Transformation – der erste Schritt wird sichtbar
„Wie man so hört“, sagt man, soll der erste
Spatenstich auf dem Bördeacker für die Intel-Ansiedlung in einigen Monaten mit
einem großen Event zelebriert werden. So steht auf diesem Stück Land der
nächste, erstmals klar sichtbare Transformationsschritt bevor.
Magdeburg, „Stadt der Verwaltung und Wissenschaft“, erweitert
sich auf dem Bördeacker zu einem großen Hightech-Produktionsstandort. So
verdrängt dort künftig der KI-Protagonist Intel die heutige Agrarindustrie, wo
bis vor siebzig, achtzig Jahren die Bauern in kleinteiliger Landwirtschaft noch
nach Bauernregeln und dem Hundertjährigen-Kalender gelebt haben.
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Symbolbild Spatenstich - Bild: Herbert Beesten und KI |
Bauernregeln und KI – geht das zusammen?
Die Bauernregeln für das Wetter, von dem die
Landwirtschaft besonders abhängig war, basieren auf Beobachtungen über viele
Generationen hinweg. Im März, dem Übergang vom Winter in die Vegetationsphase, in
die Zeit des Säens, weisen erfahrungsgemäß bestimmte Wetterphänomene auf die
Wetter- und Klimabedingungen bis in den Herbst, die Erntezeit, hin.
Für Wetterprognosen wird in Forschungsprojekten auch
mit KI experimentiert. Beide, KI und die Bauernregeln, basieren auf vielen
Informationen. In einem Fall auf jahrhundertlanger Beobachtung der bäuerlichen
Landbevölkerung, im anderen auf Hunderten, vielleicht auch auf Tausenden
Gigabyte Daten aus Wetter- und Klimamodellen. Das eine basiert auf neuronalen Netzen
im menschlichen Gehirn, das andere auf künstlichen, mit Software nachempfundenen
neuronalen Netzen.
Was liegt also näher, als mit Bauernregeln auf das bislang
landwirtschaftlich, aber zukünftig von einem der weltweit größten
KI-Protagonisten genutzte Areal zu schauen und auch Bauernregeln einem
Transformationsprozess zu unterziehen?
Damit man früher die Wetterbeobachtung an bestimmten
„Stichtagen“ nicht verpasste, wurden Namenstage – also Tage im kirchlichen Kalender,
an denen bestimmte Heilige besonders verehrt wurden – als „Trigger“ verwendet. Man
brachte die Namen der Heiligen oft in Reimform mit den Wetterereignissen zusammen.
So konnte man sie sich besser einprägen.
März-Events und Weichenstellung
So habe ich meine Märzbeobachtungen in Sachen Intel, anders
als in meinem Beitrag aus dem März 2023 (Aufwärtskompatibel?
Neue Industriekultur in Magdeburg durch Intel?: # 008 Im Märzen der Bauer … ein
Fließtext aus 2023 (herbert-karl-von-beesten-intel-blog.blogspot.com), mit Bauernregeln zusammenzubringen versucht ,
um daraus eine Prognose für den weiteren Verlauf der Intel-Ansiedlung abzuleiten.
Am 13. März 2024 fand der „Zukunftstag BVMW“, also des
Bundesverbandes Mittelständische Wirtschaft, in der Magdeburger Johannis-Kirche
statt. Ein Bekannter, der daran teilgenommen hat, berichtete mir:
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Bild: BVMW - LinkedIn-Seite |
Es wurde diskutiert, inwieweit die
mittelständische Wirtschaft in der Magdeburger Region vor allem bei der
Fachkräftebeschaffung gegenüber Intel das Nachsehen haben könnte. Der Vorsitzende
des BVMW, Christoph Ahlhaus, die Magdeburger Wirtschaftsbeigeordnete Sandra-Yvonne
Stieger und der Direktor der Arbeitsagentur Magdeburg, Matthias Kaschte,
zeigten Perspektiven auf, wie Fachkräftebeschaffung nebeneinander möglich sein kann,
wobei sie auch unabhängig von der Intel-Ansiedlung schwieriger werden wird. Es
wird ein stärkerer Wettbewerb um Fachkräfte entstehen, dem sich auch die
mittelständische Wirtschaft stellen muss. Es wurde deutlich, dass Intel
überregional und international Ausschau hält. Unter Bauern könnte man sagen: „Das
Gras beim Nachbarn ist immer grüner.“
Vom 11. bis zum 15. März veranstaltete die Microtec Academy in
der Handwerkskammer Magdeburg das Seminarprogramm „Einführung in die
Fertigungs- und Prozesstechnologien der Halbleitertechnik“. Das war zugleich
die Einstiegsveranstaltung der Uni Magdeburg in die überregionale und überbetriebliche
Berufsbildungsakademie, speziell für die Mikro- und Nanotechnologien. Ich konnte
am 14. März einen interessanten, auf Deutsch gehaltenen Vortrag, der
Intel-Mitarbeiter Werner Ertle und Peter Baumgartner mit dem Titel „The world
of semiconductor“ verfolgen. Die Überschrift hörte sich zwar allgemein an, es war
aber keine Marketingveranstaltung, sondern es wurden realistisch (man war unter
Fachleuten) viele Details erläutert, und man verwies auf die hohen Ansprüche,
Möglichkeiten, aber auch Grenzen und Probleme der Halbleiterfertigung. Zum Teil
auch mit Bezug auf die Pläne für Magdeburg. Natürlich wurde das Moore’sche
Gesetz als „Chip-Bauer-Regel“ zitiert, aber Gordon Moore (noch) nicht in den
Himmel gehoben.
In der Pause traf ich Giulia Bolognesi
(Aufwärtskompatibel?
Neue Industriekultur in Magdeburg durch Intel?: # 043 Giulia und Latte
macchiato am Hassel, EDTA bei Intel
(herbert-karl-von-beesten-intel-blog.blogspot.com) und auch Jörg Vierhaus (Aufwärtskompatibel?
Neue Industriekultur in Magdeburg durch Intel?: # 026 Artikel über Partikel aus
der Grauzone im September 2023
(herbert-karl-von-beesten-intel-blog.blogspot.com) wieder.
Beim Lunch am Stehtisch waren, neben
Peter Baumgartner von Intel, ein weiterer Referent des Seminars, Gerfried
Zwicker, vom Fraunhofer-Institut für Siliziumtechnologie in Itzehoe, sowie zwei
junge Frauen aus süddeutschen Chip-Zulieferbetrieben meine Gesprächspartner.
Meine spontane Frage an eine der jungen Damen, ob sie sich demnächst einen Job
bei Intel in Magdeburg vorstellen könnte, beantwortet sie freiweg mit: „Auf
jeden Fall!“ Gerfried Zwicker konnte ich mit der Vermittlung eines Kontaktes zu
einer Human-Resources-Ansprechpartnerin bei Intel helfen, weil er einen taiwanesischen
Doktoranden betreut, der einen Job in der Halbleiterindustrie sucht. Ich wies
auch auf die aktuellen und sich in letzter Zeit häufenden Stellenanzeigen bei
LinkedIn und XING hin, mit denen Intel Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen weltweit
schon jetzt für den Standort Magdeburg gesucht werden. Die strategische Personalsuche
für Magdeburg setzt bei Intel also schon frühzeitig ein.
Die Bauernregel am 15. März, am Ende der Veranstaltung: „Lukretia feucht,
Kornsäcke leicht.“ Da das Wetter an diesem Tag sonnig und trocken war, müssten
also perspektivisch die Säcke der Chip-Bauer schwer werden.
Am 22. April 2024 endet*) die öffentliche Auslege- und Einspruchsfrist zum Intel-Bauvorhaben „Errichtung
einer Halbleiterfabrik“. Für den 21. März lautet die Bauernregel: „Soll das
Korn gar üppig stehen, soll man es an St. Benedikt säen.“ Dann schauen wir
doch mal, wie die Saat am 29. Mai 2024 bei der öffentlichen Verhandlung von
Einsprüchen in der Magdeburger Johannis-Kirche aufgeht. Auch hier hilft eine
Bauernregel: „Mai kühl und nass, füllt's dem Bauern Scheun und Fass.“ Ja,
Wasser ist wichtig!
Eine Regel für den Chip-Bauer könnte heißen: „Sind
der Einsprüche nicht zu viel, so ist dann Intel bald am Ziel.“
Am 25. März 2024 fand im
Rahmen der Vortragsreihe „Wissenschaft im Rathaus" die Veranstaltung „Intel
und die Magdeburger Hochschullandschaft“ statt.
Tino Grosche moderierte ein Gespräch mit der Rektorin der Hochschule
Magdeburg-Stendal, Prof. Dr. Manuela Schwartz, und dem Rektor der Otto-von-Guericke-Universität
Magdeburg, Prof. Dr.-Ing. Jens Strackeljan. Die Veranstaltung war gut besucht, 80
bis 90 Personen, und wenn ich mich umschaute, war es eine bunte „Besuchermischung“.
Es gab eine Menge Fragen aus dem Publikum. Es überraschte nicht, dass der
Rektor und die Rektorin die Ansiedlung insgesamt positiv sehen und davon
ausgehen, dass alles glatt läuft. Die Rekrutierung von qualifiziertem Personal
wird als die größte Herausforderung gesehen, die die Hochschulen nicht allein
bewältigen können. Meine Frage, wie die notwendige Transformationsfähigkeit der
Magdeburger gesehen wird, wurde von der Rektorin sinngemäß so beantwortet: Das
könnte in zwei Phasen geschehen. Einmal durch Toleranz und Verständnis bei der unmittelbar
anstehenden Errichtung der Fabriken mit Baustellen und Verkehr sowie Angebote
an das internationale Baustellenpersonal. Zum anderen, in der zweiten Phase,
wenn die Fabrik steht, mit der notwendigen Entwicklung einer internationalen Willkommenskultur.
Zugleich wurde klar, dass die Hochschulen von Intel „nichts geschenkt
bekommen“, dass also Gegenleistungen erwartet werden. Die Investition in die
Ausbildung von Mikrotechnologen, z. B. für das Lehrpersonal, auch viele Millionen
Euro für Gebäude mit einem großen Reinraum, muss wesentlich von der Uni, sprich
aus den Landeskassen von Sachsen-Anhalt erbracht werden.
„Kann das Projekt noch scheitern?“, fragte eine
ältere Dame aus dem Publikum. Wenn das geschähe, dann wäre Magdeburg als großer
Industrieproduktionsstandort auf Jahrzehnte „verbrannt“. Von der Erwartung, dass
Magdeburg einmal 300.000 Einwohner haben könnte, müsste man sich dann verabschieden,
meinte der Rektor.
Die Bauernregel
für diesen hellen und klaren 25. März klingt für das Intel-Projekt
hoffnungsvoll: „Mariä Verkündigung hell und klar, ist ein Segen fürs ganze Jahr.“
Also schließen wir uns den optimistischen Äußerungen der beiden Hochschulvertreter
an, die sie am Anfang der Veranstaltung äußerten.
Welches Werkzeug ist das richtige für den
ersten Spatenstich?
Der erste Spatenstich für die Intel-Ansiedlung sollte
natürlich stilvoll, dem Bördeacker angemessen, mit einem Rübenspaten oder.
einem Rübenheber vollzogen werden. Das ist ein spezielles Werkzeug, mit dem
früher die Bauern in der Börde die Zuckerrüben einzeln aus dem Boden heben
konnte. Diese Werkzeuge gab es für Rechts-, Links- oder Beidfüßler, so dass
sich die Politiker und Politikerinnen die richtigen Rübenspaten entsprechend
ihren politischen Orientierungen aussuchen könnten.
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Rübenspaten und Rübenheber - www.alltagskulturen.lvr.de |
Wann ist der richtige Zeitpunkt für
den ersten Spatenstich?
Mit meiner Chip-Bauer-Regel nach vorn
schauen: „Sind Magdeburg und Umland im April und Mai sich einig, wird der
Weg zur Silicon-Börde nicht weit, nicht steinig.“
Nach den
eingereichten, öffentlichen Unterlagen für die Teilgenehmigung soll ab dem 1.
Juni der Bau beginnen, also ist im Juni der offizielle „Erste Spatenstich“ zu
erwarten. Aber an welchem Tag? Welche Bauernregel sollte zur Anwendung kommen,
um der Sache einen gesegneten Verlauf zu verschaffen?
Die Lösung in zwei Schritten: Mittels
KI sollte eine Wetterprognose für den Juni erstellt werden und in einem zweiten
Schritt sollte das mit Bauernregeln korreliert werden.
Alte Bauernregeln für den Juni
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13.
Juni: „Wenn an St. Anton gut Wetter lacht, St. Peter viel Wasser
macht."
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15.
Juni: „Hat St. Veit starken Regen, bringt er unermesslichen Segen.“
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20.
Juni: „Hat Margarete keinen Sonnenschein, dann kommt das Heu nie trocken
ein.“
·
24.
Juni: „Regnet es am Johannistag, regnet es noch 14 Tag."
·
29.
Juni: „Peter und Paul hell und klar, bringt ein gutes Jahr.“
Ein guter
Zeitpunkt wäre zwischen St. Anton und St. Veit, also der 14. Juni, der „Basilius-Tag“,
weil sowohl bei lachender Sonne am 13. Juni als auch bei Regenwetter am 15.
Juni die Auswirkungen in den Bauernregeln jeweils positiv beschrieben werden.
Außerdem hat einer der voraussichtlichen Spatenstecher, Kanzler Olaf Scholz, am
14. Juni Geburtstag, Intel-CEO Pat Gelsinger, dessen zweiter Vorname Paul ist, der
am 13. Juni gefeiert wird. Das alles könnte man mit „Reiner“ kombinieren, dem Namenstag
unseres Ministerpräsidenten am 17. Juni.
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St.Basilius - Bild: Wikipedia |
Basilius
(330 - 379) auch „der Königliche oder der Große“ genannt, ist ein wichtiger
Heiliger und hat auch zu seiner Zeit Transformationsprozesse vorangetrieben
(siehe auch Basilius
der Große – Wikipedia). Damit ist er ein guter Patron für diesen Tag.
Neue Chip-Bauer-Regeln zum
Basilius-Tag
Alles konzentriert sich auf die Zeit
um den Basilius-Tag, also den 14. Juni. So möchte ich, damit alles gut läuft, für
diesen Tag einige neue innovative Chip-Bauern-Regeln zur Auswahl stellen:
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Regnet‘s auf Basilius,
wird‘s für den Chip-Bauer ein Genuss.
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Ist‘s Wetter auch
beim Spatenstich rau, stört‘s nicht den Semiconductor-Bau.
·
Scheint zu
Basilius die Sonne auf den Spaten, kann der Chip-Bauer durchstarten.
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Bringt zu Basilius
Olaf Millionius zum Pat-Paulinius,
Bördebezwinger Gelsinger,
wird zum Chip-Fab-Bringer.
·
Der Landesvater
Reiner, präsidial wie keiner
hält Reden, groß
wie Basilius,
schippt
Bördeboden, mit Genuss,
lässt sich loben,
preisen, schlägt im Boden Schneisen.
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Erster
Spatenstich bei Strich-Regen? Werter Basilius, bring trotzdem Chip-Segen!
Vielleicht wird noch später im
Hundertjährigen Intel-Kalender der Spatenstichtag nur rot angestrichen? Denn
bis zu einem St.-Gelsinger-Day oder einen St.-Simone- oder gar einem St. Olaf-Tag
– das ist ein weiter und harter Weg. Und wer will in Zeiten des Klimawandels
schon wetterprognostische Regeln aufstellen?
Obwohl… wenn das von Pat Gelsinger
formulierte Ziel, dass die Intel Corporation weltverändernde Technologien
entwickelt, um das Leben aller Menschen auf dem Planeten zu verbessern,
erreicht wird, dann wird er sich der Aufnahme in höhere Sphären wohl kaum
entziehen können.
*) Am 6.4.24 korrigiert: Irrtümlich stand hier der 22. März 2024