Ein Stammtisch in
Magdeburg im Winter 2021: In einem Magdeburger Kulturzentrum
kann sich wieder eine kleine, engagierte Runde von Menschen treffen, auch, um
über die lokale Politik zu diskutieren. Die Stimmung ist gedrückt. Die Corona-Wirren
stecken noch in den Knochen, gescheitert ist die Bewerbung zur Kulturhauptstadt
Europas. Die Inflation steigt. Einige am Tisch müssen am nächsten Morgen wieder
sehr früh raus, damit sie als Pendler noch rechtzeitig vor den Staus Wolfsburg erreichen
können. Andere fragen nach den Verdienstmöglichkeiten der Pendler und bedauern,
dass solch lukrative Jobs in Magdeburg leider rar sind. Woher soll das Geld
kommen für den viel teurer gewordenen Tunnel in der Innenstadt? Seit fast 10
Jahren wird daran gebaut, die Fertigstellung steht noch in den Sternen. Es geht
nicht voran. Magdeburg eben. Wo bleibt der Optimismus, wo die Zuversicht?
Der Stammtisch im Sommer 2022: Intel will eine riesige Chip-Fabrik in Magdeburg bauen! Hoffnung! Bei einigen Euphorie. Es passiert etwas, Veränderungen stehen an, gut bezahlte Arbeitsplätze sind möglich. Magdeburg kann es doch. Silicon-Hill am Eulenberg. 400, 600, 1.000 Hektar Industriegebiet. 3.000, 10.000, 15.000 Arbeitsplätze. 10, 20, 30 Milliarden Investition, Rückenwind aus Berlin: Endlich ein ostdeutscher Leuchtturm von internationalem Format. Autobahnring, Ausbau der Nahverkehrsinfrastruktur, ICE-Züge im Hauptbahnhof. Der Tunnel ist fast fertig. Der FCM ist aufgestiegen. The sky is the limit! Aber auch Zweifel, Bedenken: Haben wir genug Wasser, was passiert mit den guten Bördeböden, Mieten und Immobilienpreise werden steigen. Woher die Energie? Stehen so viele Arbeitskräfte überhaupt zur Verfügung? Trotzdem Optimismus und Zuversicht!
Der Stammtisch im Frühjahr 2025: Intel kommt doch nicht. Enttäuschung am Tisch, bei einigen eher Aufatmen. Das beinahe inflationär zu nennende Anwachsen der Stimmen für Rechte, die Haushaltsprobleme in Stadt und Land und die damit verbundenen Auswirkungen auf die Kulturszene werden diskutiert. Dann der Anschlag auf den Weihnachtsmarkt. Schlimm. Wird die Sanierung der Stadthalle rechtzeitig bis 2027 abgeschlossen sein? Und zu welchen Kosten? Einige am Tisch müssen am nächsten Morgen wieder sehr früh raus, damit sie als Pendler noch vor den Staus Braunschweig erreichen können. Anderen reichen zwei Bier, mehr kann man sich bei den Preisen und den Magdeburger Verdienstmöglichkeiten nicht leisten, mäkeln die anderen. Die Stimmung: Magdeburg kann es nicht. Die Mieten und Nebenkosten sind gestiegen, trotzdem. Von den 500 Milliarden werden wir hier bestimmt wenig sehen, wenn überhaupt, heißt es. Es geht nicht voran! Wo bleibt der Optimismus, wo die Zuversicht?
Konstruktiv
in die post-intel Ära: Der Nukleus des „anderen“ Round Table |
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