Mittwoch, 19. Juli 2023

# 022 Intel-Umfrage im Juli 2023 kippt in die Sommerpausenstimmung

  Sommer verdrängt das Stadtgespräch

-      Schweifen zwischen Schelli und Schrote

Ich bin weiter mit Sam Gurwitt in Magdeburger Bezirk Stadtfeld unterwegs. Wir möchten noch eine kleine Zufallsumfrage zum Thema „Intel“ machen.

Vor einer Bäckerei am Schelli (populäre Kurzbezeichnung für den Schellheimerplatz) sitzen ein paar Menschen mittleren Alters.

Mein Stadtfeld: Was sollten Amerikaner im Stadtfeld entdecken?

Antonio: Hier den Landbäcker, als den Kiezbäcker, auf jeden Fall!

Wie sehen Sie die Intel Ansiedlung?

Antonio: Da bin ich ganz ehrlich, da kann ich nicht mal was zu sagen, weil ich mich damit überhaupt nicht beschäftige, das ist überhaupt nicht mein Ding, Computer und so.

Miriam: Soll das nicht da gebaut werden, wo die Metro ist?

Nein, hinten raus, Süd-Osten, noch hinter Ottersleben und hinter der Autobahn

Antonio: Ah, da wo Amazon ist, ja?

Ja, in etwa, aber Amazon ist auf Osterweddinger Gebiet, also Gemeinde Sülzetal. Das Kerngebiet der Intel-Ansiedlung ist auf Magdeburger Gebiet. Eulenberg heißt das.

Miriam: Ach so

Zwei junge Mütter am Rand des Schelli-Spielplatzes

Wie sehen Sie die Intel Ansiedlung?

Kati: Es ist spannend, was daraus gemacht wird. Wenn natürlich alles teurer wird, die Mieten zum Beispiel, weil die Vermieter meinen, sie könnten die Preise anziehen, weil ein großer Wirtschaftsfaktor da ist, das wäre das falsche Signal. Aber wenn Sachsen-Anhalt dadurch in Deutschland und in der Welt besser gesehen wird, dann ist das schon gut.

Jessi: ich weiß gar nicht Bescheid, ich komme aus Dresden.

Magdeburg stand ja im Wettbewerb zu Dresden. Sind Sie sauer, dass Intel jetzt nach Magdeburg kommt?

Jessi: Davon weiß ich nichts.

Sam: Als Person, die sich nicht speziell mit Intel beschäftigt. Was bekommt man als „normale“ Magdeburgerin von dem Thema mit? Hört man viel davon? Spricht man darüber?

Kati: Ich lese bewusst zu dem Thema, z.B. in der „Volksstimme“ oder höre beim MDR zu, wenn da etwas zu dem Thema kommt. Mein Mann war durch seine Tätigkeit im Stadtplanungsamt schon früh damit beschäftigt, so dass ich auch früh wusste, dass ein großer Investor kommen soll. Da lese und informiere ich mich bewusst zu dem Thema und warte nicht, bis mir das irgendjemand erzählt.

An den 5-jährigen Julian, Sohn von Kati, im Sandkasten: Was findest du gut an Stadtfeld?

Julian: Den Eisladen

Warum

Weil es da so viel Eis gibt.

Hast du schon mal was Intel gehört?

Nööö

Ich verabschiede mich von Sam, der mit dem Fahrrad zum Bahnhof fahren muss. Er hat im Umland noch einen Termin für seine Intel-Recherche.

Ich spreche einen älteren Passanten an:

Herr P.: Ich habe hier im Stadtfeld mal vor 50 Jahren gewohnt, ich schau mir das ab und zu noch mal an. Einiges ist ja noch wie damals, aber es ist auch viel Neues da oder es hat sich einfach verändert. Ich wohne jetzt in einer anderen Magdeburger Ecke.

Was für eine Meinung haben Sie zu Intel?

Herr P.: Intel? Ich hab davon gehört, … aber …kann sicher nicht schaden, für die Stadt, aber für die paar Arbeitsplätze ist das ne Menge Geld, das kann man auch für andere wichtigere Zwecke ausgeben, …  ist meine Meinung.

Was wäre für Sie wichtiger?

Ja, vieles. Es gibt so viel Sachen, die wichtig sind. So viele Milliarden, um die anzulocken und wer weiß, ob die wirklich 20 Jahre hier produzieren oder wieder woanders hingehen. Man weiß es nicht. Es kann gut sein, für die Stadt, aber wenn die Leute anlocken, werden die Wohnungen knapp, nachher weiß man das, vorher nie. Dann geht guter Boden verloren, bester Bördeboden, der ist ja wertvoll, ich hoffe, den nehmen se vorher weg. Im Großen und Ganzen ist es ganz gut, dass sich im Osten etwas Größeres ansiedelt. Hoffnung ist schon da.

Ich finde keine weiteren Ansprechpersonen im Stadtfeld. Die Sommersonne heizt alles auf und hat die Straßen leergebrannt. Anscheinend ist bei vielen Magdeburgern und Magdeburgerinnen Intel kein oder nur ein nebensächliches Thema, also nicht unbedingt das Stadtgespräch, es beschränkt sich auf Typisches, meist unreflektiertes Kolportieren von Argumenten, die man immer wieder hört: Wird es teurer? Ist es zu viel Geld?  Was ist mit dem Bördeboden?

Liegt es an der aufkommenden Sommer-, Ferien- und Urlaubsstimmung, dass niemand pointierter zu Intel Stellung nimmt, oder ist es die Hitze am bislang heißesten Tage des Jahres?



Ich beschließe, meine Umfrage einzustellen, folge dem Tipp vom Julian und genehmige mir ein Tartufo im Eiscafé „Angelino“. Anschließend versuche ich, der Sommerträgheit in Stadtfeld zwischen Schelli und Schrote (kleiner Bach durchs Stadtfeld) nachzuspüren:

 

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