Mittwoch, 25. September 2024

# 068 Der Intel-Blues – Eine Stadt auf der Couch

Nach den Schlagzeilen ab Mitte September 2024 braucht eine Stadt wie Magdeburg durchaus psychologische Betreuung:

Volksstimme: Intel macht sich vorerst vom Acker
Bild: Chip-Flop ‒ Intel stoppt Bau von Mega-Fabrik in Magdeburg
MDR: Halbleiterwerk ‒ Intel verschiebt Bau von Chipfabrik in Magdeburg
Handelsblatt: Halb leider - Intel verschiebt Magdeburger Chipfabrik
Süddeutsche: Chipfabrik ‒ Intel stößt Bundesregierung vor den Kopf
ZDF: Werk in Magdeburg  Intel legt Bau von Chipfabrik auf Eis 
Spiegel: Krise bei US-Konzern ‒ Intel verschiebt Bau von Chipfabrik
Zeit: Auch beim Chiphersteller gilt „America first"
Manager Magazin: Kahlschlag und Baustopp ‒ Der Intel-Schock für Magdeburg
Heise.de: Intel pausiert Chipfabrik in Magdeburg ‒ Intel hält den Geldsack zu
Golem.de: Intel in Magdeburg ‒ Lieber ein Ende mit Schrecken als ...
Finanzmarktwelt.de: Intel-Aktie hebt ab ‒ Intel setzt Magdeburg-Werk aus
Volksstimme: Chip-Großprojekt auf Eis gelegt ‒ Intel stoppt Mega-Fabrik 
Berliner-Zeitung: Intel zieht überraschend die Reißleine
Finanzen.net: Intel-Aktie springt hoch ‒ Intel legt den Bau auf Eis
TAZ: Intel stoppt Chipfabrik ‒ Erstmal keine Chips aus Magdeburg

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Therapiesitzung: Eine Stadt auf der Couch

(Beachten Sie auch unten im Text die Einladung zur „Intel-Blues-Selbsthilfegruppe")

Psychologin: Guten Tag, Frau Magdeburg. Schön, dass Sie gekommen sind. Wollten Sie nicht auch mit dem Kollegen, dem Herrn Sachsen-Anhalt kommen?

Magdeburg: Ja, das war so geplant, aber es gab eine kurzfristige Absage. Man war wohl verdrängt.

In der Therapie-Sitzung nach Image Creator in Bing

Psychologin: Verdrängt?

Magdeburg: Sorry. Ich meinte verhindert. Das war ein Freud‘scher Versprecher von mir.

Psychologin: Meine Patientencouch ist leider zu klein für Sie. Ich habe schon etwas umgeräumt. Legen Sie sich doch auf dem Teppich. Entspannen Sie sich. Kommen Sie zur Ruhe und schließen Sie die Augen.

Wie fühlen Sie sich heute?

Magdeburg: Ach, schwer zu sagen. Ich habe so viele Hoffnungen und Träume gehabt, aber jetzt fühle ich mich enttäuscht und unsicher. Am 17. September bin ich in ein tiefes Loch gefallen.

Psychologin: Das klingt sehr belastend. Möchten Sie mir mehr darüber erzählen, was passiert ist?

Magdeburg: Ja, es geht um die geplante Ansiedlung des Intel-Konzerns. Es sollte ein großer Schritt für mich sein, ein wirtschaftlicher Aufschwung. Meine Politiker und Wirtschaftsleute waren begeistert, aber jetzt wurde das Projekt verschoben, und vielleicht kommt es gar nicht mehr zustande.

Psychologin: Das muss ein großer Schock für Sie gewesen sein. Wie hat sich denn Ihre Bevölkerung grundsätzlich zum Projekt gestellt?

Magdeburg: Die Reaktionen waren gemischt. Einige freuten sich über die Aussicht auf neue Arbeitsplätze und auf wirtschaftliches Wachstum. Andere hatten Bedenken wegen der teureren Wohnungen, der Wasserversorgung und wegen des Bördebodens. Jetzt sind viele enttäuscht und besorgt um die Zukunft. Andere sind froh, dass erst mal alles so bleibt.

Psychologin: Das klingt, als ob Sie zwischen Hoffnung und Sorge hin- und hergerissen wären. Haben Sie das Gefühl, dass diese Unsicherheit Ihr Identitäts- und Ihr Selbstwertgefühl beeinflusst?

Depression

Magdeburg: Ja, unbedingt. Ich habe schon so viele Rückschläge in meiner Geschichte erlitten, und jedes Mal hoffe ich, dass es besser wird. Aber diese ständigen Enttäuschungen machen es schwer, optimistisch zu bleiben.

Psychologin: Es ist verständlich, dass Sie sich so fühlen. Doch es ist wichtig, diese Gefühle anzuerkennen und zu verarbeiten. Gibt es etwas, das Ihnen in der Vergangenheit geholfen hat, mit solchen Rückschlägen umzugehen?

Magdeburg: Ich denke, die Gemeinschaft der Menschen, die hier leben, hat mir immer wieder Kraft gegeben. Ich habe eine starke Geschichte des Wiederaufbaus und der Resilienz.

Psychologin: Was fällt Ihnen dazu aus der jüngeren Vergangenheit als Beispiel ein?

Magdeburg: Na ja, von der Wende habe ich mich immer noch nicht ganz erholt, die wirkte wie ein Aderlass. Aber das letzte Hochwasser, 2013, das hat gezeigt, was mich zusammenhält.

Psychologin: Das ist sehr positiv. Vielleicht können Sie sich auf diese Stärke und Gemeinschaft besinnen, um auch die neue Herausforderung zu meistern. Es könnte auch hilfreich sein, sich auf kleinere, erreichbare Ziele zu konzentrieren, um wieder ein Gefühl der Kontrolle und des Fortschritts zu gewinnen.

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Magdeburg: Das klingt alles schön und gut, aber es ist nicht so einfach. Kleine Ziele? Was sollen die schon bewirken, wenn ein riesiges Projekt, wie das von Intel, scheitert? Wer nimmt mich denn jetzt noch ernst?

Psychologin: Ich verstehe Ihre Frustration. Manchmal können unkonventionelle Ansätze helfen. Zum Beispiel: Besinnen Sie sich auf Ihre kulturellen und historischen Stärken, und benutzen Sie diese als Grundlage für neue Projekte.

Magdeburg: Kulturelle Stärken? Historische Stärken? Das klingt nach dem Tropfen auf den heißen Stein. Oder nach Hochglanzprospekt und Jubelprosa: Immer schön positiv denken, dann klappt es schon.

Denkste! Ich brauche konkrete wirtschaftliche Lösungen, nicht nostalgische Rückblicke.

Psychologin: Das ist ein berechtigter Einwand. Aber denken Sie daran, dass wirtschaftlicher Erfolg oft auf einer starken kulturellen und sozialen Basis beruht. Vielleicht könnten Sie innovative Startups und kleine Unternehmen fördern, die von Ihrer einzigartigen Geschichte und Kultur inspiriert sind.

Magdeburg: Startups? Kleine Unternehmen? Einzigartige Geschichte? Damals hat schon die Ansiedlung von Porsche nicht geklappt, ich bin erst mal ein gebranntes Kind, was große Ansiedlungen betrifft. Ein Leuchtturmprojekt ist mir nun abgesoffen. Das klingt alles sehr vage, was Sie vorschlagen. Ich brauche etwas Greifbares, etwas, das wirklich einen Unterschied, eine Veränderung ausmacht.

Psychologin: Träumen Sie manchmal Derartiges? Von Veränderungen, Transformationen? Also nicht idealistisch am Tag, sondern tatsächlich in der Nacht, im Schlaf?

Träume

Magdeburg: Ja, schlafen, einfach mal nur ein paar Nächte durchschlafen, anstatt immer wieder diese Träume zu erleben.

Psychologin: Erzählen Sie, was fällt ihnen dazu ein?

Magdeburg: Ich war im SKET. Nein, ich war SKET, war komplett aus Edelstahl, der nie rostet, und es ging mir sehr gut. Das war im Traum so, als wäre es gestern gewesen. SKET hatte die Wende doch sehr gut überstanden, und ich wuchs und wuchs. Wir bauten die modernsten und besten Großbagger für den Silizium-, Lithium- und Kobaltabbau. Wir waren konkurrenzlos und weltweit Monopolist. Und plötzlich …

Psychologin: … und plötzlich? Wie ging der Traum weiter?

Magdeburg:  Da wollte ein anderer Industriebetrieb Raum in mir beanspruchen. Aus einer ganz anderen Branche. Ich verlor viele Angestellte, die Besten. Ich musste in mir Platz machen für andere. Aber etwas sperrte sich in mir, obwohl es mir ja eigentlich egal sein sollte, Hauptsache, mir ging es wirtschaftlich gut, egal, durch welchen Platzhirsch. Ich hatte Schmerzen im Brustkorb, als wenn es mich zerreißen würde.

Psychologin: Hatten Sie Angst?

Magdeburg: Ja, fürchterliche Angst. Ich musste bitterlich weinen, auch als ich wach wurde. Hatte eine große Trauer in mir. Ihnen kann ich es ja sagen. Aber das bleibt unter uns, oder?

Psychologin: Selbstverständlich. Wovor hatten Sie Angst?

Magdeburg: Ich weiß nicht. Als SKET ging es mir gut, ich liebte mich. Aber da war etwas Neues in mir, das ich nicht kannte, mir fremd blieb. Ich konnte diesen Teil nicht in mich aufnehmen.

Psychologin: Was war denn das „Neue“?

Magdeburg: Das war ja das Absurde. Die fertigten Spezialtextilien, aus denen Segel für moderne Segelschiffe produziert wurden. Das passte gar nicht in meine Welt. Segelschiffe! Was man sich so alles so zusammenträumt.

Psychologin: Warum hat Ihnen das Angst gemacht?

Magdeburg: Weil ich mir nicht vorstellen konnte, dass so etwas funktioniert. Weil es keine modernen Segelschiffe als Frachtschiffe oder als Kreuzfahrtschiffe gibt. Ich hatte doch schon die beste SKET-Technik. Aber die Neuen machten so viel Werbung, segelten damit auf allen Kanälen mit dem Spruch von Saint-Exupéry: „Wenn du ein Schiff bauen willst, beginne nicht damit, Holz zusammenzusuchen, Bretter zu schneiden und die Arbeit zu verteilen, sondern erwecke in den Herzen der Menschen die Sehnsucht nach dem großen und schönen Meer.“ Die neue Firma wuchs und wuchs. In mir, mit mir, und auch außerhalb von mir, so dass ich große Beulen davon bekam.

Psychologin: Ich verstehe, das hätte mir auch Angst gemacht.

KI-Traummaschine nach Image Creator in Bing

Magdeburg: Es kam noch schlimmer: Die konnten aus ihren Stoffen große Maschinen formen, und wenn sie die Stoffe mit einer speziellen Flüssigkeit tränkten, wurde der Stoff fester als Stahl, war aber leicht, wie Stoffe eben sind. Und dann haben sie aus ihren Stoffen auch große Maschinen gebaut. Die konnte man zusammenfalten, einfach transportieren und wieder auseinanderfalten! Da stand ich als SKET schön blöd da.

Psychologin: Wofür könnte Ihr Traum stehen?

Magdeburg: Sie sind doch die Psychologin, ich bin nur eine geschundene ostdeutsche Großstadt, die von alten Zeiten träumt.

Psychologin: Ihr Traum enthielt aber auch ein Stück Zukunft.

Magdeburg: Meinen Sie?

Psychologin: Wie wäre es, wenn Sie sich auf die nachhaltige Entwicklung von neuen Technologien konzentrieren? Es muss ja nicht gleich dieser innovative Super-Konstruktionsstoff aus Ihrem Traum sein. Aber diese Bereiche haben großes Potenzial. Man kann neben der SKET-Seele auch noch andere Seelen in sich zulassen, ohne dass es gleich weh tun muss.

Magdeburg: Nachhaltige Entwicklung. Das klingt schon besser, aber wie soll ich das allein schaffen? Ich brauche Unterstützung von außen, auch Investitionen und klare Strategien, erst recht für unkonventionelle Ansätze. Sorry, nach den Erfahrungen mit Intel habe ich richtig Schiss davor, wieder etwas Neues anzufangen.

 

Selbsthilfe

Psychologin: Natürlich, das Risiko bleibt. Transformation kann auch weh tun. Aber Sie, Frau Magdeburg, sind doch kein Schisshase, oder? Es ist wichtig, dass Sie die Unterstützung suchen und einfordern, von allen Ihren städtischen Gliedmaßen, dass Sie aber diesmal auch alle mitnehmen. Vielleicht könnten Sie neue und andere Partnerschaften eingehen. Darauf könnte dann exklusiv „Made in Magdeburg“ stehen.

Magdeburg: Das klingt nach einem Ansatz, den ich verfolgen könnte. Aber es bleibt die Frage, ob die Menschen in mir bereit sind, diesen Weg mitzugehen. Ich habe das Gefühl, dass letztlich viele Teile von mir zwar meckern, wenn es nicht vorangeht, aber am Ende nicht böse sind, dass doch vieles bleibt, wie es ist.

Psychologin: Es wird sicherlich nicht einfach, aber mit klarer Kommunikation und Einbindung der Gemeinschaft könnten Sie die Menschen überzeugen. Es ist wichtig, dass alle an einem Strang ziehen.

Magdeburg: Ja, das stimmt wohl. Wie beim Hochwasser 2013. Ich werde darüber nachdenken und versuchen, einen Plan zu entwickeln. Danke für Ihre unkonventionellen Vorschläge. Vielleicht können wir unsere Therapie als Coaching fortsetzen?

Aufruf zum "Selbsthilfegruppentreffen" am 7.10.2024

Psychologin: Gern. Denken Sie daran, dass Sie nicht allein sind und dass es Wege gibt, die Mut verlangen, um aus schwierigen Situationen herauszukommen. Sie heißen ja nicht „Bangeburg“. Für ein Transformationscoaching bin ich immer zu erreichen. Aber verlassen Sie sich nicht nur auf andere. Machen Sie selbst etwas.

Magdeburg: Ich könnte eine Demo veranstalten: „Intel muss kommen!“ Damit die auch sehen, dass ich das doch unbedingt will.

Psychologin: Kann man machen, aber denken Sie auch an die Ihre Psyche. Nach meiner Diagnose haben Sie eindeutig den „Intel-Blues“. Gründen Sie eine Selbsthilfegruppe, vielleicht mit Frau Halle zusammen, die hat ein ähnliches Problem mit dem Zukunftszentrum. Dann sind Sie schon zu zweit. Auch die KI bietet neuerdings erstaunlich gute Selbsthilfeunterstützungen.

Ich mache mir Sorgen, wie sicher mein Job noch ist.

Magdeburg: Möchten Sie mir mehr darüber erzählen?

Psychologin: Nein, möchte ich nicht.

Magdeburg: Gut, dann quäle ich Sie jetzt auch nicht noch mit QUALCOMM.

Psychologin: Das ist freundlich von Ihnen.

Freitag, 13. September 2024

# 067 Pro-Intel-Demo in Magdeburg!

 

Es tut sich was : Intel muss kommen!

Aus gewöhnlich gut unterrichteten Kreisen der „Intel-Mania“ *) einer Magdeburger Vereinigung von Intel-Enthusiasten, die sich bislang aber nicht als Gruppe in der Öffentlichkeit zu erkennen gegeben hat – wurde mir ein Demonstrationsaufruf zugespielt. Ich habe mich nach gründlicher Abwägung entschlossen, ihn hier zu veröffentlichen. Da er an die breite Öffentlichkeit gerichtet ist, passt er gut in diesen Blog. Von dieser Vorveröffentlichung geht vielleicht auch ein gewisser moralischer Druck auf das im kalifornischen Santa Clara tagende Intel-Board aus. Es dürfte deutlich werden, dass Intel den Magdeburgern und Magdeburgerinnen nicht egal ist, dass sie proaktiv hinter Intel stehen, und nicht nur die Luft anhalten und alles über sich ergehen lassen.

*) Informationen zur „Intel-Mania“-Vereinigung finden Sie unter: https://herbert-karl-von-beesten-intel-blog.blogspot.com/2023/12/11-verwandeln-verbergen-gesundbeten.html

Interessant auch: INTEL - Nur die Paranoiden überleben https://herbert-karl-von-beesten-intel-blog.blogspot.com/2023/12/25-ein-gastbeitrag-von-dr-franz-will.html

Das mir zugespielte Flugblatt





















Der Aufruf als Text

intel-Mania-DEMONSTRATION

Magdeburg, Domplatz.

Montag, 7. Oktober 2024, 20 Uhr.

intel muss kommen!

Wir, die intel-Mania-Vereinigung, fordern, wie auch weite Kreise der Magdeburger Bevölkerung, die sofortige Realisierung der intel-Ansiedlung.

Wir verlangen von allen verantwortlichen Stellen in Stadt und Land außergewöhnliche Bemühungen, die Magdeburger intel-Ansiedlung trotz der temporären wirtschaftlichen Krise bei intel zu einem Erfolgsmodell zu machen. Die intel-Mania-Vereinigung, Vertreter aus Wirtschaft, Politik, Gewerkschaften, Wissenschaft und Kirchen fordern mit ihrer Teilnahme an der Demonstration den Bau der Chipfabriken in Magdeburg.

Die Ansiedlung ist für Magdeburg eine einmalige Transformationschance in eine neue Epoche. Sie darf nicht verspielt werden!!

Magdeburg braucht mehr Industrie und moderne Arbeitsplätze. Magdeburg braucht neue wirtschaftliche Impulse. Magdeburg soll wachsen, internationaler werden und erfolgreich im Wettbewerb mit anderen Städten als attraktive und lebenswerte Großstadt bestehen können.

Setzen auch Sie sich dafür ein. Tragen Sie sich in die Unterschriftenlisten ein. Kommen Sie zu der Demonstration. Wir sind sicher, dass auch die breite Masse der Magdeburger und Magdeburgerinnen das intel-Projekt ebenso unterstützt wie die Vertreter der intel-Mania, die auf dem Podium sprechen.

intel Wenn nicht hier, wo dann?

Ihr seid willkommen, um zu bleiben!

Das kleine „i“ von „intel“ ist das große i-Tüpfelchen für Magdeburg!

intel muss her, sonst wird es für Magdeburg schwer!

Letzte Ausfahrt für den Fortschritt: intel an der A14!

Magdeburgs natürliche Essenz: Chips für künstliche Intelligenz!

Magdeburg und Ostdeutschland brauchen intel!

Wir warten auf intel! Bis Weihnachten das endgültige „GO“!

 

Skandieren Sie mit uns: Hopp, hopp, hopp, Chips-Fabs jetzt ganz flott!

 

(Ein Vorbereitungstreffen zur Demo und eine Einweisung der Ordner finden am 7. Oktober 2024 um 17 Uhr in der Magdeburger Stadtbibliothek statt. Dort verantwortlicher Redner: HKvB)



Samstag, 31. August 2024

# 066 „Volksstimme"-Schlagzeilen mit Intel-Bezug im August 2024 (chronologisch)

  • Intel will Tausende Jobs streichen
  • Frisches Geld für frische Unternehmen - Serie „Otto ist Transformation“ (35): Gunnar Giese und Heiko Paelecke, Bürgschaftsbank und Mittelständische Beteiligungsgesellschaft.
  • Wackelt die Intel-Ansiedlung? US-Chipriese tritt auf die Kostenbremse. Er will 15.000 Jobs streichen. Sachsen-Anhalts. Wirtschaftsminister Schulze sieht keine negativen Auswirkungen für Magdeburg.
  • Kommentar: Wichtiger Baustein
  • Chipfirma Infineon setzt Rotstift an - Deutscher Konzern will tausende Stellen streichen oder verlagern.
  • Literatur: Kafkaesk Fabuliertes
  • Leserbrief: Flusswasser einfach besser nutzen
  • Leserbrief: Erschließt sich nicht
  • Minister: Intel-Baustart Anfang 2025
  • Posten-Affäre: Verfahren eingestellt
  • Warum in der City einkaufen? Die Interessengemeinschaft Innenstadt besteht seit 30 Jahren. Genauso lange kämpfen ihre Mitglieder für ein lebendigeres Zentrum, ein Miteinander mit den Centern und mit der Politik.
  • Offenes Treffen der Umweltgewerkschaft
  • QUIZ: DIE WOCHE IM RÜCK-BLICK
  • Neue Zufahrten für Chipfabriken
  • Ein Jahr Umleitungschaos? Ab diesen Donnerstagabend ist die Landesstraße 50 von Schleibnitz nach Magdeburg dicht. Die Strecke wird vierspurig ausgebaut. Pendler müssen mit weiten Umwegen leben.
  • Neue Straßen für Chiphersteller Intel – Landeshauptstadt und Land schaffen Voraussetzungen für das Großprojekt.
  • Zufahrtsstraße zu Intelgelände fertig
  • Intel-Fabrik kurz vor Genehmigung
  • Kommentar: Ritt auf der Welle
  • Haseloff glaubt an Intel - Der Bau einer wichtigen Straße zum High-Tech-Park hat begonnen. Erdarbeiten sind ab 2025 möglich. Der Ministerpräsident ist sich sicher, dass der Chiphersteller dann durchstartet.
  • Reisen zweier Beigeordneter werden geprüft
  • Spiegel: Land arbeitet am Intel-Plan B
  • Das Intel-Fragezeichen - Rätsel um Fördergeld-Handschlag von Kanzler und Chip-Chef Gelsinger. Jetzt kommt raus: Der Bund hat bei der EU für Magdeburg noch nicht mal den nötigen Antrag gestellt.
  • Kommentar: Intel muss Fakten schaffen
  • Für bessere Anschlüsse im Südosten - Durch die beiden Mega-Wohnprojekte werden bald Tausende Menschen mehr in Salbke und Westerhüsen leben.
  • Telefonat mit von der Leyen zu Intel
  • Wie wird künftig geheizt? Interview mit Thomas Pietsch, Geschäftsführer der Städtischen Werke Magdeburg und Landeschef des Verbandes kommunaler Unternehmer, über wachsende Fernwärmenetze, Großwärmepumpen an der Elbe und das Energiepotenzial von Intel.
  • Der Weg zum High-Tech-Park - Das Land Sachsen-Anhalt lässt eine Verkehrsanbindung zu den künftigen Intel-Fabriken bauen. Die Landesstraße 50 wird im Zuge der Arbeiten vierspurig ausgebaut.
  • Leserbrief: Danke für klare Aussagen
  • Linke kritisiert Bund nach Anfrage zu Intel
  • Meyer Burger stoppt Ausbau US - Das Solarzellen-Werk in Bitterfeld-Wolfen ist vorerst gesichert, weil dem Schweizer Konzern
  • Leserbrief: Kompanie nicht aufgestellt
  • Kommt jetzt doch eine Ampel? Die Landesstraße 50 wird derzeit in einem etwa 1,5 Kilometer langen Bereich saniert. Es gibt drei ausgewiesene Umleitungen. Auf einer davon hat es nun einen Unfall gegeben.
  • Wird Gieselerhalle Amo-Opfer? Um die eine Halle erhalten zu können, schlägt die Stadtverwaltung den Verkauf der anderen vor. Hintergrund sind die Engpässe in der Stadtkasse. Welche Fakten liegen auf dem Tisch?
  • Leserbrief: Projekt Intel vor dem Aus?
  • Intel-Zulieferer: Baustart in Schönebeck
  • Intel-Ansiedlung: Stadtgespräch zur Willkommenskultur - Auf dem Podium wird thematisiert, wie ausländische Beschäftigte des Chipherstellers in Magdeburg aufgenommen werden.

Dienstag, 27. August 2024

# 065 Willkommen in Magdeburg - Auf der Suche

Freitagmittag. Am Magdeburger Breiten Weg, Nummer 120a, gegenüber dem Katharinenturm – von älteren Magdeburgern oft noch „Haus des Lehrers“ genannt – ein Hinweisschild: Magdeburger Welcome Service.

Ich trete ein und treffe auf eine vielleicht 10-köpfige Seniorengruppe, im Stuhlkreis sitzend, alle haben eine klobige VR-Brille vor den Augen, man verdreht die Köpfe in verschiedene Richtungen. Es wirkt fast wie ein Verrenken. Die Runde schaut sich wohl in einer virtuellen Gegend oder in einem Raum um. Eine jüngere Frau im Kreis, auch sie mit VR-Brille, erklärt und gibt Hinweise: „Schauen Sie nach rechts! Sehen Sie das alte Gebäude?“ Man gestikuliert. Einige wenden die Köpfe nach rechts, andere entdecken wohl gerade etwas anderes. Man gestikuliert. Eine surreale Szene.

Schon wieder VR

An der Empfangstheke fängt mich ein junger Mann ab, der im Flüsterton fragt, wohin ich wolle. „Zum Welcome Center“, flüstere ich. Ich bin hier falsch, denn ich bin im MWG-Nachbarschaftstreff gelandet. Der Welcome Service sei in der Etage darüber, ich müsse den Eingang in der Passage nebenan nehmen. „Was machen die da?“, frage ich sehr gedämpft, den Kopf dabei kurz zum Stuhlkreis drehend. „Die sind gerade in Schottland“, raunt der junge Mann. Meinen Wunsch, von dieser Runde ein Foto schießen zu dürfen, muss er aus verständlichen Gründen abschlagen. Schade. So baue ich mir dieses Bild später mit KI nach. Es wirkt aber nur halb so surreal wie die Realität.

Der VR-Stuhlkreis virtuell in Schottland, wie ihn die KI sieht.

So kann man sehr günstig nach Schottland reisen. Das ist nicht so kompliziert, wenn man nicht mehr rüstig ist, denke ich. Auch ganz im Sinne eines geizigen Schotten. Ein Vorurteil in meiner eigenen Willkommenskultur?

Ich kenne weder einen Schotten noch eine Schottin persönlich. Die sind mittlerweile auch keine EU-Bürger mehr und müssten sich mit vielen anderen Nicht-EU-Bürgerinnen vor dem Ausländeramt einreihen, um eine Arbeitserlaubnis oder längerfristige Aufenthaltsgenehmigung zu bekommen. Wie könnte das Magdeburger Welcome Service Center einem Schotten, zum Beispiel bei der Suche nach einer sehr günstigen Wohnung, helfen?

Wie geht „willkommen“ konkret?

Christiane Pruschek
Mitarbeiterin des Magdeburger Welcome Service
Das werde ich oben gleich erfragen. Der Aufzug und das düstere Treppenhaus wirken nicht eben einladend. „Freitags geschlossen!“ Aber die Etagentür lässt sich öffnen. Ich trete in einen bunten, hellen und freundlichen Vorraum, von wo weitere Türen in Nachbarräume führen. Aus einem kommt mir Christiane Pruschek entgegen, die mich ‒ auch außerhalb der offiziellen Sprechstunde ‒ freundlich empfängt.

Ich erkläre, dass ich zum Thema Willkommenskultur in Magdeburg recherchiere, dass es mich interessiert, was als Welcome Service von ihr geboten wird. Sie umreißt kurz die Aufgaben, die in einem Video der Stadt Magdeburg (High-Tech inside #7: Magdeburg Welcome Service (youtube.com) und auch auf der Webseite der Stadt beschrieben sind (Magdeburg Welcome Service / Landeshauptstadt Magdeburg - magdeburg.de), und sie erklärt, dass es eine Gemeinschaftsaktion von IHK, HWK, den Hochschulen und dem Leibniz-Institut sei . Sie und ihre Kollegin möchten Lotsinnen sein für den Zugang zum Arbeitsmarkt, bei der Anerkennung von Abschlüssen, sie wollen Hilfe leisten bei der Wohnungssuche und dem Finden von Kinderbetreuungsmöglichkeiten usw.

Für die Aufenthalts- und Arbeitsgenehmigung ist weiterhin ausschließlich die Ausländerbehörde zuständig. Also keine „Überholspur“ für dringend gesuchte Fach- und Arbeitskräfte oder Akademiker. Aber in den Beschreibungen der Flyer und der Homepage wird deutlich, dass diese Klientel im Fokus stehen soll. Frau Christiane Pruschek  und die Kollegin sprechen auch Englisch. Für andere Sprachen steht Übersetzerpersonal zur Verfügung. Wie mir versichert wird, ist der Magdeburger Welcome Service für alle ausländischen Bürger eine mögliche Anlaufstelle.

Viele Angebote

Neben den Ausländerämtern und dem Magdeburger Welcome Service gibt es beispielsweise noch weitere Einrichtungen und Aktionen der Willkommenskultur in Sachsen-Anhalt, die für ein gutes Willkommensgefühl von deutschen und ausländischen Mitbürgern sorgen, die Sachsen-Anhalter und Sachsen-Anhalterinnen werden möchten:

Danach müsste Magdeburg doch in Sachen Willkommenskultur gut aufgestellt sein. Oder sind die Willkommensaussichten erstmal nur virtuell, wie die schottischen Landschaften für die Seniorengruppe? Kommt es nicht auch auf die vielen Magdeburger Bürger in täglichen, realen Begegnungen an?

Das soll in der Veranstaltung am 2.9.2024 in der Stadtbibliothek praktisch untersucht werden. https://herbert-karl-von-beesten-intel-blog.blogspot.com/2024/08/064-industrie-und-willkommenskultur.html

Der Blick über den Kultur-Zaun

Ich war im August auf Transformationsrecherche im UNESCO Welterbe „Zollverein“ (einer ehemaligen Zeche und Kokerei) und im Ruhrmuseum. Im Jahr 2010 war das der Mittelpunkt der europäischen Kulturhauptstadt Essen mit der Region Ruhrgebiet. Dort werden die Transformationsprozesse der letzten 120 Jahre an Ruhr und Emscher real begreifbar.

Da gab es auch ein stetes Auf und Ab. Das Gebiet boomte schon um 1900. So kamen polnische Arbeiter an die Ruhr. Nach dem Zweiten Weltkrieg haben Gastarbeitergenerationen aus Italien, Spanien, Portugal, Griechenland und der Türkei das westdeutsche „Wirtschaftswunder“ wesentlich mitgetragen. Spätestens ab den 70er Jahren fing der Strukturwechsel an: mit zunehmender Arbeitslosigkeit und der Transformation zur Dienstleistungsgesellschaft. Es ging und geht dabei nicht alles glatt, Probleme sind nicht zu leugnen. In der in Essen präsentierten Rückschau sind auch viele positive Beispiele der Integration und Transformation zu sehen. Vielleicht als deren Ergebnis konnte ich in Essen im Umgang mit den Menschen die erfrischende typische Offenheit der Ruhrgebietler erleben, deren einnehmendes und direktes Wesen. Eine bereits über mehrere Generationen entstandene gelungene Mentalitätskombination aus der ursprünglich westfälischen, zurückhaltenden Sturköpfigkeit mit dem Einfluss vieler Nationen.

Das können auch Perspektiven und Chancen für Magdeburg und Ostdeutschland sein, wenn man von dem Niedergang einiger Ruhrgebietsstädte – für den Gelsenkirchen oft ein Synonym ist – absieht. Magdeburg wird 2025 nicht Kulturhauptstadt, hat aber die Aussicht, zum ostdeutschen Transformationshotspot zu werden. Das könnte auf jeden Fall nachhaltiger wirken, als wenn wir europäische Kulturhauptstadt geworden wären.

 

Was hat Magdeburg mit dem Ruhrgebiet gemeinsam?

Industrielle Verbindungen:

Da gibt es die schon 1855 von Magdeburgern gegründete „Magdeburger Bergwerks AG mit der Zeche Königsgrube“ im heutigen Ortsteil von Herne, Wanne-Eickel. Zum Zeitpunkt der Schließung, Ende der 60er-Jahre, befand sie sich im Besitz des Krupp Konzerns. 

Die „Grusonwerk AG Buckau“ wurde nach dem Ausscheiden von Hermann Gruson 1893 vom Kruppkonzern als „Friedrich Krupp AG Grusonwerk“ übernommen und in der DDR als Schwermaschinenbau-Kombinat „Ernst Thälmann“ (SKET) weitergeführt. Es ist davon auszugehen, dass Hermann Gruson und Alfred Krupp sich persönlich kannten, zumal sie auch ähnliche soziale Ansätze beim Umgang mit ihren Beschäftigten verfolgten.

Brüder im Geiste? Stahlbarone, Innovatoren, auch Waffenproduzenten: Alfred Krupp (1812-1887) und Hermann Gruson (1821 – 1895)

Sport als Integration: Das Ruhrgebiet mit den Erst-, Zweit- und Drittligavereinen ist genauso fußballverrückt wie Magdeburg. Im Magdeburger-Kader haben zwei Drittel der Spieler ausländische Wurzeln: in Europa, Afrika und Asien. „Auf Schalke“ zum Beispiel ist die Quote fast genauso hoch.

Wirtschaftliche existentielle Krisen: Es gab an der Ruhr große Rückschläge und Probleme durch die Schließung aller Zechen und der meisten Stahlwerke, die bis heute andauern (Stichwort Rheinhausen). Magdeburg wurde durch die Folgen der Wende ähnlich, vielleicht sogar noch stärker belastet. belastet. Aber das ist der Blick zurück. Eine aktuelle, gemeinsame Frage könnte werden, wie man die zweifellos entstehenden Herausforderungen der Migration bewältigt. 

Und was hat Intel damit zu tun?

Intel war in den letzten zwei Jahre Auslöser und Prüfstein für das Thema Willkommenskultur. Das gilt auch weiterhin für viele Ebenen (Kulturangebot, Sprachen, Gastronomie, Internationalisierung der Stadtgesellschaft, Wohnungswirtschaft, Betreuung, Bürokratie usw.) wenn die Ansiedlung ein Erfolg werden soll. Selbst wenn sich alles verzögern oder Intel gar absagen sollte, so wird ein anderes großes Unternehmen kommen, das in der Regel international aufgestellt ist. So sind wir gefordert, auf die neuen Mitbürger zuzugehen, damit sie kommen wollen und bleiben.

Fundstück:

Passend zum Thema dieses Beitrages und zur aktuellen Banksy-Ausstellung in der Magdeburger Hyparschale: Die Willkommensmatte von Banksy aus speziellem Material.