Donnerstag, 4. April 2024

# 048 Bad news are good news – Die Intel-Zahlen

„Rote Zahlen bei Intel – US-Chipriese weist Milliarden Verlust aus.“

So titelte die Magdeburger „Volksstimme“ am 4. April 2024 auf Seite 1.

Normalerweise reagiere ich hier im Blog nicht auf Tagesereignisse, sondern möchte losgelöst, vom Tagesgeschäft, gelassen, meine spezielle Betrachtungen durchführen. Allerdings bin ich als „vermeintlicher Intel-Experte“ von einigen Menschen angesprochen worden, die auch von ähnlichen Artikeln in der internationalen Finanzpresse aufgeschreckt wurden. Was hat das für Intel-Magdeburg zu bedeuten?  Spekulationen gehen um.

So spiele ich als Börsenlaie ein bisschen Fakten-Check:

  • Die genannten Zahlen beziehen sich auf operative Verluste aus den Jahren 2023 und früher in einem Teilbereich von Intel, dem sogenannten Foundry. Dabei handelt es sich nicht um die Fertigung von eigenen Intel-Chips (Produkten), sondern um die Produktion für andere Kunden als Dienstleistung.
  • In den Jahren bis 2023 hat Intel durch andere Leistungen diese Verluste immer mehr als ausgeglichen und insgesamt immer Gewinne in Milliardenhöhe ausgewiesen sowie ähnlich hohe Dividenden gezahlt.
  • Die Aufteilung nach Bereichen ist im Nachhinein aufgeschlüsselt worden, da in den nächsten Jahren der Foundry-Bereich ausgebaut und zu einem festen Standbein für Intel werden soll. So können auch Außenstehende (z. B. Aktionäre) transparent die Entwicklung dieses zukünftig wichtigeren Bereiches besser verfolgen und beurteilen.

Meine Einschätzung:

Intel wird, wie seit seiner Gründung auch voraussichtlich als Gesamtergebnis, insbesondere durch den KI-Trend mit eigenen Intel-Chips und Software, weiter schwarze Zahlen schreiben. Durch den Ausbau des bisherigen defizitären Foundry-Bereiches sollen ab 2028/2030 zusätzliche Gewinne erwirtschaftet werden. Es ist zu vermuten, dass daran möglicherweise Intel-Magdeburg einen besonderen Anteil haben könnte.

Links dazu:

Gewinn von Intel bis 2023 | Statista

Intel Prognose 2024 & Kursziel von Analysten (aktien.guide)

Thema „Intel-Aktie“ auch hier im Blog zu finden unter:

https://herbert-karl-von-beesten-intel-blog.blogspot.com/2023/12/25-ein-gastbeitrag-von-dr-franz-will.html

https://herbert-karl-von-beesten-intel-blog.blogspot.com/2024/02/039-intel-aktien-kaufen-oder-verkaufen.html

https://herbert-karl-von-beesten-intel-blog.blogspot.com/2023/12/034-die-bescherung-im-dezember-2023.html



Sonntag, 31. März 2024

# 047 - Bauernregeln und KI – Im Märzen der Chip-Bauer den Spatenstich einplant … zu Basilius?

Transformation – der erste Schritt wird sichtbar

„Wie man so hört“, sagt man, soll der erste Spatenstich auf dem Bördeacker für die Intel-Ansiedlung in einigen Monaten mit einem großen Event zelebriert werden. So steht auf diesem Stück Land der nächste, erstmals klar sichtbare Transformationsschritt bevor.

Magdeburg, „Stadt der Verwaltung und Wissenschaft“, erweitert sich auf dem Bördeacker zu einem großen Hightech-Produktionsstandort. So verdrängt dort künftig der KI-Protagonist Intel die heutige Agrarindustrie, wo bis vor siebzig, achtzig Jahren die Bauern in kleinteiliger Landwirtschaft noch nach Bauernregeln und dem Hundertjährigen-Kalender gelebt haben.

Symbolbild Spatenstich - Bild: Herbert Beesten und KI 

Bauernregeln und KI – geht das zusammen?

Die Bauernregeln für das Wetter, von dem die Landwirtschaft besonders abhängig war, basieren auf Beobachtungen über viele Generationen hinweg. Im März, dem Übergang vom Winter in die Vegetationsphase, in die Zeit des Säens, weisen erfahrungsgemäß bestimmte Wetterphänomene auf die Wetter- und Klimabedingungen bis in den Herbst, die Erntezeit, hin.

Für Wetterprognosen wird in Forschungsprojekten auch mit KI experimentiert. Beide, KI und die Bauernregeln, basieren auf vielen Informationen. In einem Fall auf jahrhundertlanger Beobachtung der bäuerlichen Landbevölkerung, im anderen auf Hunderten, vielleicht auch auf Tausenden Gigabyte Daten aus Wetter- und Klimamodellen. Das eine basiert auf neuronalen Netzen im menschlichen Gehirn, das andere auf künstlichen, mit Software nachempfundenen neuronalen Netzen.

Was liegt also näher, als mit Bauernregeln auf das bislang landwirtschaftlich, aber zukünftig von einem der weltweit größten KI-Protagonisten genutzte Areal zu schauen und auch Bauernregeln einem Transformationsprozess zu unterziehen?

Damit man früher die Wetterbeobachtung an bestimmten „Stichtagen“ nicht verpasste, wurden Namenstage – also Tage im kirchlichen Kalender, an denen bestimmte Heilige besonders verehrt wurden – als „Trigger“ verwendet. Man brachte die Namen der Heiligen oft in Reimform mit den Wetterereignissen zusammen. So konnte man sie sich besser einprägen.

 

März-Events und Weichenstellung

So habe ich meine Märzbeobachtungen in Sachen Intel, anders als in meinem Beitrag aus dem März 2023 (Aufwärtskompatibel? Neue Industriekultur in Magdeburg durch Intel?: # 008 Im Märzen der Bauer … ein Fließtext aus 2023 (herbert-karl-von-beesten-intel-blog.blogspot.com),  mit Bauernregeln zusammenzubringen versucht , um daraus eine Prognose für den weiteren Verlauf der Intel-Ansiedlung abzuleiten.

Am 13. März 2024 fand der „Zukunftstag BVMW“, also des Bundesverbandes Mittelständische Wirtschaft, in der Magdeburger Johannis-Kirche statt. Ein Bekannter, der daran teilgenommen hat, berichtete mir:

Bild: BVMW - LinkedIn-Seite

Es wurde diskutiert, inwieweit die mittelständische Wirtschaft in der Magdeburger Region vor allem bei der Fachkräftebeschaffung gegenüber Intel das Nachsehen haben könnte. Der Vorsitzende des BVMW, Christoph Ahlhaus, die Magdeburger Wirtschaftsbeigeordnete Sandra-Yvonne Stieger und der Direktor der Arbeitsagentur Magdeburg, Matthias Kaschte, zeigten Perspektiven auf, wie Fachkräftebeschaffung nebeneinander möglich sein kann, wobei sie auch unabhängig von der Intel-Ansiedlung schwieriger werden wird. Es wird ein stärkerer Wettbewerb um Fachkräfte entstehen, dem sich auch die mittelständische Wirtschaft stellen muss. Es wurde deutlich, dass Intel überregional und international Ausschau hält. Unter Bauern könnte man sagen: „Das Gras beim Nachbarn ist immer grüner.“

Vom 11. bis zum 15. März veranstaltete die Microtec Academy in der Handwerkskammer Magdeburg das Seminarprogramm „Einführung in die Fertigungs- und Prozesstechnologien der Halbleitertechnik“. Das war zugleich die Einstiegsveranstaltung der Uni Magdeburg in die überregionale und überbetriebliche Berufsbildungsakademie, speziell für die Mikro- und Nanotechnologien. Ich konnte am 14. März einen interessanten, auf Deutsch gehaltenen Vortrag, der Intel-Mitarbeiter Werner Ertle und Peter Baumgartner mit dem Titel „The world of semiconductor“ verfolgen. Die Überschrift hörte sich zwar allgemein an, es war aber keine Marketingveranstaltung, sondern es wurden realistisch (man war unter Fachleuten) viele Details erläutert, und man verwies auf die hohen Ansprüche, Möglichkeiten, aber auch Grenzen und Probleme der Halbleiterfertigung. Zum Teil auch mit Bezug auf die Pläne für Magdeburg. Natürlich wurde das Moore’sche Gesetz als „Chip-Bauer-Regel“ zitiert, aber Gordon Moore (noch) nicht in den Himmel gehoben.

In der Pause traf ich Giulia Bolognesi (Aufwärtskompatibel? Neue Industriekultur in Magdeburg durch Intel?: # 043 Giulia und Latte macchiato am Hassel, EDTA bei Intel (herbert-karl-von-beesten-intel-blog.blogspot.com) und auch Jörg Vierhaus (Aufwärtskompatibel? Neue Industriekultur in Magdeburg durch Intel?: # 026 Artikel über Partikel aus der Grauzone im September 2023 (herbert-karl-von-beesten-intel-blog.blogspot.com) wieder.

Beim Lunch am Stehtisch waren, neben Peter Baumgartner von Intel, ein weiterer Referent des Seminars, Gerfried Zwicker, vom Fraunhofer-Institut für Siliziumtechnologie in Itzehoe, sowie zwei junge Frauen aus süddeutschen Chip-Zulieferbetrieben meine Gesprächspartner. Meine spontane Frage an eine der jungen Damen, ob sie sich demnächst einen Job bei Intel in Magdeburg vorstellen könnte, beantwortet sie freiweg mit: „Auf jeden Fall!“ Gerfried Zwicker konnte ich mit der Vermittlung eines Kontaktes zu einer Human-Resources-Ansprechpartnerin bei Intel helfen, weil er einen taiwanesischen Doktoranden betreut, der einen Job in der Halbleiterindustrie sucht. Ich wies auch auf die aktuellen und sich in letzter Zeit häufenden Stellenanzeigen bei LinkedIn und XING hin, mit denen Intel Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen weltweit schon jetzt für den Standort Magdeburg gesucht werden. Die strategische Personalsuche für Magdeburg setzt bei Intel also schon frühzeitig ein.

Die Bauernregel am 15. März, am Ende der Veranstaltung: „Lukretia feucht, Kornsäcke leicht.“ Da das Wetter an diesem Tag sonnig und trocken war, müssten also perspektivisch die Säcke der Chip-Bauer schwer werden.

Am 22. April 2024 endet*) die öffentliche Auslege- und Einspruchsfrist zum Intel-Bauvorhaben „Errichtung einer Halbleiterfabrik“. Für den 21. März lautet die Bauernregel: „Soll das Korn gar üppig stehen, soll man es an St. Benedikt säen.“ Dann schauen wir doch mal, wie die Saat am 29. Mai 2024 bei der öffentlichen Verhandlung von Einsprüchen in der Magdeburger Johannis-Kirche aufgeht. Auch hier hilft eine Bauernregel: „Mai kühl und nass, füllt's dem Bauern Scheun und Fass.“ Ja, Wasser ist wichtig!

Eine Regel für den Chip-Bauer könnte heißen: „Sind der Einsprüche nicht zu viel, so ist dann Intel bald am Ziel.“

Am 25. März 2024 fand im Rahmen der Vortragsreihe „Wissenschaft im Rathaus" die Veranstaltung „Intel und die Magdeburger Hochschullandschaft“ statt.
Tino Grosche moderierte ein Gespräch mit der Rektorin der Hochschule Magdeburg-Stendal, Prof. Dr. Manuela Schwartz, und dem Rektor der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, Prof. Dr.-Ing. Jens Strackeljan. Die Veranstaltung war gut besucht, 80 bis 90 Personen, und wenn ich mich umschaute, war es eine bunte „Besuchermischung“. Es gab eine Menge Fragen aus dem Publikum. Es überraschte nicht, dass der Rektor und die Rektorin die Ansiedlung insgesamt positiv sehen und davon ausgehen, dass alles glatt läuft. Die Rekrutierung von qualifiziertem Personal wird als die größte Herausforderung gesehen, die die Hochschulen nicht allein bewältigen können. Meine Frage, wie die notwendige Transformationsfähigkeit der Magdeburger gesehen wird, wurde von der Rektorin sinngemäß so beantwortet: Das könnte in zwei Phasen geschehen. Einmal durch Toleranz und Verständnis bei der unmittelbar anstehenden Errichtung der Fabriken mit Baustellen und Verkehr sowie Angebote an das internationale Baustellenpersonal. Zum anderen, in der zweiten Phase, wenn die Fabrik steht, mit der notwendigen Entwicklung einer internationalen Willkommenskultur. Zugleich wurde klar, dass die Hochschulen von Intel „nichts geschenkt bekommen“, dass also Gegenleistungen erwartet werden. Die Investition in die Ausbildung von Mikrotechnologen, z. B. für das Lehrpersonal, auch viele Millionen Euro für Gebäude mit einem großen Reinraum, muss wesentlich von der Uni, sprich aus den Landeskassen von Sachsen-Anhalt erbracht werden.

„Kann das Projekt noch scheitern?“, fragte eine ältere Dame aus dem Publikum. Wenn das geschähe, dann wäre Magdeburg als großer Industrieproduktionsstandort auf Jahrzehnte „verbrannt“. Von der Erwartung, dass Magdeburg einmal 300.000 Einwohner haben könnte, müsste man sich dann verabschieden, meinte der Rektor.  

Die Bauernregel für diesen hellen und klaren 25. März klingt für das Intel-Projekt hoffnungsvoll: „Mariä Verkündigung hell und klar, ist ein Segen fürs ganze Jahr.“ Also schließen wir uns den optimistischen Äußerungen der beiden Hochschulvertreter an, die sie am Anfang der Veranstaltung äußerten.


Welches Werkzeug ist das richtige für den ersten Spatenstich?

Der erste Spatenstich für die Intel-Ansiedlung sollte natürlich stilvoll, dem Bördeacker angemessen, mit einem Rübenspaten oder. einem Rübenheber vollzogen werden. Das ist ein spezielles Werkzeug, mit dem früher die Bauern in der Börde die Zuckerrüben einzeln aus dem Boden heben konnte. Diese Werkzeuge gab es für Rechts-, Links- oder Beidfüßler, so dass sich die Politiker und Politikerinnen die richtigen Rübenspaten entsprechend ihren politischen Orientierungen aussuchen könnten.

Rübenspaten und Rübenheber - www.alltagskulturen.lvr.de 

Wann ist der richtige Zeitpunkt für den ersten Spatenstich?

Mit meiner Chip-Bauer-Regel nach vorn schauen: „Sind Magdeburg und Umland im April und Mai sich einig, wird der Weg zur Silicon-Börde nicht weit, nicht steinig.“

Nach den eingereichten, öffentlichen Unterlagen für die Teilgenehmigung soll ab dem 1. Juni der Bau beginnen, also ist im Juni der offizielle „Erste Spatenstich“ zu erwarten. Aber an welchem Tag? Welche Bauernregel sollte zur Anwendung kommen, um der Sache einen gesegneten Verlauf zu verschaffen?  

Die Lösung in zwei Schritten: Mittels KI sollte eine Wetterprognose für den Juni erstellt werden und in einem zweiten Schritt sollte das mit Bauernregeln korreliert werden.

Alte Bauernregeln für den Juni

·         13. Juni: „Wenn an St. Anton gut Wetter lacht, St. Peter viel Wasser macht."

·         15. Juni: „Hat St. Veit starken Regen, bringt er unermesslichen Segen.“

·         20. Juni: „Hat Margarete keinen Sonnenschein, dann kommt das Heu nie trocken ein.“

·         24. Juni: „Regnet es am Johannistag, regnet es noch 14 Tag."

·         29. Juni: „Peter und Paul hell und klar, bringt ein gutes Jahr.“

 

Ein guter Zeitpunkt wäre zwischen St. Anton und St. Veit, also der 14. Juni, der „Basilius-Tag“, weil sowohl bei lachender Sonne am 13. Juni als auch bei Regenwetter am 15. Juni die Auswirkungen in den Bauernregeln jeweils positiv beschrieben werden. Außerdem hat einer der voraussichtlichen Spatenstecher, Kanzler Olaf Scholz, am 14. Juni Geburtstag, Intel-CEO Pat Gelsinger, dessen zweiter Vorname Paul ist, der am 13. Juni gefeiert wird. Das alles könnte man mit „Reiner“ kombinieren, dem Namenstag unseres Ministerpräsidenten am 17. Juni.

St.Basilius - Bild: Wikipedia

Basilius (330 - 379) auch „der Königliche oder der Große“ genannt, ist ein wichtiger Heiliger und hat auch zu seiner Zeit Transformationsprozesse vorangetrieben (siehe auch Basilius der Große – Wikipedia). Damit ist er ein guter Patron für diesen Tag.

 

Neue Chip-Bauer-Regeln zum Basilius-Tag

Alles konzentriert sich auf die Zeit um den Basilius-Tag, also den 14. Juni. So möchte ich, damit alles gut läuft, für diesen Tag einige neue innovative Chip-Bauern-Regeln zur Auswahl stellen:

·         Regnet‘s auf Basilius, wird‘s für den Chip-Bauer ein Genuss.

·         Ist‘s Wetter auch beim Spatenstich rau, stört‘s nicht den Semiconductor-Bau.

·         Scheint zu Basilius die Sonne auf den Spaten, kann der Chip-Bauer durchstarten.

·         Bringt zu Basilius Olaf Millionius zum Pat-Paulinius,

Bördebezwinger Gelsinger, wird zum Chip-Fab-Bringer.

·         Der Landesvater Reiner, präsidial wie keiner

hält Reden, groß wie Basilius,

schippt Bördeboden, mit Genuss,

lässt sich loben, preisen, schlägt im Boden Schneisen.

·         Erster Spatenstich bei Strich-Regen? Werter Basilius, bring trotzdem Chip-Segen!

Vielleicht wird noch später im Hundertjährigen Intel-Kalender der Spatenstichtag nur rot angestrichen? Denn bis zu einem St.-Gelsinger-Day oder einen St.-Simone- oder gar einem St. Olaf-Tag – das ist ein weiter und harter Weg. Und wer will in Zeiten des Klimawandels schon wetterprognostische Regeln aufstellen?

Obwohl… wenn das von Pat Gelsinger formulierte Ziel, dass die Intel Corporation weltverändernde Technologien entwickelt, um das Leben aller Menschen auf dem Planeten zu verbessern, erreicht wird, dann wird er sich der Aufnahme in höhere Sphären wohl kaum entziehen können.

*) Am 6.4.24 korrigiert: Irrtümlich stand hier der 22. März 2024

Samstag, 30. März 2024

# 046 „Volkstimme“-Schlagzeilen im März 2024 mit Intel-Bezug (Auszug)

 



In 20 "Volksstimme"-Ausgaben im März (von 25) sind 41 Artikel erschienen, in denen es auch um Intel geht.  Hier eine Auswahl der Schlagzeilen 

  • Intel: Technologie trifft Literatur - Die Gesprächsreihe von Blogger Karl von Beesten in der Bibliothek geht weiter.
  • Kein Schlaf für Intel - Erstmals wird die Mega-Dimension deutlich. 24-Stunden-Betrieb, ein Parkhaus für 2.900 Autos und 200 Tonnen Chemie im Jahr.
  • Baubranche fordert mehr Wertschätzung
  • Magdeburg ist der große Verlierer - Sehr unterschiedlich entwickelt hat sich die Beschäftigtenzahl in der Produktion.
  • Bangen um den Aufenthalt- Yatha Sharma arbeitet als Doktorandin an der Uni Magdeburg.
  • Filetstücke der Magdeburger Altstadt - Bis heute bietet die Magdeburger Innenstadt baulich Platz für neue Ideen.
  • Leserbrief - Vor die Karre spannen lassen Zum Thema „Intel-Postenaffäre im Bildungsministerium“.
  • Großinvestition in Schönebeck geplant - Im Sog von Intel siedeln sich weitere Unternehmen in Sachsen-Anhalt an.
  • Kommentar - Der Lockruf von Intel.
  • Lackfabrik springt auf Intelzug
  • Die Kutsche vom Intel-Gelände -Archäologen haben auf dem Areal der zukünftigen Chipfabriken einen einzigartigen Begräbnisort entdeckt.
  • Weg frei für den neuen Namen - Die Landeshauptstadt überträgt bestimmte Vermarktungsrechte für das Stadion an den 1. FC Magdeburg.
  • Leserbrief- Buslinie wäre viel flexibler.
  • Leserbrief - Viele Fragen zur Trassenidee.
  • Magdeburg im Hip-Hop-Fieber
  • Leserbrief - Trasse völlig überflüssig.
  • Willkommen für Fachkräfte und Forscher - Die Stadt startet einen neuen Service, um internationale Neu-Magdeburger zu begrüßen.
  • Der Verkehrsinfarkt droht
  • Wissenschaft im Rathaus
  • Posten-Affäre: Grüne dringen auf IT-Sonderermittler- Datenforensiker soll klären, ob eine brisante E-Mail echt ist oder nicht.
  • Ein Willkommen in den Unternehmen - In Magdeburg hat sich ein Bündnis formiert, das die Integration von Fachkräften aus dem Ausland vorantreiben soll.
  • Schiefes Amerika-Bild schadet - Mit Vorurteilen schützt der Mensch seine Psyche, kann sich und andere damit aber auch erheblich belasten.
  • Posten-Affäre: Sonderermittler abgelehnt
  • Kluge Köpfe gesucht - Intel-Umfeld wächst: Das niederländische Hightech-Unternehmen Sioux hat im vergangenen Jahr angekündigt, nach Barleben zu ziehen.
  • Otto setzt dieses Jahr auf Veränderung - Magdeburg weiter voranzubringen.
  • Kommt Starbucks nach Magdeburg?
  • Leserbrief: Intel – Sorge um das Grundwasser.
  • China tauscht westliche Chips aus
  • Wohnen zwischen Intel und Innenstadt - Auf einer früher landwirtschaftlich genutzten Fläche in Lemsdorf werden Wohnhäuser gebaut.
  • Was Stadt für Ansiedlungen tun muss
  • Uhrenvergleich in Magdeburg 

 



 



Samstag, 9. März 2024

# 045 Literatur und Transformation

Albrecht Franke und Herbert Beesten im Gespräch, anlässlich der Lesung vom 4. März 2024 in der Stadtbibliothek Magdeburg

 

Herbert Beesten: Transformation ist das Thema meines Blogs. Passt dieses Wort überhaupt zur Literatur – denn erklärtermaßen kommen im Blog nicht nur Sachtexte, sondern eben auch literarische Texte vor.

Albrecht Franke: Wenn wir von der Grundbedeutung des Wortes ausgehen, von der transformatio, der Umwandlung, Umgestaltung, Umformung – unbedingt! In seinen „Vorlesungen zur Ästhetik“ erwähnt Hegel eine „Totalität einer Welt- und Lebensanschauung des Romans“. Es dürfte erlaubt sein, diese Totalität auf die Literatur im Ganzen auszudehnen. Besonders erzählende Techniken vermögen es, das geschichtliche Leben der Menschen bis in seine Alltäglichkeit, ja Banalität, und Intimität hinein ständig zu begleiten. Es können detaillierte, aber auch umfassende Bilder des Lebens gegeben werden. Das umfasst Historie, Geographie, Politik, Ethnologie, Geisteswissenschaft, Psychologie, Medizin, auch die Utopie, die Technik usw. Insofern spiegelt Literatur auch Veränderungen und Transformationen.

Zu denken wäre an den Bildungs- oder Künstlerroman, den Entwicklungsroman.

Ja. Wichtig für die Darstellung der Transformationsprozesse waren, besonders im 20. Jh., die Aufnahmen von dokumentarischen Materialien, Mitteln und Techniken. Wenn wir etwa an Dos Passos‘ „Manhattan Transfer“ denken. Oder, um in der Nähe zu bleiben, Edlef Köppens „Heeresbericht“, der auf faszinierende Weise Archivmaterialien verwendete und so die Aussage seines Romans gewaltig verstärkte. Das war aber vor hundert Jahren etwas ganz Neues, etwas Unerhörtes sozusagen in der Literatur. Tradierte Formen wurden umgewandelt und damit weiterentwickelt!

Hast du auch früher schon Literatur unter dem Gesichtspunkt der Transformation betrachtet?

Ich muss zugeben: So wie ich das eben gesagt habe: Nein!

Hat das mit deinem „DDR-Hintergrund“ zu tun?

Wohl nicht. Denn gerade die frühe DDR-Literatur hat ständig von Wandlungen der Menschen und Umstände gehandelt. Etwa von den Wandlungen in der Landwirtschaft, in der Politik. Interessanterweise war es vielleicht gerade diese Herangehensweise, die auch die Darstellung von Widersprüchen ermöglichte. Ich entsinne mich noch gut der zum Teil wütenden Reaktionen auf Strittmatters „Ole Bienkopp“. Oder dass man Werner Bräunigs Roman „Rummelplatz“ einfach verbot. Wie sieht das nun aber vor einem „westdeutschen“ Hintergrund aus?

Ich glaube, die Entwicklung verlief ganz ähnlich, wenngleich auch keine Bücher verboten wurden. Widersprüche in der Gesellschaft wurden gezeigt, die Nachwirkung des Dritten Reiches: Böll, Walser, Grass, Frisch; gar die „Literatur der Arbeitswelt“ tauchte auf, etwa bei Max von der Grün. Wenn das keine Transformation ist …

Jetzt erlaube mir eine Frage: In welchem Werk der Literatur findest du den Gedanken der Transformation beeindruckend verwirklicht?

Als junger Mensch hat mich das Buch „Haben oder Sein“ von Erich Fromm geprägt, so dass für mich bis heute der psychologische und gesellschaftskritische Aspekt der Transformation wichtig ist. Und wie sieht das bei dir aus?

Das großartigste Werk in dieser Hinsicht ist für mich Peter Weiss‘ „Die Ästhetik des Widerstands“.

HB Gut, jetzt aber zur ganz gegenwärtigen Transformation: Intel etc.

 

Nach einer Gesprächsidee von Albrecht Franke.