- Nach der Trockenheit der warme Starkregen
- Nicht nur wo Intel draufsteht, ist Intel drin!
Vor dem Sommerloch
„Was ist denn da bei euch in Magdeburg los?“ Im Juni
überschlagen sich die Ereignisse, als ob vor dem Sommerloch noch unbedingt das
eine oder andere in Sachen Intel „gewuppt" werden müsste. Wie sich der
Bördeboden zurzeit noch vor den Erdschiebern auf dem Intel-Areal aufhäuft, um
frühzeitliche Hinterlassenschaften freizugeben, so türmen sich viele
Entscheidungen und Informationen auf. Vielleicht, um vorab das publizistische
Sommerloch zu verfüllen, damit in dieser Zeit nichts Spekulatives oder Spektakuläres
hineinfallen kann.
Anfang des Monats gab es widersprüchliche Signale aus der großen Berliner
Politik. Im kleinen Sachsen-Anhalt ist man sich aber weitgehend einig, bis auf
den penetrant geäußerten Widerspruch aus dem halleschen Wirtschaftsforschungsinstitut.
Nein, Intel in Polen ist keine Alternative zu
Magdeburg. Da geht es um „Packaging", das wesentlich aufwendiger und
komplexer ist, als es die deutsche Übersetzung „Verpackung" vermuten lässt
und nicht so einfach von den Paketlogistikern nebenan in Osterweddingen
erledigt werden könnte (siehe auch https://www.halbleiter.org/lexikon/P/Packaging ).
Pat Gelsinger auf Tour: Als Großinvestor in Israel und
in Polen, als bekennender Christ in Wittenberg auf den Spuren von Martin Luther
und in Berlin als Kontraktor der Politik in Sachen Semiconductor. Die
Gewissheit, dass mit 9,9 Milliarden Euro Förderung – nicht nur im Supermarkt
scheint es Preisrandlagen zu geben – ein wichtiger Schritt aus der Wackelphase
getan werden konnte, erweitert die Perspektive über den zeitlichen Tellerrand
hinaus. Dort nehmen allerdings erst schemenhaft, dann deutlicher, „Side Agreements"
Konturen an, welche die Preisrandlage knacken könnten. Schon deutlicher wurden
die „Hidden Agreements" bezüglich eines Intel-Posten-Deals im
Bildungsministerium des Landes. Auch so wird Intel mehr und mehr zum
Stadtgespräch.
Es läuft. Der Juni wird Magdeburgs Wonne-Monat: Europas
Handball Champions-League-Sieger und zugleich mit der Milliarden-Weihe aus
Berlin der Aufstieg in European-Chip-League. Wer hätte sich träumen lassen,
dass es mal „Probleme“ geben würde, wie die aktuellen Meinungsverschiedenheiten
zwischen den Gemeinden Wanzleben und Sülzetal auf der einen und Magdeburg auf
der anderen Seite, bei denen es um die Verteilung des Fells des Bären geht, das
ist die Aufteilung der „drohenden“ Gewerbesteuervorauszahlung von Intel.
Magdeburg nun im „Spiegel“, im „Focus“, in der „FAZ“ und der „Süddeutschen
Zeitung“, auch wenn es hin und wieder subventionskritische Stimmen sind, aber auch
„Bad news are good news“. Läuft!
Live-Blog
„Können Sie sich vorstellen, Ihren Intel-Blog in einer
Lesung mit anschließendem Gespräch in der Stadtbibliothek vorzustellen?",
wurde ich gefragt. Ja, klar, kann ich, mach ich!
Habe ich gemacht. Als Einstieg nutzte ich ein Wortspiel, um zu zeigen, in welchen direkten und indirekten Zusammenhängen Intel im Stadtgespräch bislang auftauchte. Aus 181 Volksstimme-Artikeln, in denen Intel in der Zeit von Januar bis Ende Mai 2023 erwähnt wurde, hatte ich immer mal wieder den Eindruck gewonnen, dass es auch Statt-Gespräche waren, also dass Intel sozusagen an den Haaren herbeigezogen wurde, um gegen oder für etwas zu argumentieren.
Intel … überall zu entdecken:
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Mikrosystemtechnikstudenten
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Wiederverwertung von Mutterboden
lösen
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Internet
erleben
•
künstliche Intelligenz
•
Schwermaschinenbau-Kombinat Ernst Thaelmann
*)
*) Ich schreibe
„Thaelmann“, weil ich einen Bezug zum früheren Transformationsprozess in
Magdeburg herstellen will. Da ging es schon einmal um zigtausend
SKET-Arbeitsplätze. Mit dem englischen „ae“ für „ä“ gelingt hoffentlich der
Brückenschlag zur gegenwärtigen Transformation.
Versuch: Ich probierte es mir bei diesem Wortspiel einfach zu machen und beauftragte ChatGBT, folgende Aufgabe für mich zu lösen: „Suche Wörter oder Wortpaare, in denen die Buchstaben i n t e l in dieser Reihenfolge zu finden sind!“ Leider konnte mir ChatGBT trotz meiner vielen Hinweise und Tipps nicht weiterhelfen.
Zurück zur Veranstaltung in der Bibliothek: Ich hatte mit dem für mich
neuen Format – einer Mischung aus freiem Vortrag, Bildern, Videosequenzen und
Lesen von literarischen und Sachtexten – ein paar technische Schwierigkeiten,
an denen ich noch arbeiten muss. Es sollte ja nicht nur ein 1:1-Zitieren des
Blogs werden. Im Publikum saßen Vertreter aus der lokalen Politik und
Verwaltung und auch von Intel. Überrascht war ich von den vielen Zuhörerinnen,
war ich doch davon ausgegangen, dass das eher ein „Männerthema“ gewesen wäre.
Von wegen!
Die Diskussion drehte sich um die
Größenordnungen des Projekts, die Boden- und Wasserthematik sowie die
Subventionen und Entscheidungswege, war aber meistens sachlich und ruhig.
Einige aus dem Publikum muss ich wohl enttäuscht haben, weil ich zu den
einzelnen Aspekten des Projekts keine Wertung abgab. Ich will meinem Motto: „Show,
don‘t tell“ treu bleiben. Die anschließende Rückmeldung einer
Intel-Mitarbeiterin war freundlich. Sie fand es nicht ehrenrührig, sondern
passend, dass auch kritische Punkte gezeigt wurden.
Die Schlussfolgerung gemeinsam mit dem Veranstalter
war, dass ich ab September bis zum Jahresende jeweils am ersten Montag des
Monats, also am 4.9., 2.10., 6.11. und am 4.12.2023 um 17 Uhr eine solche
Veranstaltung durchführen werde, natürlich immer im Fahrwasser neuer
Blog-Beiträge.
Über den Tellerrand
„Gern würde ich ein bisschen mehr darüber hören!",
schreibt mir ein amerikanischer Journalist, der zurzeit in Leipzig lebt und für
eine amerikanische Zeitung einen Artikel über „Intel in Magdeburg"
vorbereitet. Wir lernen uns in einem längeren Web-Meeting kennen und verabreden
uns für Mitte Juli in Magdeburg. Dann muss ich unbedingt daran denken,
dass er den von mir geschilderten Bericht eines indischen Studenten ein wenig
„verfreundlicht“. Der Student spricht gut Englisch, aber nur schlecht Deutsch.
Auf dem Ausländeramt war er mit „magdeburgischer Freundlichkeit“ vermahnt
worden: Er möge gefälligst nur Deutsch sprechen. Und dass, obwohl der
Stadtmitarbeiter die englische Sprache gut beherrscht. Vielleicht genügt der
Hinweis in dem amerikanischen Artikel, dass „Intel“ eben noch nicht überall
völlig in die Magdeburger Willkommenskultur integriert ist.
Apropos Kultur
Da scheint es
Zukunft eng zu werden für die freiwilligen Aufgaben und damit besonders für die
freie Kultur. Die guten Vorsätze aus der Kulturhauptstadtbewerbung sind
verpufft. Hohe Kosten im sozialen Bereich belasten den Haushalt, ebenso die 100
Millionen für die Sanierungen von Stadthalle und Hyparschale. Alles gut
gemeint, aber nach Fertigstellung werden sie der lokalen, kleinteiligen freien
Kulturszene wenig nützlich sein.
Hoffen wir, dass der in der Halbleitertechnik
vorherrschende Trend zur digitalen Miniaturisierung wegen der Finanzlage nicht auch
zur Mikropulverisierung der freien Kulturszene durch Nanoförderungen führt. Hat
neben der von Stadt und Land geförderten institutionellen Hochkultur die
kleinteilige freie Kulturszene ihre Schuldigkeit als positiver „Soft-Faktor"
für Ansiedlungsentscheidung getan?
In eigener Sache: Ich freue mich aber über die noch laufende Förderung meiner
kleinkünstlerischen Aktivitäten, wie etwa dieses Blogs, durch die Stadt
Magdeburg, die Kunststiftung „Kloster Unser Lieben Frauen" und die WoBau.
Wir müssen wie bei Intel und auch wegen Intel den Blick auf die nächsten Jahre der
Kulturförderung richten. Intel ist immer ein gutes Argument.
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