Dienstag, 6. Februar 2024

# 040 Ein Winter-Stimmungsbild vom zukünftigen Intel-Ort

Aus der Ruhe kommt die Kraft für die Bewegung

Winterruhe. Ich besuche wie vor einem Jahr (Aufwärtskompatibel? Neue Industriekultur in Magdeburg durch Intel?: # 001 Archäologie vom Ende zum Anfang – Januar 2023 (herbert-karl-von-beesten-intel-blog.blogspot.com) den Intel-Acker, den diesmal der Frost fest im Griff hat. Die Natur, scheinbar im Stillstand, wirkt in dieser Starre noch geduldiger als im milden Januar 2023. Das Gelände entere ich nicht, halte mich an das Verbotsschild: Betreten verboten! Damals markierte es noch nicht die Grenze zu dem Stück Land, das jetzt „High-Tech-Park“ oder kurz HTP werden soll, nicht mehr namens- und abkürzungslos. Eine Abkürzung, quer über das Gelände zur anderen Seite, ist mir, anders als im letzten Sommer, verwehrt. Bei dem jetzigen Feldzustand bleibe ich für mich bei der Bezeichnung „Intel-Acker“, muss doch noch an vielen anderen Stellen geackert werden, damit es zum Eldorado wird, zu einem der Technologie.

 

Fruchtfolge: Zuckerrüben, Kartoffeln, Zwischenfrucht, Hightech

Um später vergleichen zu können, fotografiere ich wie vor einem Jahr den Weg, der in dieses Gebiet führt.

Kaum wiederzuerkennen. Die Sträucher rechts und links des Weges unfrisiert, strubbliger, aber noch da. Der Weg zerfurcht, die Betonplatten im gefrorenen Matsch unter Schneeresten kaum auszumachen. Über ihn muss unterdessen einiges hinweggegangen sein.

Auf dem Acker hat der Frost in Kumpanei mit dem Schnee die Zwischenfrucht die im Herbst eingesät wurde, um dort eine kontrollierte Vegetation ohne Unkräuter zu schaffen zum Wegducken und Einknicken gezwungen. Nur an den Rändern des Ackers ist der Boden schwarzgezogen, breite Streifen ohne Vegetation, eine triste Zwischenzone, damit neue Populationen des Feldhamsters den Intel-Acker nicht besiedeln. Die sollen sich lieber nach außerhalb orientieren. Andernfalls könnten wieder Aussiedlungsmaßnahmen für sie notwendig werden, die vor allem Zeit kosten würden.


Mitten auf dem Acker entdecke ich zwei flüchtende Rehe, die, leichtfüßig über die Zwischenzone hinweg, das Privileg haben, die Kernzone doch zu betreten.

Ein stiller Ort, der im Wandel ruht, während die Transformation im Verborgenen zum Schwung ausholt.


Bodenhaftung

Warum ich immer wieder der Bördeboden-Nostalgie fröne? Wegen meiner Bodenhaftung. Über die Baustelle, die Errichtungsarbeiten, Arbeitsplätze und den Produktionsfortschritt kann ich noch Jahre berichten. Hier, mit beiden Beinen auf dem Ackerboden, spüre ich etwas von der emotionalen Verbundenheit der Magdeburger mit „ihrem“ Bördeboden. Oder will ich als Zugezogener bei den „gelernten Magdeburgern“ Sympathiepunkte sammeln? Sollte ich für sie eine Art neuer Atlantis-Geschichte schreiben die vom versunkenen Zuckerrübenland?

Vom Ackerrand aus sind kaum weitere Bewegungen oder Veränderungen auf dem Intel-Erwartungsland auszumachen. Die Masten der Hochspannungsleitung, die demnächst verlegt werden muss, noch wie angewurzelt. Sie tragen stolz die Leitungen mit ihren harmonischen Auf- und Abschwüngen.

Oder sind das schon die Girlanden für die Abschiedsfeier? Im Sucher des Teleobjektivs finde ich die zentrale Baubude von damals, auch sie einsam und verlassen. Nur der leichte Wind umschmeichelt die STRABAG-Fahne, die lautlos, zögernd, unwillig fast, mitspielt. Ist ja sonst nichts los.


Spur - Kreuzung – Begegnung - Bewegung

Verschneit und zugefroren die hin- und hergeschwungene Traktorspur im Boden der Zwischenzone. Richtung Osten, hinter der Autobahn mit immer rauschender Bewegung, zeigt mir die Dämmerung an, dass sich der Wintertag leise wegschleichen wird.

Auf dem Rückweg muss ich mich an einer Kreuzung entschließen: Wanzleben links, Magdeburg geradeaus oder nach Osterweddingen das gehört zur Samtgemeinde Sülzetal rechts. Ich muss mich für eine Richtung entscheiden und mir fällt auf: Diese drei Orte auf einem Schild. Als Bewegung aufeinander zu? Es geht doch.


Sonntag, 4. Februar 2024

# 039 Intel-Aktien kaufen oder verkaufen? Kleiner Exkurs zur Intel-Aktie

In meinem Beitrag # 028 vom Oktober 2023 habe ich in dem Abschnitt "Chip, Chip Hurra" einen nicht ganz ernst gemeinten Vorschlag gemacht: Die Magdeburger und Magdeburgerinnen sollten sich über Aktien an der Intel Inc. beteiligen, um so auch Nutznießer einer positiven Unternehmensentwicklung zu werden. Deswegen wohl wurde ich neulich um meine Einschätzung der Intel-Aktien gebeten. Nun bin ich kein Börsenexperte, auch kein Intel-Shareholder, aber ich habe mich (aus zweiter Hand!) etwas schlau gemacht, woran ich Sie teilhaben lassen möchte.

 

Kleiner Exkurs zur Intel-Aktie

Eine Intel-Aktie kostet zurzeit 39,230 US$ oder 36,05 € (Abruf 2.2.2024 12:56 Uhr, Quelle www.onvista.de).

Quelle: Screenshot onvista.de 
Einsteigen? Vielleicht ‒ wenn man sich im Aktiengeschäft und in der Branche auskennt. Wenn nicht, sollte man sich lieber an seriöse Börsenfachleute halten.

Aktien der Halbleiterbranche sind volatil, das heißt, besonders in Bezug auf die Aktienkurse unbeständig und sprunghaft. Andererseits gehört die Intel-Aktie zu den so genannten „Blue-Chips“, weil Intel ein Unternehmen ist, das sich durch eine hohe Finanzkraft, gute Wachstumsperspektiven und regelmäßige Dividendenzahlungen auszeichnet. Ein Blick in die Vergangenheit ist interessant.


Was sagten Börsen-Insider 1997 zur Intel-Aktie?

Aus „Börse-Aktuell“ 12/27 vom 06.06.97 – 19.06.97:

Titelblatt Börse aktuell Juni 1997 

„Die Intel-Aktie stand Ende letzter Woche im Brennpunkt der Wall Street. Hintergrund: Das Unternehmen dämpfte die Ertragserwartungen der Analysten für das zweite Quartal des laufenden Jahres. Die Intel-Aktie brach zu Beginn des Handels regelrecht zusammen, verlor auf einen Schlag über 20 Dollar oder 14,5 Prozent. Zum Sitzungsende notierte die Aktie „nur“ noch mit 12 Dollar im Minus. Mehrere Analysten bekannter Brokerhäuser stuften die Aktie von „aggressiv kaufen“ auf „marktdurchschnittlich“ zurück. Die Meinungen über die Zukunft Intels klaffen weit auseinander. Die einen sagen, der neue „K6“-Chip von AMD kann der MMX-Pentium-Technologie Konkurrenz machen, die anderen sind der Meinung, AMD und Cyrix können die Intel-Marktstellung nur unwesentlich beeinflussen. Fazit: Aufgrund dieser hohen Dynamik wird die Intel-Aktie vorerst weiter ohne den vierten Diamanten auskommen müssen. Für mutige Investoren ist die Aktie jedoch nach wie vor ein spannendes Investment.“

 

Und heute: Was sagen Börsen-Insider zur Intel-Aktie?

Aus dem „Stuttgarter Aktienbrief“ 02/2024:

„Intel - Der Abgestufte – Ehemaliger mit Chancen

Ausschnitt "Stuttgarter Aktienbrief"
Februar 2024

Wie bitte? In einer ehemaligen Wachstumsaktie sehen wir gute Chancen auf eine starke Performance? Aber selbst verständlich! Schon bei der Abstufung des Chipkonzerns Intel von vier auf drei Diamanten vergangenen November schrieben wir im Aktienbrief: „Wir trauen dem Halbleiterhersteller die Wende auf jeden Fall zu.“ Bedeutet: Nur, weil wir die Aktie nicht mehr zum Kauf empfehlen, heißt das nicht, dass sie keine Chancen mehr hat. Kurzfristig ist eben alles möglich. Auch, dass eine Aktie wieder anzieht, nach dem wir sie abgestuft haben – ein Leser hat uns deswegen sogar schon mal als „Kontraindikator“ bezeichnet.

Damit keine Irritationen aufkommen: Natürlich bleiben wir bei unserer Meinung, das Intel nicht mehr als stabiles Ruhekissen für die Daueranlage geeignet ist. Aber in so einem kurzen Zeitraum von zwölf Monaten ist alles denkbar, auch, dass die Intel-Aktie weitersteigt. Denn der Konzern investiert derzeit durch den Bau neuer Werke kräftig in die Zukunft (und bekanntlich wird an der Börse die Zukunft gehandelt). Bereits dieses Jahr könnte ein Werk im Bundesstaat Arizona seinen Betrieb aufnehmen. Nicht erledigt ist damit jedoch das Problem, dass Intel derzeit technologisch den Konkurrenten AMD Nvidia und TSMC hinterherläuft. Und das Schlimmste, was passieren könnte, ist, dass die teuer hochgezogenen Chipfabriken nicht ausgelastet werden.“

Der „Stuttgarter Aktienbrief“ empfiehlt also, relativ sicherheitsorientiert, alte Marktführer mit Dividendenwachstum. Da ist das Risiko nicht so hoch wie bei unbekannten Newcomern mit unsicherer Perspektive. Allerdings sind auch die Gewinnchancen geringer. Die Aktien bekommen ein Rating von 1 bis 5 Diamanten. Nur 4 und 5 Diamanten-Aktien sollten gekauft werden. Intel pendelt oft zwischen 3 und 4 Diamanten.

Resümee

Mein kleiner Exkurs soll weder der Kauf noch den Verkauf von Intel-Aktien empfehlen. Die Intel-Aktie ist in den Anlegerdiskussionen schon lange ein Dauerbrenner, und wer sich für sie interessiert, findet im Netz viele Informationen, die auch „volatil“ sind.

Mittwoch, 31. Januar 2024

# 038 Lokale KI-Begegnungen in Magdeburg - Januar 2024

Kann Magdeburg KI?

Wie ich im Blog-Artikel „# 037… da kommt etwas in Bewegung - Januar 2024“ beschrieben habe, wird Magdeburg mit Intel bald einen der globalen Protagonisten der KI-Technologie in seinen Mauern beherbergen.

Das Thema KI ist in aller Munde, in fast allen Köpfen und in der „Magdeburger Volksstimme“ eines der wirtschaftlich-technischen Topthemen der letzten 12 Monate. Das fiel mir auf, weil ich seit Anfang 2023 jede E-Paper-Ausgabe der „Volksstimme“ nach „Intel“ scanne, ja 
durchsuche, und mir dabei auch Artikel, in denen das Wort „Intelligenz“ vorkam, als „Beifang“ ins Netz gingen. Häufig im Kontext mit KI. Interessant war dabei auch, dass „intelligent“, abgekürzt „intel.“, öfter in Kontaktanzeigen zu finden ist. Bei „Sie sucht Ihn“ in der Regel als Anforderung an „Ihn“ ‒ und bei „Er sucht Sie“ als männliche Selbstbeschreibung. Ja, wer ist nicht intelligent? Könnte man es mit natürlicher Intelligenz hinbekommen, dass ER und SIE zueinanderfinden?

KI-Texte und Formulierungen

Zurück zur künstlichen Intelligenz in Magdeburg. Sicher haben viele schon mit Chat GPT experimentiert, um Texte zu erstellen. Das mache ich auch. Allerdings bringt das für diesen Blog wenig bis nichts, außer einer einfachen Rechtschreibkorrektur und schematisch-klischeehaften Formulierungsvorschlägen. Da bevorzuge ich die Vorschläge meines „menschlichen“ Lektors. Für den Transformationsprozess im Rahmen der Intel-Ansiedlung unter Beachtung der Magdeburger Randbedingungen und der nationalen und internationalen Umstände liegt keine ausreichende Datenbasis vor. Vielleicht wird dieser Blog einst Teil einer solchen Datensammlung.

Die beiden Hochschulen in Magdeburg widmen sich mit neuen Berufungen dem Thema KI, oder sollte man „Artificial Intelligence“ sagen? In beiden steckt „Kunst“, und neben den technischen Hard- und Softwareaspekten, der Suche nach Datenbasen, Algorithmen und neuronalen Netzen gibt es, wie an den folgenden Beispielen gezeigt wird, in Magdeburg Kreise, die sich mit dem Thema KI in der „Kunst“ auseinandersetzen.

 

KI-Musikkunst

Im Oktober 2023 wurde in Magdeburg „felicitas - Festival der Künstlichen Intelligenz“ im Gesellschaftshaus veranstaltet (About (felicia-festival.ai), Aufruf: 28.1.24). Organisiert wurde es vom Fachgebiet „Mobile Dialogsysteme“ unter der Leitung von Junior-Professor Dr. Ingo Siegert von der Otto-von-Guericke-Universität und vom Magdeburger Musikverein e. V.  in Kooperation mit der Stadt Magdeburg. Das Besondere daran war, dass hier neben professionellen Musikerinnen, Technikern, Wissenschaftlerinnen, DJs und anderen Künstlern auch interessierte Magdeburger Bürger in Workshops mitmachen konnten, gemeinsam mit den heutigen Möglichkeiten der KI musikalisch experimentierten.

Ich konnte nur das Abschlusskonzert besuchen. Geboten wurde eine Mischung aus Gesang und elektronischer Musik, die in Echtzeit von einer KI-Instanz adaptiert, verändert und in die „natürliche“ Soundumgebung zurückgespielt wurde, ab und zu auch als „KI-Solo“. Die Musik erinnerte mich an die sphärische Musik der Gruppen „Tangerine Dream“ oder „Kraftwerk“ aus den frühen 1970er-Jahren. Die Unterscheidung, welche Musik von den Musikern „natürlich“ erzeugt wurde und welches als KI-Ergebnis beigemischt wurde, war wegen der Gleichzeitigkeit für mich nicht festzustellen. Das war bei der beeindruckenden Gesangsstimme von Franziska Baumann einfacher, weil hier, wie vorher angesagt, die durch KI veränderte Stimme ausschließlich aus den Lautsprechern in den Rückraum kam. Das war anregend für mich und zugleich die Herausforderung, nach dem Sinn dafür zu suchen. Vielleicht rätselte man mit dem Aufkommen der Moog-Synthesizer in den 1960er Jahren auf ähnliche Weise. Ist das Musik? Ist das Kunst?

Zu den Unterstützern und Sponsoren des Festivals zählte auch Intel. Es ist geplant, 2024 eine ähnliche Veranstaltung auf die Bühne zu bringen, um den Magdeburgern wieder künstlerische und wissenschaftliche Perspektiven auf die KI-Musik zu ermöglichen.

 

KI-Kollektiv

Das Fraunhofer Institut IFF im Magdeburger Wissenschaftshafen bietet KI-Interessierten aus allen Kreisen die Mitarbeit in einem KI-Kollektiv (https://www.ki-kollektiv.info/,Aufruf: 28.1.2024). Hier gibt es On- und Offline-Möglichkeiten für Interessierte aus allen Bereichen der Gesellschaft, die sich mit Hilfe der Fraunhofer Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen informieren und beraten lassen möchten. Es geht dabei nicht nur um Chat GPT oder Musik, sondern um mögliche neue KI-Anwendungsfälle im praktischen (Berufs-) Leben. Da die Gruppe offen für alle ist, konnte ich im Kollektiv den Horizont meiner natürlichen Intelligenz auf die künstliche erweitern. Die Kollektivgeister können so selbst die Möglichkeiten und Grenzen der KI ausmachen: Was ist nur Hype, was Gerede? Hat das praktischen Nutzen für mich? Wo lauern Gefahren?

Ich hätte Lust, eine kleine KI-Brigade zu gründen, die sich experimentell einem neuen Literaturgenre widmet. Vom „Creative Writing“ zu „Artificial Writing“? Vielleicht müsste man wie bei der „Augmented Virtual Reality“ auch den Begriff „Augmented Artificial Intelligence“ einführen. Aber wie ich gerade im Internet finde: AAI ist schon ein alter Hut. Kenneth Goldsmith muss sein Buch „Uncreative Writing“ (Verlag Matthes & Seitz Berlin, Deutsche Ausgabe 2017, englisches Original 2011) in einigen Passagen überarbeiten.

 

KI-Theater

gab es auch im Schauspielhaus an der Magdeburger Otto-von Guericke-Straße. Im Januar 2024 war die vorläufig letzte Aufführung von „Das Leben ist ein Traum“. Der Klassiker des spanischen Dramatikers Pedro Calderón, 1635 in Madrid uraufgeführt und seitdem in vielen Inszenierungen bis heute lebendig geblieben, verhandelt wichtige Menschheitsfragen: Was macht uns aus? Was ist der freie Wille? Was ist Schicksal?

Die Frage „Welche Rolle spielt heute dabei die KI?“, haben sich auch die Theatermacher und Macherinnen gestellt haben. Ich war sehr gespannt auf die Vorstellung und die Antworten.

Meine Befürchtung, den Klassiker als moralinsaures Stück präsentiert zu bekommen, mit naheliegenden Klischees und Metaphern, wurde zum Glück nicht bestätigt. Die gelungene, kurzweilige Mischung aus Ernst und Humor entlang der ursprünglichen  Stückstruktur wurde auch überregional sehr positiv bewertet (Das Leben ein Traum – Theater Magdeburg – Das neue Leitungsteam holt Calderóns Text mit KI und klugem Klamauk ins Hier und Jetzt (nachtkritik.de, Aufruf: 28.1.2024). Die Inszenierung von Clara Weyde (Regie), Bastian Lomsché (Stückfassung und Dramaturgie) und Clemens Leander (Kostüme) zeigte, wie das Thema KI die Gesellschaft berührt, und wie nicht. Zum Schluss beantwortet der „KI-Geist“ im Körper des Homunkulus die Fragen kurz und bündig: „Bleibt menschlich, macht Fehler!“

Nach der Vorstellung gab es eine Gesprächsrunde mit Publikumsbeteiligung. Auf dem Podium saßen Professor Ingo Siegert und Matthias Busch von der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg (vom oben beschriebenen Projekt „felicitas“) sowie Bastian Lomsché, der Dramaturg des Stückes, der übrigens auch bei den „felicitas-Beteiligten“ aufgeführt war. Für mich schloss sich der Kreis, als klar wurde, dass die KI-Experten der Uni auch beratend an der Theaterstückentwicklung beteiligt gewesen waren.

Da die beiden Wissenschaftler auf KI-Anwendungen von Tönen und Stimmen spezialisiert sind, wurden dazu Live-Demonstrationen durchgeführt: Ein Schauspieler und eine Schauspielerin spielten eine kurze Szene aus „Das Leben ist ein Traum“. Mittels KI-Laptop wurden ihre Stimmen gesampelt, verändert und wieder abgespielt, so dass zum Beispiel die Schauspielerstimme ins Englische automatisch übersetzt und zugleich mit der Stimme vom Mel Gibson wieder abgespielt wurde. Jemand aus dem Publikum merkte an, dass es nicht ganz fehlerfrei wäre, ein deutscher Akzent sei noch zu hören. No AI Buddy is perfect! Oder menschelt KI?

Es folgten noch spontan noch weitere Experimente mit den Stimmen einzelner Zuschauerinnen. Das Publikumsinteresse war groß und es ergaben sich noch interessante Diskussionen und Fragen. So zum Beispiel, ob Betrüger mit KI die Enkeltricks am Telefon noch perfekter gestalten könnten. Können sie noch nicht.


Mein Fazit zu den Blogbeiträgen # 037 und # 038: 

Intels AI-chips act global – MD denkt KI lokal

# 037 … da kommt etwas in Bewegung – Januar 2024

Las Vegas, Davos, Magdeburg und KI

Magdeburg mit Intel – oder sollte man besser sagen: Intel mit Magdeburg? – bewegt, treibt weltweit das Branchenthema „1,5 Nanometer-Technologie“ oder „18 Å“ (Ångstström), wie es bei Intel heißt. So in Las Vegas auf der CES, der Consumer Electronics Show, das ist die weltgrößte Elektronikmesse, und in Davos auf dem WEF, dem World Economic Forum. In Magdeburg soll demnach die weltweit erste Chip-Produktion in der 1,5 Nanometer-Technologie zum Einsatz kommen. Das hat auch in vielen internationalen Internetforen über die Halbleitertechnologie Aufmerksamkeit erzeugt, in denen die Umsetzung dieser Strategie vom Intel CEO Pat Gelsinger überwiegend positiv bewertet wird. Gleichzeitig sprang Intel Ende 2023 mit der Präsentation des Intel Xeon der 5. Generation“, eine für die KI optimierte CPU (Prozessor), auf den KI-Zug auf und pusht mit der geplanten Produktpalette, dem „AI ecosystem“ zu Deutsch „Öko-System“ global das Tempo der KI-Bewegung. Mit „Öko“ ist die wirtschaftliche Ökonomie gemeint.

Quelle: LinkedIn - Pat Gelsinger Abruf 31.1.24

Es sei ihm ein Vergnügen gewesen, schreibt Pat Gelsinger auf LinkedIn, mit Klaus Schwab auf dem World-Economic-Forum die Wechselbeziehung zwischen Chips und KI zu diskutieren, über die Bedeutung des verantwortungsvollen Umgangs mit Technologie und darüber, wie die Intel Corporation weltverändernde Technologien entwickelt, um das Leben aller Menschen auf dem Planeten zu verbessern.

Kaum zu glauben, wird sich so mancher, gerade nicht zu euphorischem Optimismus neigende Magdeburger denken. Verständlich, das ist schon ein recht anspruchsvoller Vorsatz vom Intel CEO und sollte daran erinnern, dass nicht alle Probleme der Menschheit von Chips und KI gelöst werden können.

 

Moore‘s Law is moving

Intel kommt in Bewegung durch die Aufholjagd im  Wettbewerb: Mit der Präsentation der Roadmap „5N4Y-Plans“ (5 Nodes in 4 Years) für eigene Produkte und einem Foundry-Event im Februar 2024 will Intel sich bei potenziellen Kunden auch als Fertigungsdienstleister für Chips anbieten, die nicht von Intel konzipiert, designt und vermarktet werden. (Was kommt nach Intel 18A?: Neue Roadmaps für die Intel-Fertigung am 21. Februar - ComputerBase  Aufruf: 28.1.2024) Ich vermute, 
Quelle: computerbase.de Abruf 31.1.24
dass durch die Produktstrategie und das Event Weichen für die langfristige Auslastung der Magdeburger Chip-Fabs gestellt werden könnten. Das Tempo der geplanten Intel-Entwicklung nähert sich so wieder dem „Mooreschem Gesetz“ des Intel-Mitgründers Gordon Moore an, der schon in den 1960er-Jahren prognostizierte, dass sich die Integrationsdichte im Zeitraum von jeweils 2 Jahren vordoppeln werde. Ob Intel damit NVIDIAs Dominanz im KI-Chip-Markt Paroli bieten kann, wird sich zeigen.

 

Bewegung beim Personal

Hat Intel auch im Laufe 2023 in den Vereinigten Staaten im Rahmen eines Kostensenkungsprogramms ca. 700 Stellen abgebaut (nach https://www.smbom.com/news/13010

Quelle: MDR.de Aufruf 31.1.24

, Aufruf:  28.1.2024), wird dafür intensiv das internationale Recruiting nach qualifizierten Halbleiter-Fachleuten für Magdeburg betrieben. So äußerte sich Mila Wilson, von Intel in München, sie ist ausschließlich zuständig für die Personalbeschaffung in Magdeburg, schon Ende September 2023 mir gegenüber. Auf LinkedIn.com mehren sich die internationalen Ausschreibungen, explizit für den Standort Magdeburg. Auch im Ausbildungsbereich sollen ab September 2024 bis zu 20 Mikrotechnologen in Magdeburg von Intel ausgebildet werden. Ein Teil der Ausbildungen wird in ausländischen Intel-Werken erfolgen.


Erdbewegungen

„Wohin mit 80.000 Lkw -Ladungen Bördeboden?“, fragt die HTP, die HighTech Park GmbH des Landes Sachsen-Anhalt, die neuerdings für die Erschließung des Intel-Ansiedlungsareals zuständig ist, in der „Volksstimme“ und bittet um Vorschläge. Ich war vor einem Jahr in meinem Blog-Beitrag (# 001 Archäologie vom Ende zum Anfang – Januar 2023) mit meiner Hochrechnung auf eine ähnliche Größenordnung gekommen. Sollte das Abfahren des Bodens, wie zu hören war, innerhalb eines Vierteljahres bewerkstelligt werden müssen, wären das pro Arbeitstag circa 1.200 LKW-Ladungen. Für das Wohin hatte ich schon in meinem Blogbeitrag ( # 030 Intel-November 2023 - Pläne - Das Urteil - A oder B einen (nicht so ernst gemeinten) Vorschlag gemacht, nämlich den  einer Aufschüttung zu einer Börde-Pyramide.

 

Langsame Bewegung

So kommt die HTP – vorerst ausgestattet mit 250 Millionen Euro aus dem Landeshaushalt – langsam in Bewegung, hat man doch durch das nicht gelungene Miteinander der Partner Magdeburg, Sülzetal und Wanzleben wertvolle Zeit verloren. Wie die Abgrenzung der HTP GmbH gegenüber Magdeburg aussieht, erschließt sich mir noch nicht. Welche Verpflichtungen, denen Magdeburg bislang nachkam, werden von der HTP übernommen? Welche Kosten werden von wem übernommen? War das der Grund, dass mir bei der Verfolgung der Haushaltsaufstellungen für 2024 im Magdeburger Stadtrat immer wieder ein Posten „Intel“ auffiel, der zunächst zurückgestellt werden sollte? *)

*) Nachtrag am 1.2.2024: Es handelt sich um den "Deckungskreis HTP", der über mehrere Jahre mit Ein- und Ausgaben, z.B. für Grundstückskäufe und Verkäufe, ausgeglichen sein soll (plus/minus "Null"), so dass es die "normalen" Jahreshaushalte der Stadt nicht betrifft. 

(Danke für die Klarstellung: Mirko Stage, Stadtrat future! Magdeburg und Vorsitzender des Ausschusses für Stadtentwicklung, Bauen und Verkehr.)

 

Noch keine Bewegung

ist bei der Offenlegung von Fakten und Daten erkennbar, die eine Einschätzung von außen bezüglich der Ressourcenverbräuche sowie Ver- und Entsorgung und konkreter Bauplanungen zulassen. Das ist aus meiner Sicht noch ein „Closed Shop“. Das gilt nach meinem Eindruck nicht nur für Intel, sondern auch in Richtung Stadtrat und Verwaltung. Es müssten aber, sollte der Baubeginn noch in 2024 erfolgen, mit den öffentlichen Auslegungen
**) und Umweltverträglichkeitsprüfungen (UVP) in den nächsten Monaten Nägel mit Köpfen gemacht werden. Immerhin ist bislang von allen Beteiligten eine hohe Transparenz versprochen worden.

**) Nachtrag 1.2.2024: Die öffentliche Auslegung des Entwurfs des Bebauungsplanes Nr. 353-2 "Eulenberg" fand in der Zeit vom 10. Januar 2022 bis einschließlich 9. Februar 2022 statt. Umweltbericht, Baugrundvoruntersuchung, faunistische Untersuchung, Schallgutachten, verkehrstechnische Untersuchung und Ähnliches liegen vor und waren Bestandteil der Auslegung. Der Bebauungsplan wurde in öffentlichen Sitzungen vom Ausschuss für Umwelt und Energie am 24.05.2022 empfohlen, vom Ausschuss für Stadtentwicklung, Bauen und Verkehr am 02.06.2022 empfohlen und vom Stadtrat am 09.06.2022 beschlossen.
(Danke für die Klarstellung: Mirko Stage, Stadtrat future! Magdeburg und Vorsitzender des Ausschusses für Stadtentwicklung, Bauen und Verkehr.)

Gegenbewegung

Aufgeschreckt durch die Enthüllungen des Recherchenetzwerkes CORRECTIV über ein ungeheuerliches rechtsradikales Treffen in Potsdam im November 2023 (Geheimplan gegen Deutschland (correctiv.org), Aufruf: 28.1.2024) stellt sich nicht erst seitdem die Frage, wie das auf ausländische und Menschen jüdischen Glaubens wirkt, die in Magdeburg leben und auf die, die noch kommen werden, um die Magdeburger Chip-Fabs aufzubauen und zu betreiben. Ich vermute, dass Bewerber und Bewerberinnen beim Lesen der internationalen Stellenausschreibungen für Magdeburg zweimal überlegen, ob Magdeburg tatsächlich für sie ein Willkommensort ist.



Quelle www.einestadtfueralle.info Aufruf 31.1.24

Kann die aktuelle bundesweite Bewegung von Millionen Menschen gegen die rechtspopulistischen Tendenzen ein positives Zeichen setzen? Hoffnung macht die gutbesuchte, gerade abgelaufene jährliche Magdeburger Aktion „Eine Stadt für alle“ vom 15. bis 27. Januar 2024 mit vielen kleinen und großen Veranstaltungen und Demonstrationen. Kann diese Gegenbewegung weiter aufrechterhalten werden? Die Aufmärsche der Rechten anlässlich des Gedenktages am 16. Januar (Bombardierung und Zerstörung Magdeburgs am 16. Januar 1945) konnten seit einigen Jahren durch das Engagement der Magdeburger und Magdeburgerinnen verhindert werden. Wie Potsdam gezeigt hat, müssen den Rechten weiter Grenzen gesetzt werden.