Mittwoch, 31. Januar 2024

# 038 Lokale KI-Begegnungen in Magdeburg - Januar 2024

Kann Magdeburg KI?

Wie ich im Blog-Artikel „# 037… da kommt etwas in Bewegung - Januar 2024“ beschrieben habe, wird Magdeburg mit Intel bald einen der globalen Protagonisten der KI-Technologie in seinen Mauern beherbergen.

Das Thema KI ist in aller Munde, in fast allen Köpfen und in der „Magdeburger Volksstimme“ eines der wirtschaftlich-technischen Topthemen der letzten 12 Monate. Das fiel mir auf, weil ich seit Anfang 2023 jede E-Paper-Ausgabe der „Volksstimme“ nach „Intel“ scanne, ja 
durchsuche, und mir dabei auch Artikel, in denen das Wort „Intelligenz“ vorkam, als „Beifang“ ins Netz gingen. Häufig im Kontext mit KI. Interessant war dabei auch, dass „intelligent“, abgekürzt „intel.“, öfter in Kontaktanzeigen zu finden ist. Bei „Sie sucht Ihn“ in der Regel als Anforderung an „Ihn“ ‒ und bei „Er sucht Sie“ als männliche Selbstbeschreibung. Ja, wer ist nicht intelligent? Könnte man es mit natürlicher Intelligenz hinbekommen, dass ER und SIE zueinanderfinden?

KI-Texte und Formulierungen

Zurück zur künstlichen Intelligenz in Magdeburg. Sicher haben viele schon mit Chat GPT experimentiert, um Texte zu erstellen. Das mache ich auch. Allerdings bringt das für diesen Blog wenig bis nichts, außer einer einfachen Rechtschreibkorrektur und schematisch-klischeehaften Formulierungsvorschlägen. Da bevorzuge ich die Vorschläge meines „menschlichen“ Lektors. Für den Transformationsprozess im Rahmen der Intel-Ansiedlung unter Beachtung der Magdeburger Randbedingungen und der nationalen und internationalen Umstände liegt keine ausreichende Datenbasis vor. Vielleicht wird dieser Blog einst Teil einer solchen Datensammlung.

Die beiden Hochschulen in Magdeburg widmen sich mit neuen Berufungen dem Thema KI, oder sollte man „Artificial Intelligence“ sagen? In beiden steckt „Kunst“, und neben den technischen Hard- und Softwareaspekten, der Suche nach Datenbasen, Algorithmen und neuronalen Netzen gibt es, wie an den folgenden Beispielen gezeigt wird, in Magdeburg Kreise, die sich mit dem Thema KI in der „Kunst“ auseinandersetzen.

 

KI-Musikkunst

Im Oktober 2023 wurde in Magdeburg „felicitas - Festival der Künstlichen Intelligenz“ im Gesellschaftshaus veranstaltet (About (felicia-festival.ai), Aufruf: 28.1.24). Organisiert wurde es vom Fachgebiet „Mobile Dialogsysteme“ unter der Leitung von Junior-Professor Dr. Ingo Siegert von der Otto-von-Guericke-Universität und vom Magdeburger Musikverein e. V.  in Kooperation mit der Stadt Magdeburg. Das Besondere daran war, dass hier neben professionellen Musikerinnen, Technikern, Wissenschaftlerinnen, DJs und anderen Künstlern auch interessierte Magdeburger Bürger in Workshops mitmachen konnten, gemeinsam mit den heutigen Möglichkeiten der KI musikalisch experimentierten.

Ich konnte nur das Abschlusskonzert besuchen. Geboten wurde eine Mischung aus Gesang und elektronischer Musik, die in Echtzeit von einer KI-Instanz adaptiert, verändert und in die „natürliche“ Soundumgebung zurückgespielt wurde, ab und zu auch als „KI-Solo“. Die Musik erinnerte mich an die sphärische Musik der Gruppen „Tangerine Dream“ oder „Kraftwerk“ aus den frühen 1970er-Jahren. Die Unterscheidung, welche Musik von den Musikern „natürlich“ erzeugt wurde und welches als KI-Ergebnis beigemischt wurde, war wegen der Gleichzeitigkeit für mich nicht festzustellen. Das war bei der beeindruckenden Gesangsstimme von Franziska Baumann einfacher, weil hier, wie vorher angesagt, die durch KI veränderte Stimme ausschließlich aus den Lautsprechern in den Rückraum kam. Das war anregend für mich und zugleich die Herausforderung, nach dem Sinn dafür zu suchen. Vielleicht rätselte man mit dem Aufkommen der Moog-Synthesizer in den 1960er Jahren auf ähnliche Weise. Ist das Musik? Ist das Kunst?

Zu den Unterstützern und Sponsoren des Festivals zählte auch Intel. Es ist geplant, 2024 eine ähnliche Veranstaltung auf die Bühne zu bringen, um den Magdeburgern wieder künstlerische und wissenschaftliche Perspektiven auf die KI-Musik zu ermöglichen.

 

KI-Kollektiv

Das Fraunhofer Institut IFF im Magdeburger Wissenschaftshafen bietet KI-Interessierten aus allen Kreisen die Mitarbeit in einem KI-Kollektiv (https://www.ki-kollektiv.info/,Aufruf: 28.1.2024). Hier gibt es On- und Offline-Möglichkeiten für Interessierte aus allen Bereichen der Gesellschaft, die sich mit Hilfe der Fraunhofer Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen informieren und beraten lassen möchten. Es geht dabei nicht nur um Chat GPT oder Musik, sondern um mögliche neue KI-Anwendungsfälle im praktischen (Berufs-) Leben. Da die Gruppe offen für alle ist, konnte ich im Kollektiv den Horizont meiner natürlichen Intelligenz auf die künstliche erweitern. Die Kollektivgeister können so selbst die Möglichkeiten und Grenzen der KI ausmachen: Was ist nur Hype, was Gerede? Hat das praktischen Nutzen für mich? Wo lauern Gefahren?

Ich hätte Lust, eine kleine KI-Brigade zu gründen, die sich experimentell einem neuen Literaturgenre widmet. Vom „Creative Writing“ zu „Artificial Writing“? Vielleicht müsste man wie bei der „Augmented Virtual Reality“ auch den Begriff „Augmented Artificial Intelligence“ einführen. Aber wie ich gerade im Internet finde: AAI ist schon ein alter Hut. Kenneth Goldsmith muss sein Buch „Uncreative Writing“ (Verlag Matthes & Seitz Berlin, Deutsche Ausgabe 2017, englisches Original 2011) in einigen Passagen überarbeiten.

 

KI-Theater

gab es auch im Schauspielhaus an der Magdeburger Otto-von Guericke-Straße. Im Januar 2024 war die vorläufig letzte Aufführung von „Das Leben ist ein Traum“. Der Klassiker des spanischen Dramatikers Pedro Calderón, 1635 in Madrid uraufgeführt und seitdem in vielen Inszenierungen bis heute lebendig geblieben, verhandelt wichtige Menschheitsfragen: Was macht uns aus? Was ist der freie Wille? Was ist Schicksal?

Die Frage „Welche Rolle spielt heute dabei die KI?“, haben sich auch die Theatermacher und Macherinnen gestellt haben. Ich war sehr gespannt auf die Vorstellung und die Antworten.

Meine Befürchtung, den Klassiker als moralinsaures Stück präsentiert zu bekommen, mit naheliegenden Klischees und Metaphern, wurde zum Glück nicht bestätigt. Die gelungene, kurzweilige Mischung aus Ernst und Humor entlang der ursprünglichen  Stückstruktur wurde auch überregional sehr positiv bewertet (Das Leben ein Traum – Theater Magdeburg – Das neue Leitungsteam holt Calderóns Text mit KI und klugem Klamauk ins Hier und Jetzt (nachtkritik.de, Aufruf: 28.1.2024). Die Inszenierung von Clara Weyde (Regie), Bastian Lomsché (Stückfassung und Dramaturgie) und Clemens Leander (Kostüme) zeigte, wie das Thema KI die Gesellschaft berührt, und wie nicht. Zum Schluss beantwortet der „KI-Geist“ im Körper des Homunkulus die Fragen kurz und bündig: „Bleibt menschlich, macht Fehler!“

Nach der Vorstellung gab es eine Gesprächsrunde mit Publikumsbeteiligung. Auf dem Podium saßen Professor Ingo Siegert und Matthias Busch von der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg (vom oben beschriebenen Projekt „felicitas“) sowie Bastian Lomsché, der Dramaturg des Stückes, der übrigens auch bei den „felicitas-Beteiligten“ aufgeführt war. Für mich schloss sich der Kreis, als klar wurde, dass die KI-Experten der Uni auch beratend an der Theaterstückentwicklung beteiligt gewesen waren.

Da die beiden Wissenschaftler auf KI-Anwendungen von Tönen und Stimmen spezialisiert sind, wurden dazu Live-Demonstrationen durchgeführt: Ein Schauspieler und eine Schauspielerin spielten eine kurze Szene aus „Das Leben ist ein Traum“. Mittels KI-Laptop wurden ihre Stimmen gesampelt, verändert und wieder abgespielt, so dass zum Beispiel die Schauspielerstimme ins Englische automatisch übersetzt und zugleich mit der Stimme vom Mel Gibson wieder abgespielt wurde. Jemand aus dem Publikum merkte an, dass es nicht ganz fehlerfrei wäre, ein deutscher Akzent sei noch zu hören. No AI Buddy is perfect! Oder menschelt KI?

Es folgten noch spontan noch weitere Experimente mit den Stimmen einzelner Zuschauerinnen. Das Publikumsinteresse war groß und es ergaben sich noch interessante Diskussionen und Fragen. So zum Beispiel, ob Betrüger mit KI die Enkeltricks am Telefon noch perfekter gestalten könnten. Können sie noch nicht.


Mein Fazit zu den Blogbeiträgen # 037 und # 038: 

Intels AI-chips act global – MD denkt KI lokal

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