Donnerstag, 29. Juni 2023

# 018 Die Ereignisse überschlagen sich im Juni 2023

-       Nach der Trockenheit der warme Starkregen

-     Nicht nur wo Intel draufsteht, ist Intel drin! 

Vor dem Sommerloch

„Was ist denn da bei euch in Magdeburg los?“ Im Juni überschlagen sich die Ereignisse, als ob vor dem Sommerloch noch unbedingt das eine oder andere in Sachen Intel „gewuppt" werden müsste. Wie sich der Bördeboden zurzeit noch vor den Erdschiebern auf dem Intel-Areal aufhäuft, um frühzeitliche Hinterlassenschaften freizugeben, so türmen sich viele Entscheidungen und Informationen auf. Vielleicht, um vorab das publizistische Sommerloch zu verfüllen, damit in dieser Zeit nichts Spekulatives oder Spektakuläres hineinfallen kann.

Anfang des Monats gab es widersprüchliche Signale aus der großen Berliner Politik. Im kleinen Sachsen-Anhalt ist man sich aber weitgehend einig, bis auf den penetrant geäußerten Widerspruch aus dem halleschen Wirtschaftsforschungsinstitut.

Nein, Intel in Polen ist keine Alternative zu Magdeburg. Da geht es um „Packaging", das wesentlich aufwendiger und komplexer ist, als es die deutsche Übersetzung „Verpackung" vermuten lässt und nicht so einfach von den Paketlogistikern nebenan in Osterweddingen erledigt werden könnte (siehe auch https://www.halbleiter.org/lexikon/P/Packaging ).

Pat Gelsinger auf Tour: Als Großinvestor in Israel und in Polen, als bekennender Christ in Wittenberg auf den Spuren von Martin Luther und in Berlin als Kontraktor der Politik in Sachen Semiconductor. Die Gewissheit, dass mit 9,9 Milliarden Euro Förderung – nicht nur im Supermarkt scheint es Preisrandlagen zu geben – ein wichtiger Schritt aus der Wackelphase getan werden konnte, erweitert die Perspektive über den zeitlichen Tellerrand hinaus. Dort nehmen allerdings erst schemenhaft, dann deutlicher, „Side Agreements" Konturen an, welche die Preisrandlage knacken könnten. Schon deutlicher wurden die „Hidden Agreements" bezüglich eines Intel-Posten-Deals im Bildungsministerium des Landes. Auch so wird Intel mehr und mehr zum Stadtgespräch.

Es läuft. Der Juni wird Magdeburgs Wonne-Monat: Europas Handball Champions-League-Sieger und zugleich mit der Milliarden-Weihe aus Berlin der Aufstieg in European-Chip-League. Wer hätte sich träumen lassen, dass es mal „Probleme“ geben würde, wie die aktuellen Meinungsverschiedenheiten zwischen den Gemeinden Wanzleben und Sülzetal auf der einen und Magdeburg auf der anderen Seite, bei denen es um die Verteilung des Fells des Bären geht, das ist die Aufteilung der „drohenden“ Gewerbesteuervorauszahlung von Intel. Magdeburg nun im „Spiegel“, im „Focus“, in der „FAZ“ und der „Süddeutschen Zeitung“, auch wenn es hin und wieder subventionskritische Stimmen sind, aber auch „Bad news are good news“. Läuft!


Live-Blog

„Können Sie sich vorstellen, Ihren Intel-Blog in einer Lesung mit anschließendem Gespräch in der Stadtbibliothek vorzustellen?", wurde ich gefragt. Ja, klar, kann ich, mach ich!

Habe ich gemacht. Als Einstieg nutzte ich ein Wortspiel, um zu zeigen, in welchen direkten und indirekten Zusammenhängen Intel im Stadtgespräch bislang auftauchte. Aus 181 Volksstimme-Artikeln, in denen Intel in der Zeit von Januar bis Ende Mai 2023 erwähnt wurde, hatte ich immer mal wieder den Eindruck gewonnen, dass es auch Statt-Gespräche waren, also dass Intel sozusagen an den Haaren herbeigezogen wurde, um gegen oder für etwas zu argumentieren.


Intel … überall zu entdecken:

        internationale Klientel

        Initialstelle

        internationale Labore

        Interessenanteile

        integriere Eitelkeiten

        intellektuell

        instrumentalisieren von Talenten

        initiieren von Wettläufen

        Initiativen teilen

        Intrigen feilen

        dringende dritte Elbequerung

        Innenstadt beleben

        Kindergärten und Schulen

        Mikrosystemtechnikstudenten fehlen

        Wiederverwertung von Mutterboden lösen  

        Internet erleben

        künstliche Intelligenz

        Schwermaschinenbau-Kombinat Ernst Thaelmann *)

 

*) Ich schreibe „Thaelmann“, weil ich einen Bezug zum früheren Transformationsprozess in Magdeburg herstellen will. Da ging es schon einmal um zigtausend SKET-Arbeitsplätze. Mit dem englischen „ae“ für „ä“ gelingt hoffentlich der Brückenschlag zur gegenwärtigen Transformation.

 

Versuch: Ich probierte es mir bei diesem Wortspiel einfach zu machen und beauftragte ChatGBT, folgende Aufgabe für mich zu lösen: „Suche Wörter oder Wortpaare, in denen die Buchstaben i n t e l in dieser Reihenfolge zu finden sind!“ Leider konnte mir ChatGBT trotz meiner vielen Hinweise und Tipps nicht weiterhelfen. 

Zurück zur Veranstaltung in der Bibliothek: Ich hatte mit dem für mich neuen Format – einer Mischung aus freiem Vortrag, Bildern, Videosequenzen und Lesen von literarischen und Sachtexten – ein paar technische Schwierigkeiten, an denen ich noch arbeiten muss. Es sollte ja nicht nur ein 1:1-Zitieren des Blogs werden. Im Publikum saßen Vertreter aus der lokalen Politik und Verwaltung und auch von Intel. Überrascht war ich von den vielen Zuhörerinnen, war ich doch davon ausgegangen, dass das eher ein „Männerthema“ gewesen wäre. Von wegen!

Die Diskussion drehte sich um die Größenordnungen des Projekts, die Boden- und Wasserthematik sowie die Subventionen und Entscheidungswege, war aber meistens sachlich und ruhig. Einige aus dem Publikum muss ich wohl enttäuscht haben, weil ich zu den einzelnen Aspekten des Projekts keine Wertung abgab. Ich will meinem Motto: „Show, don‘t tell“ treu bleiben. Die anschließende Rückmeldung einer Intel-Mitarbeiterin war freundlich. Sie fand es nicht ehrenrührig, sondern passend, dass auch kritische Punkte gezeigt wurden.

Die Schlussfolgerung gemeinsam mit dem Veranstalter war, dass ich ab September bis zum Jahresende jeweils am ersten Montag des Monats, also am 4.9., 2.10., 6.11. und am 4.12.2023 um 17 Uhr eine solche Veranstaltung durchführen werde, natürlich immer im Fahrwasser neuer Blog-Beiträge.

 

Über den Tellerrand

„Gern würde ich ein bisschen mehr darüber hören!", schreibt mir ein amerikanischer Journalist, der zurzeit in Leipzig lebt und für eine amerikanische Zeitung einen Artikel über „Intel in Magdeburg" vorbereitet. Wir lernen uns in einem längeren Web-Meeting kennen und verabreden uns für Mitte Juli in Magdeburg. Dann muss ich unbedingt daran denken, dass er den von mir geschilderten Bericht eines indischen Studenten ein wenig „verfreundlicht“. Der Student spricht gut Englisch, aber nur schlecht Deutsch. Auf dem Ausländeramt war er mit „magdeburgischer Freundlichkeit“ vermahnt worden: Er möge gefälligst nur Deutsch sprechen. Und dass, obwohl der Stadtmitarbeiter die englische Sprache gut beherrscht. Vielleicht genügt der Hinweis in dem amerikanischen Artikel, dass „Intel“ eben noch nicht überall völlig in die Magdeburger Willkommenskultur integriert ist.

 

Apropos Kultur

Da scheint es Zukunft eng zu werden für die freiwilligen Aufgaben und damit besonders für die freie Kultur. Die guten Vorsätze aus der Kulturhauptstadtbewerbung sind verpufft. Hohe Kosten im sozialen Bereich belasten den Haushalt, ebenso die 100 Millionen für die Sanierungen von Stadthalle und Hyparschale. Alles gut gemeint, aber nach Fertigstellung werden sie der lokalen, kleinteiligen freien Kulturszene wenig nützlich sein.

Hoffen wir, dass der in der Halbleitertechnik vorherrschende Trend zur digitalen Miniaturisierung wegen der Finanzlage nicht auch zur Mikropulverisierung der freien Kulturszene durch Nanoförderungen führt. Hat neben der von Stadt und Land geförderten institutionellen Hochkultur die kleinteilige freie Kulturszene ihre Schuldigkeit als positiver „Soft-Faktor" für Ansiedlungsentscheidung getan?


In eigener Sache: Ich freue mich aber über die noch laufende Förderung meiner kleinkünstlerischen Aktivitäten, wie etwa dieses Blogs, durch die Stadt Magdeburg, die Kunststiftung „Kloster Unser Lieben Frauen" und die WoBau. Wir müssen wie bei Intel und auch wegen Intel den Blick auf die nächsten Jahre der Kulturförderung richten. Intel ist immer ein gutes Argument.

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