bevölkerungszuwachs und Ausbau der Hochschul- und Institutslandschaft.
  • Das sind Probleme, die nicht an der Intel-Ansiedlung festgemacht werden dürfen, denn die gelten für ganz Deutschland.
  • Gefahr einer Zweiklassen-Ausländer-Gesellschaft.

Verständnisschwierigkeiten: Im Gespräch mit dem jungen Mann neben mir erfahre ich, dass er Ausländer ist und Maschinenbau an der Hochschule Magdeburg-Stendal studiert. In der Hochschule wurde viel Reklame für die Veranstaltung gemacht. Er findet das Thema sehr interessant. Aber die Tonqualität der Lautsprecheranlage ist schlecht, auf der Bühne wird obendrein oft undeutlich und sowieso zu schnell gesprochen. Obwohl mein Nachbar gut Deutsch spricht, kann er kaum folgen und ist etwas verärgert. Ich selbst kann auch nur mit Mühe folgen.   

Was sagt das Publikum?

Zum Ende der Veranstaltung wurde auch dem Publikum die Gelegenheit gegeben, Fragen an das Podium zu stellen. Dabei stand, wie zu erwarten, das Thema Wasser, Boden und Energie im Mittelpunkt. Der Staatssekretär verwies auf das Konzept – als wäre das alles schon endgültig – wie über die Elbe, den Mittellandkanal und die Ohre der nötige Nachschub für das zusätzlich beanspruchte Grundwasser in der Colbitz-Letzlinger Heide und somit für das Magdeburger Wasserwerk gewährleistet werden kann.

Ich erinnere mich an die Verhandlung der Einwände zur Teilgenehmigung der Intel-Ansiedlung vom 29. Mai 2024 in der Johanniskirche. Da wurde das vom Staatssekretär vorgestellte Wasserkonzept als noch nicht ausgereift diskutiert und bedurfte noch weiterer Untersuchungen und Genehmigungen. Eine der offenen Fragen war auch die noch nicht einschätzbare Beeinflussung des Feuchtgebietes und Biosphärenreservates Drömling. Siehe dazu auch- Aufwärtskompatibel? Neue Industriekultur in Magdeburg durch Intel?: # 055 Ja und Amen? Die Anhörung. (herbert-karl-von-beesten-intel-blog.blogspot.com)

Als die kritischen Stimmen sich mehrten und mit Applaus bedacht wurden, stellte der Staatssekretär die ultimative Frage, die etwa so klang: Wollen wir Intel oder wollen wir Intel nicht? Er versuchte, so einen Konsens im und mit dem Publikum herbeizuführen.

Konsens oder Konsent?

Dass man mit einem „Brechstangen-Konsens“ nicht immer gut fährt, war bereits Andrew Grove, einem der Intel-Gründer, bewusst. Er propagierte, als einer der ersten in der Wirtschaft, das Prinzip des Konsents. Es bedeutet, dass zwar eine Konsensentscheidung angestrebt werden soll, wenn es aber schwerwiegende Einwände gibt, darf man sich nicht einfach darüber hinwegsetzen. Wie man einen „Konsent“ in der Wirtschaft managt, hat Andrew Grove schon in den 70er-Jahren mit dem Prinzip „Disagree and commit”, also: „Nicht einverstanden sein und sich trotzdem verpflichten“ beschrieben. Das wurde und wird gewiss bei Intel gelebt, es gehört also gewissermaßen zur DNA von Intel. (Infos zum „Konsent“ findet man auch unter: https://digitaleneuordnung.de/blog/konsent/ )

Mit dem Konsent hat man in der Wirtschaft gute Erfahrungen gemacht, man findet ihn auch in der „Agilen Methode“ in der Software-Branche. Warum sollte das Prinzip nicht auch für die Politik bei der Durchsetzung der Intel-Ansiedlung gelten? Bei einem „erzwungenen“ Konsens – also entweder oder! Vogel, friss oder stirb! – besteht die Gefahr, dass die Politik früher oder später doch von den schwerwiegenden Einwänden eingeholt wird, obwohl man offiziell alle Genehmigungen durchgepaukt hat.

Andrew Grove hat noch andere verblüffende Überlegungen angestellt. Dazu ein Gastbeitrag hier im Blog: https://herbert-karl-von-beesten-intel-blog.blogspot.com/2023/12/25-ein-gastbeitrag-von-dr-franz-will.html

Am Ende

Der Student neben mir verabschiedete sich Mein Nachbar verabschiedete sich kurz vor Ende der Veranstaltung plötzlich mit einem bedauernden Kopfschütteln und deutete an, dass er wohl nicht viel verstanden habe. Schade, ich wollte ihn nach der Veranstaltung noch fragen, ob er sich vorstellen könnte, nach seinem Studium in Magdeburg eine Arbeit bei Intel oder den Zulieferern aufzunehmen. Diese Chance war dahin.

Die finale Frage: Chance oder Challenge? Die wurde abwechselnd  von der Moderatorin und dem Moderator an die vier auf der Bühne gestellt. Sie sollten sich für das eine oder andere entscheiden. Das Ergebnis: 3:1 für die Chance!

Mein Vorschlag: Die zukünftige Chance für Magdeburg durch die Intel-Ansiedlung ist auch zugleich eine große Challenge, also eine riesige Herausforderung. Das „oder“ sollte durch ein „und“ ersetzt werden: „Chance UND Herausforderung?“ So hätte die Antwort auf der Bühne 4:4 heißen können.

Weitere Herausforderungen:

Beim Verlassen des Forums Gestaltung fotografierte ich noch die Kleinbusse der gerade abrückenden Polizei auf der Brandenburger Straße. Wir hatten wohl Polizeischutz. Da sind meine Gedanken schon weiter bei der regionalen, deutschen und weltweiten Politik. Es ist derzeit vieles in Bewegung, was auch das Intel-Projekt betreffen kann. So wurde ich in den letzten Tagen von einem ausländischen Journalisten gefragt, ob ich nach den Europawahlen ein zunehmendes Zittern in Intel-Kreisen spüre, und zwar wegen der Möglichkeit einer AfD-Regierung in Sachsen-Anhalt. Um kompetent antworten zu können, bin ich zu weit von den „Intel-Kreisen“ entfernt, war meine Antwort. Ich glaube auch, dass man ein mögliches „Zittern“ unter der Decke halten würde.

Fakt ist, dass das endgültige „Go“ noch an viele Voraussetzungen gebunden ist. Nicht nur an die Freigabe der deutschen Subventionen in Brüssel, sondern auch von weiteren Genehmigungen zu den Themen Wasser, Boden sowie für den eigentlichen Betrieb der Intel-Gesamtanlage.

Als Unsicherheitsfaktor kommt ein weiterer Aspekt dazu: Die Pläne des US-Präsidentschaftskandidaten Donald Trump zu neuen Einfuhrzöllen, Steuererleichterungen für Unternehmen, zur Taiwan-Politik sowie seine extreme „America first“-Ideologie. So kann ich mir vorstellen, dass Intel die Landtagswahlen im Herbst abwartet sowie die Präsidentschaftswahlen im November, dann möglicherweise die Ansiedlung in Magdeburg noch einmal durchrechnet, um dann mit der Methode „Disagree and commit” zu entscheiden.

Dazu titelt das „Handelsblatt“ in Newsletter vom 18.7.24: „Down dank Donald: Trump-Äußerung lässt Chip-Kurse einbrechen.“ Siehe auch den Artikel: ASML, Nvidia, TSMC, AMD: Aktienkurse der Chiphersteller brechen ein (handelsblatt.com). Allerdings kommt die Intel-Aktie dabei gegen den Trend gut weg, weil Intel eigene Chipfabriken auch in den USA hat. Zu positive Intel-Einschätzungen verhindern dagegen Probleme im Alltagsgeschäft mit Intel-Prozessoren https://www.ntg24.de/Intel-Totalausfall-18072024-AGD-Aktien

Wie wird wohl die Kritik und die Auswertung der Seminargruppe aussehen, die die Veranstaltung vorbereitet und durchgeführt hat? Ob sie meiner Einschätzung folgen?

Noch zwei interessante Podcast-Links:

Wasser und Intel: https://www.deutschlandfunk.de/130-liter-4-6-wie-intel-mit-wasser-versorgt-werden-soll-dlf-7340224b-100.html

PFAS (auch bei der Halbleiterproduktion verwendet) PFAS im Rhein - Wie Chemikalien Wasser für immer verschmutzen (deutschlandfunk.de)